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Comic Blog


Sonntag, 20. April 2008

WE3

Filed under: SciFi — Michael um 20:09

WE3Der Soldat der Zukunft geht oder hüpft auf vier Pfoten. Er ist absolut gehorsam und ist streng auf unterschiedliche Einsatzbereiche gedrillt. Der Soldat der Zukunft ist nicht freiwillig in die Armee eingetreten, aber er versieht seinen Dienst ohne zu fragen. Doch wenn man ihn demobilisieren will, verweigert er den Befehl – aus reinem Überlebensinstinkt.
Nachdem 1, 2 und 3 erfolgreich ihren Kampfwert im Einsatz gegen Westentaschendiktatoren unter Beweis gestellt haben, sollen sie nun in dem Ruhestand überführt werden. Im Klartext heißt das: Getötet.

Die Geschichte von Grant Morrison ist starker Tobak. Möglicherweise inspiriert von allerlei Verschwörungstheorien, die in den USA kursieren wie auch den technischen Entwicklungen und vorausschauenden Ideen, schickt Morrison ein ungewöhnliches Trio auf das Schlachtfeld der Gegenwart und erzählt eine neue Variante von Die Hunde sind los.

Hier wie dort sind Tiere auf der Flucht. Hier wie dort wurden sie benutzt und hier wie dort wollen sie einfach nur nach Hause. Bei Morrison waren sie einmal einfache Haustiere, nun sind sie Killermaschinen, so genannte Biorgs.
Bandit (der Hund), Tinker (die Katze) und Pirate (das Kaninchen) sind entlaufene Tiere. Hierbei handelt es sich wohl um den einzigen Denkfehler, den Morrison begeht. Warum sollte eine streng geheime Forschungseinrichtung entlaufene (oder eingefangene) Tiere zu Versuchszwecken verwenden und damit unnötig Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn es bei Etats in Millionenhöhe die Tiere speziell züchten könnte?

Allerdings wird dies auch gleichzeitig zum Motivator für die Tiere. Sie hatten ein Heim und wollen es zurück haben, wollen dorthin, wo sie sich einmal wohl fühlten.
Bestürzend, beunruhigend … wird The Atlanta Journal Constitution zitiert. Das lässt sich unterstreichen. Wenn Haustiere zu Waffen werden, wenn aus einem ehemals friedlichen Kaninchen ein Bombenleger wird, dann handelt es sich auch wirklich um eine (Zitat) provokante Erzählung. Aber wie die Los Angeles City Beat zitiert wird: WE3 hat alle Elemente eines Blockbusters. – Blockbuster sind nur ganz selten mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren versehen und angesichts der Brutalität dieser Erzählung würde es darauf hinauslaufen.

Frank Quitely (All Star Superman) zeichnet die Gewalt und ihre Auswüchse, die Experimente, den Auftrag zu Beginn wie auch während der Flucht mit allen notwendigen Details. Das ist manchmal des Guten zuviel und mitunter überflüssig. Ein Kaninchen zur Kampfmaschine zu machen ist Aussage genug. So manche Ansicht von Blutspritzern, -fontänen und Gedärm ist da überflüssig und schmälert die insgesamt verdammt gute Geschichte.

Das Design der Biorgs sieht einmal völlig anders aus als die sonstigen Kampfmaschinen, die einem Leser oder Zuschauer in Science Fiction Thrillern begegnen mögen. Wie aufgeplatzte Eierschalen in beruhigenden Farben wirken die Körperpanzer dieser ehemaligen Haustiere, verniedlichen eher, als bedrohlich zu wirken.
Gegensätzliche Charaktere bei den Forschern werden auf zwei Arten dargestellt. Die Ärztin, die für das Training der Tiere verantwortlich war, lernt der Leser in voller Größe kennen. Der Mann, der die Ratten trainiert, zeigt nie mehr als sein wölfisches Grinsen, ganz besonders dann, wenn irgendeine sadistische Anwandlung ausgelebt werden muss. So gesehen bedient sich die Geschichte auch deutlicher Polarisierungen, das ist aber für eine Geschichte, die nur drei Ausgaben Zeit hatte (hier im Sammelband zusammengefasst), wohl auch notwendig.

Etwas Besseres als den Tod findest du überall.
Es dauert eine ganze Weile, bevor sich das Zitat aus den Bremer Stadtmusikanten auch für die tierischen Helden dieser Geschichte bewahrheiten kann – beinahe jedenfalls. Vorher stehen eine wilde und sehr ungewöhnliche Flucht, einige sehr ungewöhnliche Einfälle, die WE3 zu etwas Neuem machen und grafisch tolle Bilder, nicht zuletzt wegen des für die Farben (und die Reinzeichnung) verantwortlichen Jamie Grant.

Eine immer im perfekten Tempo erzählte Geschichte von Morrison, abgerundet durch tolles Design und sehr aussagekräftige Zeichnungen von Quitely plus einem für Comics ungewöhnlichen Thema lassen WE3 aus der Masse der Veröffentlichungen mehr als nur positiv herausragen. 😀

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