In einer Welt, in der eine Reise zu einem wahren Kraftakt wird, zu einer Reise ohne Wiederkehr werden kann, ist ein Auftrag, wie ihn der Söldner erhält, doch eine gewisse Routine. Das Entgelt, eine nagelneue Rüstung, ist allerdings ein äußerst seltener und kostbarer Lohn. Der Alchemist Klostos hat ihn über die Gefährlichkeit der Reise aufgeklärt. Für El Mercenario ist dies beileibe kein Grund, um den Auftrag abzulehnen. Sicher auf dem Rücken des Flugdrachen verwahrt transportiert der Söldner den Alchemisten durch die kalte Winterluft, höher hinauf, bis das erste Teilziel erreicht ist. Doch hier versperrt ein Felssturz den weiteren Weg und die Reise, bis dahin von einschätzbarer Gefahr geprägt, wird zum Alptraum.
Vicente Segrelles schickte seinen Söldner in sein erstes, richtig großes Abenteuer, im Kampf um die Formel des Todes und berichtet ganz nebenbei von den Schwierigkeiten im Alltag eines Ritters. Die Rüstung ist nicht nur lebenswichtig (meistens), sie erfordert bei der Herstellung auch eine geschickte Hand, denn dieser Kriegerschutz gehört, sorgfältig ausgeführt, auch zur High Tech ihrer Zeitperiode. Wie gut Vicente Segrelles sich mit historischen Darstellungen im Allgemeinen, mit mittelalterlicher Technik im Besonderen auskennt, wird nach der Lektüre des vorliegenden Abenteuers im redaktionellen Anhang deutlich. Hier werden sehr schöne Grafiken herausgestellt, auch solche, die im eigentlichen Abenteuer nicht vorkommen und verdeutlichen, mit welchen Gedanken und Ideen Segrelles an seine sehr ausgefeilte und technisch perfekte Arbeit herangegangen ist.
Ein Welt mit Hand und Fuss. Segrelles arbeitet ähnliche Einfachheiten heraus, wie es ein Don Lawrence in frühen Phasen von Trigan und Storm tat. Einfache Landschaften, einfache Tiere, nichts, was mit übermäßigen Einzelheiten daherkommt und den Blick auf eine reale Welt trüben könnte. Sicherlich hat die Natur ihre phantastischen Ausprägungen im Tierreich, sicherlich kennt der Mensch eine verspielte Architektur, doch Segrelles setzt auf Funktionalität.
Hier liegt auch das Zauberwort verborgen: Funktionalität. Liefert sich der Söldner seine Luftkämpfe noch mit Pfeil und Bogen, kontert sein späterer Mitstreiter mit einer an der Sattelkonstruktion fest montierten Armbrust. Hier erstaunen Waffe und Geschoss. Segrelles führt die Durchschlagskraft der Waffe dem Leser vor Augen, drastisch, eindrucksvoll. Die Flugdrachen sind einfache Tiere ohne mystischen Beigeschmack, fliegende Schlachtrösser, echsenartig, mit einer gut durchdachten Anatomie. Sie bluten, sie stürzen ab und Segrelles hat mit seiner sehr konsequent durchgehaltenen eigenen Gestaltung solcher Wesen die Messlatte für derlei Wesen höher gelegt.
Weiterhin keine magische Welt. Alchemie ist hier eine Wissenschaft, die sich mit Formeln, Pulvern und Tränken befasst, doch niemand fliegt auf Besen oder hext mit Zauberstäben. Die Formel des Todes ist die Grundlage des Schiesspulvers, je nach Wissensstand mit einem magischen Endergebnis, einem großen Knall, ausgestattet, für den Leser aber nachvollziehbar. Es ist diese Vermischung ganz normaler Bestandteile mit dieser Form der Fantasy, die selbst einen Verweigerer des Genres neugierig machen sollten.
Darüber hinaus behält Vicente Segrelles seine gemäldeartige Comic-Form bei. Jede Seite ist eindringlich gemalt, jede Landschaft über und unter den Wolken schnörkellos ausgedacht und besticht gerade durch diese Einfachheit. Wasserfälle, Abgründe oder Festungen auf steinernen Gipfeln sind nah an die Realität angelehnt und wirken sogar ein wenig idyllisch.
Mit künstlerischem Strich, Farben wie im Gemälde schickt Vicente Segrelles den Söldner in sein zweites Abenteuer, geradlinig erzählt, mit Figuren, die sich echt anfühlen und einer Handlung, die mit perfekter Optik erstaunt und klugen Ideen überrascht. 🙂
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