Asgard Eisenfuß, von den Göttern bereits bei der Geburt gezeichnet, hat es sich zur lebenslangen Aufgabe gemacht, dem Schicksal mit aller Kraft entgegen zu treten. Als sein Lebensweg jäh unterbrochen wird, man ihn aus der verdienten Gemeinschaft zwingt, jagt er fortan die göttlichen Monster, wo er sie findet. Umsonst ist allerdings nur der Tod und so lässt sich Asgard Eisenfuß seine Dienste teuer bezahlen. Denn mit jedem Auftrag spielt er auch mit seinem Leben, obwohl seine Sinne und Muskeln mit den Jahren derart geschärft sind, dass er sich beinahe gelangweilt einem angreifenden Bären stellen kann. Sein neues Ziel hingegen stellt alles in den Schatten, was ihm bisher begegnete. Selbst der versierte Asgard kann nicht vorhersagen, ob er den Auftrag überleben wird.
Ein abgeschlossenes Epos aus der Ära der Wikinger. Als die Welt noch geheimnisvoller, sich die Götter und ihre Sprößlinge noch in das Leben der Menschen einmischten und das Leben ein steter Kampf war, genau zu diesem Zeitpunkt springt der Leser dank Xavier Dorison und Ralph Meyer in die Geschichte hinein. Nun könnte man annehmen, Xavier Dorison (Autor) habe sich von Peter Benchley (Der weiße Hai) inspirieren lassen. Die Ausgangssituation erinnert vage an die Monsterhatz vor einer einsamen Küste. Wenige nehmen den Kampf gegen die Bestie auf, nicht alle richtig freiwillig. Einer macht es der Bezahlung wegen und weil er alles, was mit den Göttern zu tun hat, sowieso hasst.
Denn sie haben ihn bereits bei der Geburt zu einem Ausgestoßenen gemacht. Da der Vater es nicht über sich bringen konnte, den Sohn zu töten, wie es bei einem behinderten Kind seine Pflicht als echter Wikinger wäre, gibt er ihm den Namen Asgard und zieht ihn auf. Aus Asgard wird ein starker Mann, der seinen Weg im Leben geht. Bis es ihn aus der Bahn wirft. Xavier Dorison hält sich nicht lange mit dem Hintergrund der Figur des Asgard auf. Sie ist schnell umrissen und ihr Lebenslauf hat keinen Philosophen, sondern einen gestandenen Krieger aus ihr werden lassen. Als Skraeling, gezeichneter Mensch, beweist er nicht nur großen Mut, sondern ist auch sehr findig, wenn es darum geht, die Krokken, die Monster aus der Göttersphäre, zur Strecke zu bringen.
Ralph Meyer, der Zeichner (und teilweise auch Kolorist neben Caroline Delabie), setzt sich bildlich auf eine hart romantische Weise mit diesem rauen Landstrich auseinander. Da wird nichts beschönigt. Diese Zivilisation hat nichts für Feiglinge übrig. Frauen sind ebenso durchsetzungsfreudig und kämpferisch wie die Herren der Schöpfung. Und nicht nur das: Sie können auch mit der gleichen Brachialgewalt zu Werke gehen. Ralph Meyer setzt auf Realismus und verwendet eine ebenso sparsame wie optisch perfekte Strichtechnik. In einer Mischung aus Jean Giraud und Michel Blanc-Dumont, vielleicht auch Colin Wilson entstehen die Bilder vor dem Auge des Lesers.
Alle drei genannten Zeichner, in die sich Ralph Meyer mit seiner Technik nahtlos einreihen kann, haben sich im Verlaufe ihrer Karriere eine sehr weiche wie auch streng ausgeführte Strichtechnik erarbeitet. Weich ist die Wirkung, sie duldet aber auch keine Zufälle im Strich, ist deshalb auch streng, vielleicht extrem diszipliniert zu nennen. Da wird kein Strich, keine Schwarzfläche zuviel gesetzt. Die Gesichter sind durchweg wunderbar zu nennen, jeweils sehr individuell und sind ein Musterbeispiel für tolles Charakterdesign. Die Hauptfigur, Asgard selbst, und auch die weibliche Rolle, die junge Sieglind, heben sich von anderen Figuren sehr schön ab. Die optischen Merkmale werden durch die feinen Beschreibungen und Hintergrundinformationen der Charaktere durch Xavier Dorison noch verstärkt.
Das Monster! Das Titelbild deutet es bereits an. Das Monster ist groß. Verdammt groß. Das Aussehen ist durchaus bekannt und soll auch hier nicht weiter erwähnt werden, um die Überraschung nicht zu verderben. Aber in dieser Dimension packt es gleich vom ersten Anblick an und erzeugt durch diese Gigantomanie einen enormen Eindruck. Die damit einhergehende Zerstörungswut, die sich weder hinter dem weißen Hai noch dem weißen Wal verstecken muss (hat sie doch Potential für beides), wird stets von Ralph Meyer optimal in Szene gesetzt. Zuerst mittels Vorboten, kurz darauf als Schemen, später in voller Pracht, fast bildlich gefeiert.
Wie ein wiederkehrender Mythos: Mensch gegen Bestie, in eine Dimension gehoben, die sogar einen Kampf von Mann gegen göttlicher Macht darstellt. Grafisch meisterlich, packend erzählt, ein vorbildliches Abenteuer von Meyer und Dorison. 🙂
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