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Comic Blog


Montag, 29. August 2011

Das dritte Testament: Julius 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:57

Das dritte Testament: Julius 1Julius Publius Vindex: Römischer Heerführer, vor Arroganz triefend, rücksichtslos. Rom ist alles. Der Feind ist nichts. Gnade ist nur ein Wort. Diejenigen, die sich gegen die Besatzungsmacht auflehnten, sollen zur Strafe in den Bergwerken als Sklaven arbeiten. Doch jene, die das Schwert nicht gegen die römischen Soldaten erhoben, sollen eine andere Strafe erhalten. Jene, die sich Christen nennen, die den Krieg verweigerten, die den Tod nicht fürchten, weil sie an ein Leben nach dem Tod glauben, sollen nun vortreten. Ihnen soll das Los im Bergwerk erspart bleiben. Dafür sollen sie sterben, gleich hier, gleich jetzt. Es sei denn, sie schwören ihrem Gott ab. Nur einer bleibt schließlich stehen und ist bereit, für seinen Glauben sein Leben zu geben.

Julius hat große Pläne, er und seine Freunde. Rom soll brennen. Neue Bauten sollen alte ersetzen. Das Volk wäre dagegen, aber das Volk soll auch nicht gefragt werden. So soll das Volk einen Sündenbock erhalten: Christen. Livia, die Tochter von Julius, ist von der Grausamkeit ihres Vaters erschüttert. Aber er macht ihr begreiflich, dass Rom, selbst er, nicht diese Größe erreicht hätten, wäre sein Volk nicht über Leichen emporgestiegen. Allerdings sind nicht alle bereit, diese Einstellung zu teilen. Bald erfährt Julius, was es bedeutet, in Rom als Verräter zu gelten.

Alix Alice und Xavier Dorison entführen in eine vergangene Epoche, die Hochzeit eines Weltreiches, wie es auf der Erde kein zweites gab. Mitten im Aufstieg einer Sekte namens Christen findet sich ein karrieresüchtiger General dort wieder, wo man nur durch den Tod die Freiheit erlangt. Die römischen Unterdrücker erhalten hier ein Gesicht in Form eines Mannes, dem kaum etwas wichtig ist außer ihm selbst, abgesehen vielleicht von seiner Tochter. Man muss der Figur des Julius Publius Videx zugute halten, dass sie konsequent ist. Selbst im Bergwerk, dort, wo andere sich zu Tode schuften, will er sich weder verbrüdern, noch aufgeben. Alice und Dorison kreieren einen Charakter, der wahrhaft abscheulich ist, bis auch dieser an einen Punkt gerät, der eine Veränderung herbeiführt. Aber das dauert.

Die Veränderung, man möchte sagen vom Saulus zum Paulus, erfolgt durch Schwäche, gegen die eigenen Prinzipien. Das erkennt Julius zu spät und zunächst ist er auch nicht bereit, die Schuld für diesen Fehler bei sich selbst zu suchen. Sein Widersacher, will man ihn so nennen, ein Christ, der jeglicher Versuchung trotzt, bleibt durch seine scheinbare Leidenschaftslosigkeit blass und ist am Ende doch der Stärkere der beiden. Das heißt: Beinahe. Denn schließlich erfolgt auch für diesen ein Wendepunkt.

Alice und Dorison erzählen mit aller Dramatik und setzen Wendepunkte erst, als es nicht mehr anders geht. Sie schildern das Römische Reich, bei allem Pomp, aller Kultur und militärischer Finesse, im beengten Raum des gewählten Handlungsortes Judäa als barbarischen Kraken, dem ein Menschenleben nichts gilt und der das hervorbrachte, was ihn schlussendlich fällte. Die Revolution beginnt im Kleinen, durch Menschen, die nur mit ihren Fäusten gegen schwer bewaffnete Soldaten anstürmen.

Robin Recht beherrscht Ausdruck und Haltung. Das ist das nötige Rüstzeug für die Darstellung des optisch schön ausgeführten Albums. Freunde feiner Ansichten römischer Architektur oder insgesamt optisch ansprechender Ausstattung werden eher enttäuscht sein. Das liegt aber nicht an Recht, der, sobald sich die Gelegenheit ergibt, sehr feine Ansichten auf das Papier zaubert. Denn das Stichwort lautet Gelegenheit und die ist nur selten gegeben. Der Haupthandlungsort, ein wüstengleiches Judäa, wie auch in der Folge das Bergwerksgefängnis, bieten nur karge Hintergründe. Doch Inszenierungsmöglichkeiten gibt es dennoch genug. Wolkenbrüche und Unwetter zur dramatischen Unterstreichung, das höllenartige Bergwerk, enge Wohnkammern, weite Gebirgslandschaften: Die Kulisse trägt das Szenario sehr gut, fast schon passend für ein Theaterstück.

Francois Lapierre gibt den skizzenartigen Grafiken Rechts Volumen und weiß durch starke Kontraste noch mehr zur Dramatik beizutragen.

Zurück ins Römische Weltreich: Rom fällt noch lange nicht zum Zeitpunkt dieser Handlung, doch das Fundament erhält ersten Risse. Alice und Dorison inszenieren einen der vielen Wendepunkte, grafisch schön umgesetzt, für Fans vom Rom-Geschichten oder historischen Stoffen sicherlich sehr interessant. 🙂

Das dritte Testament: Julius 1: Bei Amazon bestellen

Links: www.youtube.com/watch?v=fgfG3uQWmaQ (Robin Recht im Interview)

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