Das Yankee-Stadion ist ein kleines Dorf geworden. Mit seiner Architektur ist es ein natürliches Fort. Doch wer innerhalb dieses und anderer Forts dieser Art unterkommen will, muss neuen Regeln gehorchen. Regeln, die von Verbechern aufgestellt wurden und die nun die Oberhand haben. Miniaturstaaten sind entstanden. Jeder ringt um einen Vorteil. Verhandlungen werden begangen, Hinterhalte gelegt. Der Krieg ist nicht kalt. Er ist zu jeder Stunde heiß. Skrupel gibt es keine mehr. Doch die Opfer sind meist immer noch die Unschuldigen.
Wenn die Zivilbevölkerung verloren ist, das Militär vernichtend geschlagen wurde, behalten nur noch jene eine Ordnung aufrecht, die zuvor schon in einer gewissen Forma organisiert waren: Gangs. In einem großen Ausschnitt der Welt, dem, was von New York übrig geblieben ist, haben sich verschiedene Gruppen herausgebildet, die den mageren Rest einer Weltstadt unter sich aufzuteilen versuchen. Natürlich geht aus auch um Vorherrschaft. Wer kann sein ehemalige Stadion zum neuen Olymp innerhalb des Chaos machen? Claudio Sanchez und Chandra Echert nehmen sich den menschlichen Untergang vor und beschreiben einen schön schaurigen Big Apple. Hierin bewegen sich die letzten Überlebenden auf der Suche nach Gegenständen, die noch irgendeinen Wert haben könnten.
Die Arbeit für die falsche Seite brachte der Familie von Ewing den Tod. Seither hat er beschlossen, dass selbst in einer Welt, in der Gevatter Tod allgegenwärtig ist, Rache immer noch ein angenehmes Ziel bedeutet und außerdem eines ist, das die Zeit ausfüllt. Die beiden Autoren haben sich neben dieser Rachegeschichte noch einen weiteren Aspekt ausgedacht, der dieser Zombiegeschichte Spannung verleiht. Ewing hat eine Eigenschaft seiner Mundharmonika entdeckt, die ihm ohne die Apokalypse niemals aufgefallen wäre. Der Effekt ihrer Klänge auf die Untoten kommt einem Rattenfängerphänomen gleich und geht sogar noch einen Schritt weiter.
So entsteht für den Leser eine Art Spiel mir das Lied vom Tod im wahrsten Sinne des Wortes in Zombieland. Dank der Zeichenkünste eines Aaron Kuder sind die Bilder, die auch zum Teil eine Freundschaft beschreiben, sehr schön anzuschauen, obwohl das im Zusammenhang mit einer Zombiegeschichte ungewöhnlich formuliert sein mag. Aber eine gute Technik ist eine gute Technik und diese beherrscht Aaron Kuder hervorragend. Mit seinem Zeichenstil ordnet er sich in die Reihe ähnlich penibler Zeichner ein wie Geof Darrow (Hard Boiled) oder Juan Jose Ryp (Frank Millers Robocop). Wer sich also mit diesen Zeichenstilen gut unterhalten fühlt, liegt hier schon einmal richtig.
Darüber hinaus ist der Charme der Erzählung, angesiedelt zwischen Italowestern und Tarantino-Stil, bei einer härteren Gangart zu finden. Das hat auch etwas von den Romero-Streifen vergangener Tage, in denen ziemlich geradlinig erzählt wurde. In den Kampfszenen gegen die Untoten finden sich atmosphärische Bilder, wie sie auch erwähntem Zombieland entsprungen sein könnten (ohne den Humor) oder auch dem Remake von Dawn Of The Dead (hier ebenfalls ohne den wenigen Humor). Grafisch besticht Aaron Kuder durch die hohe Individualität seiner Figuren und einer filmischen Sicht auf das Geschehen, eine gelungene Choreografie seiner Kampfszenen inklusive.
Das ist insgesamt nichts für schwache Nerven. Der Niedergang der Welt wird gruselig gut mit einigen sehr eindeutigen Bildern dokumentiert. Ein Pärchen hat auf einer Parkbank den gemeinsamen Selbstmord begangen. Das Wrack eines Hubschraubers hängt in der Freiheitsstatue. Ein leerer Schädel liegt wie Touristenmüll im Central Park. Eine Bibliothek, ein ehemaliger Hort des Wissens, wird zum Ort eines Kampfgeschehens. Wo die Geschichte auf Augenhöhe mit einem Italowestern balanciert, weisen die Bilder eine höhere Dichte auf. Ganz so, als habe ein italienischer Altmeisterregisseur das Szepter über der Handlung geschwungen.
Das sieht gut aus, das geht ab und baut auch für das Genre neue Ideen ein, liest sich flüssig und ist perfekte Zombie-Unterhaltung. Aaron Kuder ist als Zeichner eine sehr gute Entdeckung. Hoffentlich sieht man von ihm noch mehr, gerne auch in diesem Genre. 🙂
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