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Comic Blog


Samstag, 16. August 2008

Albatros 3 – Seelengeflüster

Filed under: Abenteuer — Michael um 15:38

Albatros 3 - SeelengeflüsterRosaline ist tot. Ihre Leiche, zurecht gemacht wie dereinst Ombeline, als sie noch im Kabarett gearbeitet hat, wird von allen Seiten nicht nur bestaunt. Vielmehr ist man allseits daran interessiert, den Mörder zu finden. Nicht zuletzt ist – was Ombeline besonders erschreckt – der Gouverneur nicht ein Onkel, sondern der Vater. Ombeline, verantwortlich für den Tod von Rosaline flieht, nicht ahnend, dass jemand anderes für die Tat zur Verantwortung gezogen werden soll. Louis, einer der Seeleute, der ihr ans Herz gewachsen ist, wird gefasst und soll verhört werden. Ombeline jagt zurück zum havarierten Schiff. Wenigstens das Morphium, weshalb sie ins Kabarett zurückgekommen ist, soll der Kapitänin Linderung verschaffen.

Doch es kommt ganz anders. Das Schiff wird nie wieder fliegen. Die Mannschaft meutert und hat kein Vertrauen mehr in ihre einstige Anführerin. Notgedrungen verlassen Ombeline und ihre letzten noch verbliebenen Freunde das Schiff. Da bäumt sich die Kaptänin noch einmal auf. Sie hebt das kleine Instrument an ihren Mund und bläst hinein. Es vergeht nicht viel Zeit, denn schon kommen die gefiederten Freunde herbei. In Scharen, in Massen fallen sie über die Soldaten her, eine letzte Rache. Doch es ist noch nicht vorbei.

Mit Seelengeflüster endet eine ungewöhnliche Geschichte. In drei Teilen beschert Vincent den Lesern eine spannende, mysteriöse, gruselige und abenteuerliche Handlung, in der er seine von ihm geschaffenen Charaktere durch eine sehr abgründige Zivilisation jagt. Das letzte Kapitel raubt den heranwachsenden Mädchen die letzten Illusionen, die Hoffnungen, ja sogar das Leben.

Regen, Schmutz, Matsch, Schnee, Vögelschwärme, düstere Gassen, graue Weite, alles getaucht in ein diffuses Licht, das irgendwie nichts ist. Kein Sonnenauf- oder –untergang, kein Mittag. Es ist eine Welt, in der jeder seinen Weg in, durch und heraus aus diesem Dreck finden möchte. Aber die meisten – so zeigt sie Vincent dem Leser – sind dort zufrieden, wo sie sind. Jedenfalls haben sie sich mit den Umständen arrangiert. Auch optisch wirken diese Figuren degeneriert, weniger wie Karrikaturen, mehr wie falsch zusammengesetzt. Da andere Menschen – an erster Stelle die Hauptfigur Ombeline selbst – realistischer wirken, kann man Vincent hier Absicht unterstellen. In jedem Fall trägt die Gestaltung diverser Schurken und Soldaten, der Damen im Kabarett viel zur Atmosphäre und Erzählung bei.

Oft trifft man sein Schicksal auf den Wegen, die man nimmt, um es zu meiden.

Die alte Frau, die der verzweifelten Ombeline über den Weg läuft, bringt den Kern der Erzählung auf den Punkt. Diese an eine Hexe aus dem Märchen erinnernde Alte steigert mit ihrem Sarkasmus die Verzweiflung des Mädchens noch. Sie macht ein Angebot, dass Ombeline nicht annehmen kann, da sie nichts hat, um es zu begleichen. Allerdings lässt sich die Alte auch erweichen. Die Lösung ist einfach. Packe die Aufgaben an, die vor dir liegen. Enttäusche nicht das in dich gesetzte Vertrauen. Völlig auf sich allein gestellt, macht sich Ombeline ans Werk.

Der Umschwung macht auch dem Leser Mut, der inzwischen so richtig mit Ombeline mitfiebern kann. Aber Vincent behält auch den Kurs bei, es seinen Figuren so schwer wie möglich zu machen. Am Ende kommt die Rettung aus der Luft, der Ausweg liegt im Flug, den Ombeline zuerst nie machen wollte und nun mit Brauvour erledigt.
Insgesamt – und der vorliegende Band ganz besonders – ist Albatros voller philosophischer kleiner Bilder, kleiner Ver- und Hinweise, die man für sich entdecken kann, aber man muss es nicht.

Grafisch überaus ansprechend – wenn auch in sehr düstere Stimmung getaucht – nimmt Vincent seine Leser mit auf ein Jugendabenteuer in bester klassischer Tradition. Realismus trifft auf ein Quentchen Phantastik mit sehr schönen Szenen und guten Dialogen. An Albatros Band 3 gibt es nichts zu rütteln. Der letzte Teil kann in aller Ruhe – die ist wichtig, denn für mal so nebenbei ist er zu schade – genossen werden. 🙂

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