Geister! Hexen! Dämonen! Sie beherrschen die einsame Burg. Prinz Eisenherz wurde zusammen mit dem kleinen Zauberer Oom Fooyat ausgesandt, um das Rätsel hinter den unheimlichen Vorgängen zu lüften. Eingewiesen in die Tricks der leichteren Magie von Merlin höchstselbst hat der Prinz bald schon einen findigen Einfall. Doch sobald der Fall gelöst scheint, fangen die Schwierigkeiten erst an. Die mysteriösen Vorgänge rund um die Burg haben derart viel Angst verbreitet, dass sich niemand finden will, künftig in der Burg für Sicherheit zu sorgen. Ein weiteres Mal haben die Gefährten eine Idee, die sehr bald Früchte trägt.
Mit dieser Leichtigkeit, für die der Prinz auch dankbar sein kann, geht es nicht weiter. Die kommenden Aufträge sind schwieriger, gefährlicher, wenn auch weitaus aufregender für den Prinzen. Nach einer Phase des Glücks mit Frau und Kind sehnt er sich auch nach richtiger Ritterarbeit. Im Klartext bedeutet dies nichts anderes als Kampf. Da trifft es sich, dass der Hadrianswall, die Grenze zum wilden Land der Pikten, offensichtlich durchbrochen wurde und die barbarischen Eindringlinge nun das Land von König Arthur bedrohen. Obwohl seine Mannen seine Taktik zuerst belächeln, kann sich der Prinz keinen Frontalangriff erlauben. Zu zahlreich ist der Feind. Eisenherz beginnt einen Feldzug hinter den feindlichen Linien und fällt den Pikten in den Rücken, greift die schutzlose Heimat derer an, die es wagten nach langer Zeit den Frieden zu brechen.
Und als wäre das noch nicht genug …
Prinz Eisenherz’ Abenteuer sind in diesem siebten Band sehr vielfältig, so vielfältig, dass ein Abschnitt sogar ohne ihn auskommen muss und von seiner Frau Aleta als Hauptfigur bestritten wird.
In alten Tagen, also im letzten Jahrhundert, als das Angebot an Unterhaltung für Kinder noch nicht so groß war, gab es so genannte Langspielplatten, auf denen sich Prinz Eisenherz in den Tagen König Arthurs gegen einen geheimnisvollen Unhold wappnete. Das Abenteuer zu Beginn dieses Bandes erinnert an jene gruselige Episode des Prinzen, ist hier jedoch ungleich aufwendiger, da es sich gleich um eine ganze Burg voller furchtbarer Kreaturen geht. Der Prinz ist inzwischen zu einem gestandenen Kerl geworden, der Gefahren mit der Lässigkeit eines erprobten Kriegers begegnet. Er ist wacker, aber keineswegs tollkühn. Er ist zu einem hervorragenden Taktiker geworden, der seinen Gefolgsleuten zum Vorbild gereicht.
Nach dem gruseligen Auftakt, bei dem es dank des tollpatschigen kleinen Zauberers – der schon Merlin an den Rand des Wahnsinns trieb – auch recht komisch zugeht, muss sich der Prinz alsbald in einem waschechten Krieg bewähren. Der berühmte Hadrianswall, immer noch ein touristischer Anziehungspunkt, wird hier zum Schauplatz eines mühevollen Kampfes, den Prinz Eisenherz mit einer gar zu kleinen Gruppe gegen einen übermächtigen Feind bestreiten muss. Sicherlich ist die Erzählweise von Prinz Eisenherz nicht mehr modern zu nennen – erzählende Texte, die Bildern zur Seite gestellt sind – aber gerade das macht sie zu einer Ausnahme, lässt die ruhige Erzählform beinahe rebellisch wirken im Gegensatz zu manch wirrer Bilder- und Textfolge, die heutzutage besonders innovativ erscheinen will.
Denn gerade am Beispiel dieser Schlachten zeigt sich, wie hochdramatisch die Handlung angelegt ist, die durch die seitenweise Erscheinungsweise in kleinen Häppchen erzählt ist, die jedes Mal einen kompletten Spannungsbogen enthielten.
Wieder ist Hal Foster weit davon entfernt, den Krieg zu glorifizieren oder den Prinzen als kämpferischen Übermenschen darzustellen. Im Gegenteil kann der Prinz nur um Haaresbreite dem Tode entkommen, dank seiner Frau, die sich mutig durch die Reihen der Feinde wagt, um ihrem Mann zu Hilfe zu eilen.
Heimeliger wird es im Handlungsstrang um die Reise nach Thule, in die Heimat von Prinz Eisenherz. An seiner Seite erscheint endlich wieder jener urige Bursche namens Boltar, jene Wikingergestalt, die auch in der berühmten Filmfassung mit Robert Wagner in der Titelrolle nicht fehlen durfte. Eine Seefahrt, ist hier nicht nur lustig, sie ist auch steter Quell an Überraschungen dank Boltar, der die Heimreise nach Thule zu seiner persönlichen Einkaufstour macht. Ein Wikinger ist eben immer im Dienst und so manche Hafenstadt hat stets das Eine oder Andere zu entbehren, was daheim gebraucht wird.
Aber – und hier greift wieder Hal Fosters bemerkenswerte Erzählweise – Boltar muss sich auch vorführen lassen, dass nicht immer die Mannsbilder es sind, die das Sagen haben. (Wie es sich am Beispiel Aletas zeigt, haben sie eigentlich gar nichts zu melden.) Boltar muss sich mit Tillicum auseinandersetzen, die es als Aufgabe betrachtet, Arn, den Sohn des Prinzen, zu beschützen. Der Mut dieser Frau, die Eisenherz und Aleta aus der neuen Welt in die alte begleitete, macht den wortgewaltigen Boltar ziemlich nachdenklich.
Starke Männer, aber nicht minder starke Frauen – weil viel vernünftiger – das war ein Geheimrezept Fosters für wohl durchdachte und sehr unterhaltsame Geschichten.
Über die Qualität von Fosters Bildern muss eigentlich kein weiteres Wort verloren werden, außer dass er mit diesen Geschichten einmal mehr seinen Vorbildcharakter für heutige Zeichner bestätigt. Es gibt Meister ihres Fachs, die sind zeitlos und Foster gehört ohne Frage dazu.
Wenn der Leser Aleta und König Aguar, des Prinzen Vater, nach ihren Abenteuern wider verlassen hat und sich dem Weg von Eisenherz nach Rom anschließt, werden die Seiten immer weniger. Nach einem Blick auf den schwarzen Robert kann man nur traurig den Band zuklappen, sehnsüchtig die Fortsetzung erwarten … Oder von vorne beginnen und sich in all die vielen Details vertiefen, die überall zu finden sind. Beste Unterhaltung für Ritter- und Mittelalterfreunde mit einem zeitlosen und sympathischen Helden. 🙂
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