Die Nacht vergeht – doch der Schaden, den Luuna angerichtet hat, bleibt. Die junge Frau, die von einem Fluch beladen mit den kleinen Waldgeistern durch die Lande streift, macht sich bei der Bewohnern der Natur nicht gerade beliebt.
Die Angst geht um vor diesem Wesen, dass zwar hübsch ist, aber gefährlich. Die Wesen des Waldes wollen ihr eine Chance geben. Während ihre beiden Totems noch darüber diskutieren, wer die größere Macht über Luuna besitzt, klettert die Indianerin in ein uraltes Höhlensystem hinunter.
Dabei war die Reise hierher schon merkwürdig genug. Die drei kleinen Pipintus, Waldgeister, die an der Seite von Luuna reisen, halten mit ihren Bemerkungen einfach nicht inne. Wompat, einer der drei, geht sogar seinen anderen beiden Brüdern ein wenig auf die Nerven – und das will etwas heißen.
Plötzlich zerreißt es die Luft vor ihnen, ein Platschen ertönt: Vor ihnen rappelt sich ein Fischadler wieder auf die Beine. Etwas benommen fragt er sich, wo die Lachsforelle abgeblieben sein mag, die er gerade noch gefangen hat. Ohne den Beobachtern irgendeine Aufmerksamkeit zu schenken, macht er sich wieder auf den Weg.
Diejenigen, die den Reisenden größere Aufmerksamkeit schenken, sind die Shinakas. Den Pipintus sehr ähnlich, haben diese fliegenden Shinakas nur ein Ziel: Wiedergutmachung. Wenn Luuna nur ein bißchen am Wald – und an ihrem Seelenheil – liegt, dann wird sie auf das Angebot der Shinakas eingehen und die Blume von Ha Wah Taka pflücken.
In der dritten Episode begegnet Luuna dem großfüßigen Oh-Mah-Ah, einem Vertreter der …
Bigfoots? Vielleicht auch unter dem Namen Sasquatch bekannt? Dieses seltsame Wesen, manchmal im Norden der USA und in Kanada gesichtet, war einst ein Freund der Kleinfüßler, bis die Eifersucht die Klein- gegen die Großfüßler aufwiegelte. So groß und gewaltig diese urtümlichen Riesen auch aussehen, so sanft sind sie auch und so wenig hatten sie eine Chance gegen die gewalttätigen Kleinfüßler, den Menschen.
Sie sind schlecht gemalt! Man erkennt gar keine Details!
Die Farben sind doof!
Obwohl die Pipintus sich derart über die Wandmalereien aufregen, trifft ihr Urteil weder auf diese Höhlenbilder zu, noch auf den Comic selbst.
Der disneyeske Zeichenstil von Nicolas Keramidas passt weiterhin wunderbar zu diesem inidianischen Abenteuer. Der Sasquatch könnte in der Tat dieser bekannten Animationswerkstatt entsprungen sein. Die beiden Rückblicksdoppelseiten, auf denen Oh-Mah-Ah vom Schicksal seines Volkes erzählt, bilden nicht nur einen Mittelpunkt des Bandes, sondern wirken wie ein Herz der Geschichte.
Damit liegt auch ein gutes Beispiel für die grafische Aufbereitung des Bandes vor. Sicherlich schafft Keramidas tolle Vorlagen für die einzelnen Seiten, aber was Bruno Garcia farblich daraus macht, hat nicht nur einen ganz besonderen Charme, sondern es vermittelt auch ein fantastisches Flair im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein dunkler bedrohlicher Wald in der Nacht, ein goldener Tag unter glänzendem Geäst, eine grünlich schimmernde Höhle, ockerfarbene Wandmalereien und mit weiteren optischen Eindrücken, so wechseln sich die Szenarien ab und unterstreichen die märchenhafte Atmosphäre.
Durch die comichafte Farbgebung und den Tuschestrich im Vordergrund und den mehr dem Realismus zugeneigten Impressionen im Hintergrund entstehen schöne plastische Effekte.
Ähnlich wie seinerzeit Bigfoot an der Seite der Hendersons Unsinn trieb und Spaß verbreitete, ist auch Oh-Mah-Ah an der Seite von Luuna zu Späßen aufgelegt.
Um gänzlich rein zu sein, musst du deine Kleider ausziehen.
Beinahe wäre Luuna darauf hereingefallen. Aber nur beinahe, denn der kleine Zweifüßler an Oh-Mah-Ahs Seite stellt die Angelegenheit richtig.
Autor Didier Crisse wiegt den Leser durch den Humor zuerst in Sicherheit, bevor er mit einem konzeptionellen Hammer zuschlägt und den Leser mit einem grauenhaften Cliffhanger im Stich lässt.
Traumhaft gut, weil traumhaft anders. Ein leicht erzähltes indianisches Abenteuer, sehr mystisch und liebevoll geschildert von Didier Crisse, hervorragend bebildert von Nicolas Keramidas und Bruno Garcia. Wer den Einstieg verpasst hat, sollte dies schnell ändern. 😀
Luuna 3 – Auf den Spuren von Oh-Mah-Ah: Bei Amazon bestellen