Diese Verfolgung endet auf einem Balkon. Batman liegt bewusstlos und angeschlagen zwischen den Zierpflanzen. Wenig später liegt er in einem Bett, rührend versorgt, den Oberkörper entblößt und verbunden. Die Maske hat man ihm gelassen. Batman wurde von einem Fan gefunden. Die vielen Anfeindungen und der Verdacht, er habe den ehemaligen Bürgermeister der Stadt, Oswald Cobblepot, ermordet, erleichtern Batman seine selbst auferlegte Aufgabe nicht. Dennoch gibt es Menschen in der Stadt, die in ihm ein Symbol der Hoffnung und eine Vertrauensperson sehen. Die ihm entgegen gebrachte Sympathie wiegt schwerer als die zuverlässige Pflege. Etwas gefasster macht sich Batman wieder an die Arbeit.
Inzwischen können die alternativ zur Original-Storyline erzählten Abenteuer bekannter Superhelden kaum noch nachgezählt werden. Ob nun Neubeginn oder auf anderen Erden, diese hier, die zweite Folge um einen Batman, der beginnt, ist hervorragend gelungen. In der ersten Folge wurden einige neue Wege im Leben von Bruce Wayne anskizziert und teilweise schon beschritten. Diese werden nun konsequent fortgeführt. Aber mehr noch: Figuren, die man zu kennen glaubte, weichen von ihren gewohnten Mustern ab und werden neu definiert. Zusammen mit einem Batman, der stellenweise noch unsicher ist, sein Equipment erst nach und nach zusammenstellen muss, entsteht ein Comic-Charakter, der richtig, richtig gut wird!
Eine ultrafeine Charakterisierung ist das Kennzeichen dieser zweite Episode, in der sich viele Figuren vorstellen. Einige treten gleich wieder von der Bühne ab, einige sorgen für Überraschungen, wieder andere legen eine Wandlung hin, die sich gewaschen hat. Fans von Batman dürfen sich auf den Riddler, Killer Croc, auf die Geschwister Dent, einen sympathischen Detective Bullock und einen Alfred Pennyworth freuen, der härter als gewöhnlich ausfällt.
Anklänge dieses Pennyworth fanden sich in der Original-Storyline in Rückblicken auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs, als der Butler noch kein Butler war, sondern Angehöriger des Militärs. Dieser Pennyworth ist härter, viel weniger zurückhaltend, ist ein Zyniker, jemand, der sich der Gefahr zugunsten von Schwächeren stellt. Kurzum, er ist das (fast) perfekte Vorbild für Batman. In Sachen Manieren und Alltagstauglichkeit ist er das in jedem Fall für Bruce Wayne. Wie gut er zu Batman passt zeigt eine Schlüsselszene, in der eine Konfrontation unausweichlich ist. Im Vergleich zum originalen Pennyworth ist der Charakter von ERDE EINS wie eine Große-Bruder-Version.
Für den Riddler gilt das nicht. Sein Charakter bleibt im wahrsten Sinne des Wortes zu rätselhaft. Er ist mehr ein Joker, wie ihn Heath Ledger spielte. Dieser Riddler will die Welt einfach nur brennen sehen. Dieser Riddler ist brutal, aber etwas ohne Kontur. Da fällt Killer Croc deutlich besser auf. In filmischem Design angelegt, durchaus mit Parallelen zur kommenden Version im DC-Kinoblockbuster Suicide Squad, gestaltet Gary Frank einen echt aussehenden Croc und führt ihn in einer dialogstarken Szene mit Batman optimal vor.
Dieser Batman kann sich immer besser (durch)schlagen. Das Equipment wird professioneller. Aber mit einem wichtigen Detail hapert es noch. Diese Anmerkung muss sich der maskierte Held seitens seines Kontaktmannes bei der Polizei, Detective Gordon, gefallen lassen. Er ist noch kein guter Detektiv. Aber er ist auf dem besten Wege dahin. Auch andere Personen meinen besser und richtiger über Batman oder Bruce Wayne Bescheid zu wissen. Die einen halten ihn für überheblich, weil er so schutzlos agiert, die anderen denken bei ihm nur an seine familiäre Vergangenheit und scheren ihn mit seiner Abstammung über einen Kamm. Die Vorlage von Geoff Johns wird von Zeichner Geoff Johns optimal ausgebaut. Hier finden sich perfekte Emotionen, tolle Choreografien und packende Action-Sequenzen, deren Auslöser hauptsächlich der Riddler ist.
Eine der besten Alternativerzählungen zu bestehenden Comic-Szenarien. Auch das Team aus Geoff Johns und Gary Frank hat sich gesucht und gefunden und arbeitet mit einer ähnlichen Dynamik wie es z. B. auch ein J. Michael Straczynski und ein John Romita jr. bei Spider-Man taten. Alle Batman-Fans sollten sich diesen Handlungsstrang nicht entgehen lassen. 🙂
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