Wenn die Toten auf die Erde zurückkehren, dann ist nicht immer die Hölle voll. Manchmal steckt einfach schwarze Magie dahinter. In vergangenen Zeiten mag an dergleichen geglaubt haben, im finsteren Mittelalter, wie es die Bezeichnung schon sagt. Doch in heutiger Zeit, mit überragender Technik, ist dergleichen nur Humbug. Davon sind auch die amerikanischen Soldaten überzeugt. Beste Ausrüstung, Schnellfeuerwaffen und Unterstützung durch eine perfekte Logistik machen die amerikanische Armee unaufhaltsam. Doch auch Technik kann versagen. So stürzt ein Hubschrauber ab und schon stecken die Soldaten mitten im Schlamassel. Als sie auf Gotteskrieger stoßen, aber kein richtiger Angriff erfolgt, werden sie zunächst stutzig. Als der Feind selbst von jemand anderem niedergemetzelt worden zu sein scheint, werden sie nervös. Als sie ein Gegner attackiert, der von Kugeln nicht aufgehalten werden kann, bekommen die im Kampf erfahrenen Profis zum ersten Mal Angst.
Garth Ennis ist spätestens seit seinen Preacher-Comics ein Garant für schaurig andere Geschichten. Mike Wolfer hat die Idee dieser Comic-Größe aufgegriffen und folgt seinem Interesse für Untoten-Geschichten und Horroratmosphäre. Die ausgewählte Umgebung erinnert, wie auch die Gestaltung der untoten Gegner, an alte spanische Horrorfilme. Hier geht es, gemäß der von Garth Ennis angewandten Techniken, sofort handfest zur Sache. Keine lange Einleitung hält hier auf, des Rätsels Lösung wird Schritt für Schritt präsentiert. Für die Akteure ist es nur bedingt hilfreich, denn ungefährlicher wird es nicht, allenfalls wird es für sie ein wenig berechenbarer.
Neben einem Handlungsverlauf, der grundsätzlich den Überlebenskampf eines verlorenen Trupps hinter den feindlichen Linien aufzeigt (mit Zombies), der außerdem sehr geradlinig verläuft, ist die Action auch gemäß heutiger Standards extrem blutig und kann sich mit jedem Horrorfilm messen. Es gibt eine Szene, auf die auch im Sinne jeglichen Unterhaltungshorrors hätte verzichtet werden können und es verwundert ein wenig, wie diese auch jenseits des Atlantiks so einfach erscheinen konnte. Mike Wolfer bietet darüber hinaus so einiges, was im Bereich des Splatters machbar ist, nicht immer auf die Leinwand kommt und so durch seinen Einfallsreichtum auch ein paar ungläubige Momente bietet. Diese allerdings neigen derart zur Übertreibung, dass der in diesen Dingen versierte Leser, vermutlich auch schmunzeln muss.
Grafisch hat Mike Wolfer auch den Zeichenstift übernommen. Dünnste Striche formen wiedererkennbare Charaktere, die jedoch selten sehr starke Emotionen zeigen und den Leser so auf Abstand halten. In den sehr stark mit Action angereicherten Szenen, auch der Bildaufteilung, die manchmal Collagetechniken nutzt, dem Wechsel von Perspektiven kann Mike Wolfer überzeugen. Hier finden sich viele Parallelen zu Kamerafahrten, wie sie der Fan von Splatter-Filmen auch aus dem Kino kennt. Digikore Studios, verantwortlich für die Kolorierung, arbeiten bei Landschaften und natürlichen Strukturen gerne mit schattierten Füllmustern und bleiben im Bereich der Figuren bei den klassischen Verläufen oder auch leichten Brushtechniken. Die Farbgebung sorgt letztlich für das Volumen der Szenen.
Beinharter Horror, kompromisslos in Ausführung und Thematik, von Garth Ennis erdacht, von Mike Wolfer zu Ende gebracht. Amerikanisches Trauma wird mit Horror zusammengeführt, keine neue Idee, aber sicher in dieser Ausführung auf der Basis von ziemlich aktuellen Ereignissen, Kriegen eher seltener anzutreffen. 🙂
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Links: mikewolfer.tumblr.com