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Comic Blog


Mittwoch, 04. Juni 2008

Castaka – Dayal – Der erste Vorfahre

Filed under: SciFi — Michael um 20:10

Castaka - Dayal - Der erste VorfahreKönig Divadal überschreitet die ungeschriebenen Regeln des Krieges und entführt die Königin, Oriela, des Feindes. Wer die Regeln verletzt, dem kann kein ehrenvoller Kampf eingeräumt werden. König Omezo sinnt auf Rache. Die Amakura, der feindliche Klan, sollen ausgelöscht werden. Alle. Männer, Frauen und Kinder.

Es gibt Science Fiction-Abenteuer und Science Fiction-Epen, die aus der Feder von Alexandro Jodorowsky stammen.
Mit den Meta-Baronen hat sich dieser Schriftsteller ein eigenes Universum erschaffen. Dem Leser, dem die bisherigen Ausflüge in die Geschichte dieser Krieger noch nicht umfangreich genug waren, der kann nun weiterführend in das Werden und Sterben des Planeten Zwerg-Ahur eintauchen.

Weißt du, wenn das Universum ein helles Zentrum hat, bist du auf diesem Planeten am weitesten davon weg.
So verhält es sich auch mit dem von Jodorowsky konzipierten Kleinplaneten, der eigentlich alles besitzt, was ein Volk zum Leben braucht, ohne sich gegenseitig zu bekriegen. – Sie bekriegen sich trotzdem.
Zwei Kasten, Amakura und Castaka, liegen in ständiger Fehde miteinander. Dieser Krieg ist ein Witz. Nicht, weil er besonders komisch wäre, sondern weil Jodorowsky mit sehr viel scharfer Ironie beschreibt, denn dieser Krieg ist so nötig wie ein Kropf.

Obwohl dieses Volk ganz anders aufgestellt sein könnte, hat es sich dem Krieg mit altertümlichen Waffen verschrieben und, vielleicht noch wichtiger, einem hanebüchenen Ehrenkodex. Bereits den Auftakt, den Zweikampf zwischen dem alten Bérard und dem jungen Othon, beschreibt Jodorowsky als Relikt dieser Urzeiten, aber Bérard ist wenigstens ein Spur realistischer als sein junger Nachfolger.
Jedes Gesetz erlaubt eine Ausnahme …
Eine Gesellschaft, die ihre Weisen allzu bereitwillig opfert, kann die Zeiten wohl kaum überdauern. Noch dazu eine Gesellschaft, die zu starrköpfig ist, um Veränderungen zuzulassen.

Um diese Lektion in den Köpfen der jungen Menschen um sich herum zu verankern, erzählt Bérard seine Geschichte. Eine Geschichte von Blut und falsch verstandener Ehre – letztlich eine Geschichte, die enorm an japanische Verhaltensweisen erinnert.
Doch jede Geschichte, deren Krieger einem Kodex folgen, erinnert an Bushido (Nein, nicht der Rapper!) Wenn Jodorowsky diesem Weg des Kriegers in seinem Epos noch den Namen Bushitaka gibt, sind Parallelen nicht mehr von der Hand zu weisen.
Seltsamerweise verschließt sich niemand – zunächst jedenfalls – diesem Kodex. Auch die Abschottung nach außen, zum Rest des Reiches, ist ein Thema. Im Gegensatz zum alten Japan ankern die Kanonenboote nicht nur vor der Küste, sie schießen auch ohne Warnung, weil sie von der elitär altertümlichen Einigelung leid sind.

Mit Das Pastoras tritt ein Künstler auf den Plan, der diese mittelalterliche Welt nicht nur mit höchster Präzision darstellt, sondern auch mit höchstem Genuss am Detail, an Farbenpracht, an Massenszenen, Ausstattungen, Landschaft …
Ein Paradebeispiel ist eine doppelseitige Schlachtszene, die deutlich macht, dass vor der Kunst das Können kommt. Ich musste einfach mit der Lupe an das Bild herangehen, um noch mehr Details zu entdecken. Obwohl brutal – und überaus blutig, wie auch viele andere Szenen der Geschichte – ist die Technik schlicht und ergreifend schön, versiert und in ihrer Umsetzung aufwendig.
Neben dem Krieg, der Tragödie, in der es kommen muss, wie es kommt, steht Dayal im Mittelpunkt. Dieser Held wird von Das Pastoras von der Geburt an begleitet.

Säugling, Kindheit, Pubertät, all dies sind Lebensabschnitte, die Pastoras beinahe lässig löst. Grafisch interessanter wird es, wenn der junge Schnösel, der Dayal zuerst ist, über seine Abstammung aufgeklärt wird und in ein tiefes emotionales Loch fällt. In diesen Verwandlungen ist einfach alles dabei und sie helfen enorm den dramatischen Effekt der Geschichte zu verstärken.

Wie ein Mythos inszeniert und erzählt – endlich erfährt der Leser, wie es zu den legendären Meta-Baronen kommen konnte. Jodorowsky schnürt sich selbst nicht ein, erzählt ironisch, blutig, aber auch gerissen im Hinblick auf einige Wendungen. Mit Pastoras wurde ein Grafiker gefunden, der sich mit Größen wie Gimenez und Segrelles messen kann. 😀

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