Das Wettrennen durch die Lüfte ist in vollem Gange. Doch es ist nicht nur ein Test der Geschicklichkeiten von Tier und Mensch. Lanfeust, einer der Luftjockeys sieht sich auch noch mit einer Denksportaufgabe konfrontiert, die alleine schon eine Herausforderung wäre. In der Luft, attackiert von den anderen Rennteilnehmern, ist es nahezu unmöglich zu lösen. Atemlos verfolgen die Zuschauer am Boden das Rennen in der Luft und machen sich ihre eigenen Gedanken über die irrwitzigen Geschehnisse. Während Hebus, der Troll, seinen Freund Lanfeust anfeuert, murrt Cixi wie gewöhnlich über den Helden, der einmal vor langer Zeit mit ihrer Mutter verbandelt war.
Lanfeust ein Mörder? Christophe Arleston hat die entsprechende Beweislage geschaffen und nun befindet sich der Held auf der Flucht. Wäre nicht Hebus, der Troll, sähe es sogar verdammt schlecht für ihn aus. In Der Verbannte von Eckmül erlebt der Leser den altbekannten Recken aus Troy von einer ungewohnten Seite. Lanfeust kann nicht so aktiv sein, wie er gerne möchte. Seine Feinde sind zunächst stärker, Beweise für seine Unschuld sind schwierig zu finden und der Gegner setzt alles daran, um Lanfeust aufzuhalten.
Dabei beginnt alles höchst sportlich und mit kleinen Anspielungen. Da mag sich der Fantasy-begeisterte Leser an Quidditch erinnert fühlen. Freunde des Denksports finden sogar den nicht minder berühmten Zauberwürfel, den Lanfeust auf seine ganz eigene Art zu lösen versteht. Aus einem soliden sportlichen Spaß wird sehr bald bitterer Ernst. Den Umschwung fügt Christophe Arleston unerwartet ein und entzieht seinem Helden jede Chance. Fast. Ein Beweis muss gefunden werden, doch der versteht es, sich zu verstecken.
Rypläh, eher einem gewissen Zauberlehrling ähnelnd als der SciFi-Ikone, ist irgendwo in Troy untergetaucht. Sobald Lanfeust wieder auf den Füßen steht, die Kontrolle übernimmt, nimmt die Geschichte gehörig Fahrt auf, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Ziel ist ein Schiffskonvoi, der das Meer befahrend, seinerseits ein eigenständiges Reich kontrolliert. Lanfeust kommt einen Schritt weiter, der ewige Junggeselle gerät aber auch ein wenig vom Regen in die Traufe. Jedenfalls hat er sich die Suche nach dem Beweis für seine Unschuld ganz anders vorgestellt. Dem Leser kann es nur gefallen, da Arleston ordentlich Humor versprüht, mit Action würzt und keinerlei Längen zulässt.
Wie in den ersten beiden Bänden aus der Lanfeust Odysee Reihe zeigt sich Didier Tarquin für die Bilder verantwortlich. Seinem Federstrich ist es zu verdanken, wenn schon Figuren allein zu einem Schmunzeln beitragen. Hebus, der hier Verstärkung durch andere Trolle erhält, ist ein Beispiel. Wenn Trolle sich in freudiger Erwartung eines Festmahls zusammenrotten, dann funktioniert die gesamte Sequenz beinahe komplett ohne Worte. Diesen hinzugenommen, wird die kleine Szene, in der Hebus seinen Freund Lanfeust auf den Arm nimmt zu einem feinen Kabinettstückchen.
Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Oder besser gesagt, flog er. Auch wurde er nicht gezogen. Er wurde geworfen. Neben der Action, gehören die lustigen Szenen zu Didier Tarquins großen Stärken. Zweifellos ist er sehr guter Gestalter von Kulissen, auch folgt die Kamera den Action-Szenen mit filmisch verwöhntem Auge. Doch mit den Charakteren hat er auch offensichtlich als Zeichner seinen größten Spaß. Lanfeust selbst mag gar nicht einmal im Zentrum stehen. Figuren wie der erwähnte Hebus, Cixi, diverse Trolle, die Zukünftigen laden zu viel größerem Klamauk ein. Ein gestandener Held wie Lanfeust darf nun einmal nicht durch den Kakao gezogen werden.
Großes kündigt sich an, doch zuvor muss Lanfeust seine eigene Haut retten. Angesichts der Tatsache, dass eine Mordanklage auf ihm lastet, ist das keine leichte Aufgabe. Christophe Arlestons Einfallsreichtum ist der Erfolg der Reihe ebenso geschuldet wie den zeichnerischen Fertigkeiten eines Didier Tarquin, der seine inzwischen aus dem FF zu gestalten vermag. 🙂
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