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Comic Blog


Mittwoch, 27. März 2013

Hack / Slash 8

Filed under: Horror — Michael um 10:47

Hack / Slash 8 - Superhelden Sidekick SchlachtfestWer Slasher jagt, muss auch seine Arbeitsgeräte in Schuss halten. Ein Baseballschläger, der einem schon viele gute Dienste geleistet hat, wird sorgfältig gereinigt. So entstehen mit der Zeit Rituale. Auch Vlad hat sich ein kleines Hobby gegönnt. Cassies Jagdpartner Vlad sammelt Sprüche, die er in öffentlichen Toiletten findet. Er zählt ihre Häufigkeit und besonders eines ist klar: die Aussagen fallen nicht durch literarisches Gewicht auf. Doch in Zeiten, in denen wirklicher Spaß selten ist, heitern sie wenigstens auf, bevor der nächste Irre zur Strecke gebracht werden muss und auf Cassie und Vlad wieder der Ernst des Lebens wartet.

Superhelden sterben nicht. Bösewichte, Supergegner springen ebenso wenig über die Klinge. Meistens. Denn die Zeiten haben sich geändert. Mehr Realismus in den Comics forderte auch den Tod einiger edler Recken, zugunsten des Dramas. Die Helden mussten fallen. Eine Besonderheit der Helden sind ihre Sidekicks. Superheldenazubis, Padawane oder, wie man früher zu ritterlichen Zeiten sagte, moderne Knappen. Sie sind auch das schwächste Glied in der Kette. So ist es kein Wunder, dass Tim Seeley, der Erfinder von Cassie Hack, sich sagte, es müsse einmal so richtig mit den Mythen der unsterblichen (weil manchmal auch zurückkehrenden) Helden aufgeräumt werden.

Cassie Hack, Jägerin von Slashern an der Seite ihres Sidekicks Vlad, sieht sich nun einer Reihe von Möchtegernsuperhelden gegenüber, die den Faden längst vergangener Zeiten aufgreifen. Das erinnert ansatzweise an Watchmen von Alan Moore, aber auch sehr bösartig erzählte Geschichten wie The Boys von Garth Ennis. Tim Seeley zeigt nicht nur die Albernheit hinter den Kulissen des Superheldentums, deren Helden es schon schwer genug haben, ernst genommen zu werden, er zeigt auch die Schwierigkeit, einen neuen Superheldennamen zu finden, der ebenfalls so gerade noch ernst genommen werden kann. Zweifellos ist das Genre ein sehr inflationäres geworden. Seeley macht sich einen Spaß daraus und meuchelt diese neuen Helden, denn kein Held kann ohne Gegner bestehen. Eigentlich wird er ohne gar nicht gebraucht.

So driftet das Superhelden Sidekick Schlachtfest in der 8. Folge von Hack / Slash munter in die Richtung eines Kickass unter Verwendung extremer Splatter-Effekte. Wenn der Superheldengegner nicht nur tötet, sondern sich einen großen Spaß daraus macht, seine Feinde zu demontieren, dann ist das ein Fall für Cassie und Vlad, die selbst in Fremdidentitäten schlüpfen und als Sister Sacrilege und Altar Boy einen gleichfalls schlüpfrigen Eindruck hinterlassen. Der Fall diesmal ist haarig für Cassie und Vlad, aber Seeley vergisst auch nicht das allseits unbequeme Rätsel zu lösen, woher denn ein Held (in diesem Fall alle Helden) seine Kräfte überhaupt hat.

Die fünf Zeichner, die sich die Arbeit an diesem Abenteuer teilen, liefern eine bemerkenswerte Arbeit ab und ergänzen sich durch verschieden eingesetzte Stilistik hervorragend. Da werden die Stile längst vergangener Jahrzehnte imitiert und zwischen den Handlungsanteilen gesprungen, so dass allein die Optik die Geschichte vorantreibt, der Leser zwischen Nostalgie, Splatter und Slapstick hin und her gleitet.

Hackoween ist kein Schreibfehler, sondern der Titel der finalen Episode in diesem Band, der ein ganz anderes Phänomen der letzten Jahre in Sachen Superheldengeschichten aufgreift: Zombies. Selten zuvor waren die menschenfleischfressenden Untoten so populär wie heute. So ist der Schritt hin zu einem untoten, aber auch intelligenten Helden, der für die gerechte Sache eintritt, vielleicht nicht die Variante von Superheld, die sich Marvel oder DC einverleiben würden. Aber unter der Regie von Tim Seeley entwirft Drew Edwards einen Zombiesupermann, der mit Herz, Hunger, Humor und Hautproblemen gegen das Böse in Form einer äußerst glibberigen Lebensform antritt. Cassie Hack ist natürlich auch dabei. David Baldeon, der als Zeichner das Abenteuer allein betreut, nimmt besagte Untote der großen amerikanischen Comic-Verlage gehörig auf die Schippe.

Wenn Imitationen von Hulk, Iron Man und Konsorten einmal mehr eine weitere Erde infizieren und ihre Bewohner auffressen wollen, stoßen sie auf einen Gegner mit deutlich höherem Kraftpotential als ein vergleichbarer Ash. Das knallt von Seite zu Seite und macht auch ohne Kenntnis der Vorlage ziemlichen Spaß. Wenn Halloween Man mit einer Comic-Bombe bewaffnet in das haushohe Gehirn eines lovecraftschen Gottes eindringt, bleibt kein Auge trocken.

Sehr , sehr abwechslungsreich, völlig respektlos vor dem eigenem Genre, vor dem anderer Genres sowieso, brennen Tim Seeley und Drew Edwards einen krachenden Splatter-Humor ab, in dem Langeweile ein nicht existierendes Wort ist. Mit dem 8. Band der Reihe liegt einer der Höhepunkte im Schaffen von Cassie Hack vor und ist sicherlich auch ein guter Einstiegsband. 🙂

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