Das Eis schmilzt, und der Mann kommt wieder frei. Aber aus dem Mann, dem Agenten des FBI ist ein Vampir geworden. Der Befreier, der so dumm war, eines der Monster aus dem Eis zu holen, muss bald mit ansehen, wie der Vampir flieht.
Der Befreier will seine Versagen wieder gut machen. Er verlässt Barrow, die Ortschaft, die vom Bösen heimgesucht wurde und folgt dem ehemaligen Agenten nach Los Angeles, die nun alles andere als eine Stadt der Engel ist.
Gleich bei seiner Ankunft stöbert John Ikos ein Vampirnest auf. Die Härte und die Abgebrühtheit, mit der dieser Jäger vorgeht, sind in Los Angeles ungewöhnlich. Blitzschnell hat er zwei der Blutsauger für immer vernichtet. Bei seiner nächsten Begegnung hat er es nicht mehr so einfach, denn gegen die Übermacht der Night Crew hat er keine Chance.
Wie er schlicht und einfach feststellt: Ich und mein Großmaul.
Sein Glück ist es, dass die Vampire neugierig sind. Ihr Anführer will diesen Norris selber sehen, dessen Name immer weitere Kreise in der Vampir-Szene zieht.
Auch der Mann aus Barrow setzt seine Suche fort. Ohne es zu wissen, gerät er in eine Auseinandersetzung verschiedener Gruppierungen innerhalb der Vampire. Als er eine Rettungsaktion durchführen will – wieder einmal eine äußerst ungewöhnliche – verbündet sich ein Fremder mit ihm.
30 Days Of Night ist im Vampir-Genre unlängst einem Trend gefolgt. Die Vampire rangieren in ihrer Konzeption auf einer ähnlichen Höhe wie jene in Blade. Härter, brutaler, gemeiner, düsterer und mit einem Gebiss versehen, dass jedes Raubtier vor Neid blass werden lässt. Inzwischen hat auch die Filmindustrie den Kick entdeckt, der von dieser Vampir-Reihe ausgeht. 30 Days Of Night läuft jüngst im Kino.
Verantwortlich für diesen Schocker ist Autor Steve Niles, der eine Geschichte verfasst hat, die sich nicht lange bitten lässt. Eine Ortschaft, 30 Tage Dunkelheit, einige wenige letzte Menschen, die ihr Dorf nicht verlassen haben und eine Horde Vampire, die es genießen, sich nicht alle 12 Stunden verstecken zu müssen. Dieser 30 Tage währende Horror zog folgerichtig Fortsetzungen nach sich, die den Leser auf die gleiche schnelle Weise ins Geschehen werfen.
Agent Norris ist ein Opfer jener langen Nacht. John Ikos hat den FBI-Agenten gerettet – eher aus Dummheit und Neugier, weniger, weil er es tatsächlich wollte.
So ist die erste Episode im vorliegenden Band sehr bedrohlich und eindringlich – leider krankt sie an der zeichnerischen Darstellung, die hier doch sehr einfach ausgefallen ist. Im Gegensatz dazu ist die Szene spannend, ja aufregend sogar, da sich nicht sagen lässt, wie John Ikos aus dieser Sache wieder herauskommt, ob er überleben wird.
Mit dem Start der Episode The Journal Of John Ikos ändert sich die grafische Gestaltung. Zeichner Nat Jones, unter der Farbgebung von Jay Fotos, haben einen wilden Bildeindruck geschaffen, der die dunklen Ereignisse in Los Angeles perfekt unterstreichen. Der bärtige Ikos wirkt durch sein hinterwäldlerisches Auftreten total fehl am Platz in diesen heruntergekommen Häusergassen, in deren Schatten die Vampire lauern.
Hier ist der Hauptdarsteller sehr gelungen und echt geworden.
Der Kontrast zwischen Jäger und Beute, hier die Vampire, die den Spieß bald umdrehen, könnte nicht größer sein. Der Trapper steht einer Bande im Lack- und Leder-Outfit gegenüber. Eine Schrotflinte steht gegen atemberaubende Geschwindigkeit und ein fürchterliches Gebiss.
Die Auseinandersetzungen sind hart und schenken dem Leser nichts.
Der mittlere Teil ist eine sehr moderne Vampir-Geschichte (er ist von den drei Episoden auch der umfangreichste), die nicht nur auf der aktuellen Welle mitschwingt, sondern auch eigene Akzente setzt.
Gegen Ende sind die Grafiken von Zeichner Brandon Hovet in der abschließenden Episode Agent Norris: Mia vergleichsweise nicht so aussagekräftig. Sein Zeichenstil ist aber nicht ungewöhnlich und findet sich ähnlich auch bei Kelley Jones , einem anderen Veteran von Grusel-Comics.
Unter dem Strich eine phantastische Vampir-Schauergeschichte mit einer ordentlichen Portion Action, sehr geradlinig erzählt mit einem hervorragenden Mittelteil. Fans des Genres werden diese Kost sicherlich mögen. Wer zartbesaitet ist, sollte besser keinen Blick riskieren. 🙂
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