Im Großen Nichts ist nichts. Dunkelheit, vielleicht ein paar Felsbrocken, aber ansonsten eigentlich nichts. Na, vielleicht sind da noch die Wolochs. Lebende Steine, die ihre eigene Auffassung vom Gang der Dinge haben.
Aber alles können die Wolochs auch nicht unternehmen, vielleicht sind sie sich bei all ihrer Macht auch zu fein dafür. Aus diesem Grund holen sich die riesigen Steine auch Verstärkung: Gauner und Verbrecher – das Triumvirat des Planeten Rubanis. Valerian und Veronique sind mal wieder in den größten Schwierigkeiten – denen sie jedoch mit dem gewohnten Optimismus und Mut begegnen.
Man könnte sagen, es ist der Käfer der Science Fiction: Es läuft und läuft und läuft … Valerian und Veronique sind einfach zeitlos. Dank einer äußerst phantasievollen Geschichte, einer Konzeption, die unerwartete Wendungen aller Art zulässt, wandeln die beiden auf im wahrsten Sinnes des Wortes phantastischen und spannenden Pfaden.
Valerian und Veronique haben im Laufe ihrer Abenteuer nicht nur viel erlebt, sondern sie haben auch viele Begegnungen gehabt und einige Freunde gewonnen. Diese Freunde (und auch kleinen Kreaturen) sorgen mit ihren Fähigkeiten wie auch ihrer Sorge um die beiden Helden für die eine oder andere gelungene (und spaßige) Wendung.
Ein Höhepunkt dieser vielen Helfer ist ausgerechnet eines der kleinsten Wesen. Das Tschung, das mit einem Tchip durch die Gegend saust und über ziemlich ungewöhnliche Fähigkeiten für seine handtellergroße Größe verfügt.
Pierre Christin setzt diesen kleinen Flieger sehr pointiert ein, passend zum richtigen Zeitpunkt, aber auch mit leichter Hand erzählt. Und damit findet sich ein gutes Beispiel für die gesamte Konzeption der Geschichte.
Der Auftakt des vorliegenden Bandes lässt sich auf sehr schöne Art Zeit und stellt seine Akteure auf eindringliche Art vor. Jeder an Bord des Schiffes soll seine Vorstellung einer perfekten Welt zum Besten geben. So wird auf sehr simple wie auch grafisch kurze Weise auch gleichzeitig eine Charakterzeichnung vorgelegt. Fein ist die zeichnerische Umsetzung zwischen den normalen Bildern und der Gedankenwelt der Reisenden. Durch den Kontrast der einzelnen Ideen entsteht eine Mini-Geschichte in der Geschichte – und gleichzeitig ein Ausblick auf die unbändige Phantasie der Macher. Letztlich entsteht der Wunsch des Lesers, die gezeigten Ideen eines Tages auch ausführlicher umgesetzt zu sehen.
Humor, hinter- wie auch vordergründig, ist Trumpf in der 20. Ausgabe von Valerian und Veronique. Wer die Crew des Expeditionsschiffes genau betrachtet, wird bereits optisch mit der Nase darauf gestoßen. Liest man den Namen, kann es keinen Zweifel mehr geben: Leutnant Molto Cortese.
Die extraterrestrische Variante des berühmten Comic-Abenteurers Corto Maltese dürfte die wohl deutlichste und auch liebevollste Verbeugung vor einer der klassischsten Figuren des europäischen Comics sein. Jean-Claude Mézières, Zeichner dieses wundervollen Science Fiction-Erlebnisses, lässt aber auch kein Detail aus, um dem Außerirdischen mit der kamelartigen Stupsnase die nötige optische Ähnlichkeit zu verleihen.
Die Wolochs, die dem Band den Titel verleihen, erinnern an eine andere Begebenheit der Science Fiction Klassiker. 2001 und 2010, die dank Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke das Licht der Scifi-Welt erblickten, enthielten mit dem schwarzen Monolithen wohl den bekanntesten Steinklotz seit dem Hinkelstein.
Die Wolochs besitzen ein Bewusstsein. Ihr Wille wird von einer Horde Verbrecher gedeutet, und überall in der Galaxis haben sie zwielichtige Gestalten auf ihre Seite gebracht. Was oder wer ihnen nicht gehorcht, wird im wahrsten Sinne des Wortes platt gemacht. Diese dunkle, düstere Unbarmherzigkeit bringt plötzlich ein hartes mitreißendes Element in die Geschichte ein. Trotz des Humors ist das Abenteuer auf diese Weise packend und unheimlich.
Kämpfe und Verfolgungsjagden runden das Abenteuer mit der nötigen Rasanz ab.
Grafisch gehen der Zeichner Jean-Claude Mézières und der Co-Kolorist E. Tranlé einen sehr eigenen, fast schon altmodischen Weg. Da wird skizziert, gestrichelt, mit der Oberflächenstruktur gespielt. Vollflächig farbig gemalt und schattiert, da werden fette Außenlinien getuscht und sehr grelle Farben gegensätzlich arrangiert. Ob Breitwand- oder Hochformat von Bildern, insgesamt erhält der Leser einen tollen organischen Eindruck, ein wenig experimentell vielleicht aus der doch sonst so technischen Sicht, in der Comics heute entstehen.
Aber in jeder Hinsicht liebevoll gemacht.
Ein feines Abenteuer mit allem, was das Leserherz begehrt. Eine reichhaltige Phantasie der Macher lässt wie in den vorhergehenden Episoden auch diese wieder zu einem Erlebnis werden, in das man sich als Leser einfach fallen lassen kann. 😀
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