Auf der Flucht vor Alkibiades: Die Freunde, die sich gegen die Organisation entschieden haben, versuchen dem Kessel zu entkommen. Die Festung des Daymio ist umzingelt. Selbst auf dem einzigen noch möglichen Ausweg lauern Soldaten. Ein Pfeilhagel geht auf die Fliehenden nieder. Ihre Beschützer wehren sich. Der Kampf verläuft leise, bis Heimlichkeit keine Rolle mehr spielt und die Musketen sprechen. Dann ist der Weg frei. Das gekaperte Schiff nimmt Fahrt auf, doch die Verfolger sind ihnen bereits auf der Spur. Ein erfolgreiches Entkommen scheint wohl doch nur eine Illusion gewesen zu sein.
Ein letztes Rennen: Die jungen Mitglieder der Korsaren der Alkibiades geben alle ihre Positionen preis. Wer hat aus freien Stücken angeheuert? Wer ist ein Agent einer feindlichen Organisation oder gar eines Staates? Wer beschattet die anderen? Neben der allgegenwärtigen Action, während derer die Helden um den halben Erdball gejagt wurden und auch selbst andere verfolgt haben, ist die Paranoia ein starker Bestandteil der Geschichte geworden. Zuletzt ließ sich kaum noch richtig sagen, wer hier wem eigentlich noch trauen kann und darf.
Denis-Pierre Filippi löst die Knoten auf. Im fernen Japan, vor exotischer und gleichzeitig historisch sehr interessanter Kulisse, treffen die gegnerischen Parteien aufeinander. Es ist ein Blick in die oberen Etagen der Kanonenbootdiplomatie, in der es eine Geheimorganisation wagt, nicht nur das britische Imperium, sondern auch gleich ihre in Nordamerika abgespaltene Kolonie herauszufordern. Filippi hat ein Szenario entworfen, in dem es eine weitaus fortgeschrittenere Technologie gibt, als zu jener Zeit der Historie tatsächlich vorhanden. Wie diese Geschichte angelegt ist, würde es zu keinem Zeitpunkt wundern, Kapitän Nemo auftauchen zu sehen. Aber auch ein viktorianischer Agent Mulder wäre denkbar.
Filippi mischt hier im abschließenden Band (des ersten) Zyklus gekonnt Fakten mit Fiktion. Technik trifft Phantastisches. Nachdem es sich bisher über und unter dem Wasser, sogar unter dem Eis, über und unter der Wüste geht es nun mit dem gleichen Ideenreichtum in die Lüfte. Wie könnte ein Luftkampf aussehen, durchaus inspiriert von Fiktionen wie Star Wars oder auch Realitäten wie der des Ersten Weltkriegs, hätte eine Entwicklung des Luftfahrzeuge etwas früher, etwas anders stattgefunden?
Die Optik ist ein entscheidender Faktor der fünfteiligen Reihe. Da die Geschichte sehr verschachtelt ist (man könnte meinen, eines von Filippis Vorbildern sei Chris Carter), ist ein konzentriertes Lesen erforderlich. Geduld, um bis zum Schluss durchzuhalten, um alle offenen Fragen zu klären, ist zwingend. Besagte Optik, von Eric Liberge, mit hoher Detaildichte versehen, weiß von band zu Band immer wieder zu überraschen. Liberge verwendet eine Technik, die an überarbeitete 3D-Modelle erinnert. Vergleiche mit anderen Veröffentlichungen von ihm zeigen jedoch, dass er diesen Effekt durch eine geschickte Kolorierung erreicht.
Die Vorzeichnungen fallen sehr fein und grazil aus. Die Striche sind dünn gesetzt und beschränken sich meist auf das Nötigste. Volumen erreicht Liberge durch spezielle Füllmuster wie zum Beispiel bei Stoffmustern. Fehlt es in Gesichtern, Mimiken an Individualität, werden durch Kolorierung und die Arbeit mit Texturen die Unterschiede herausgearbeitet. Insgesamt ist der Eindruck trotz manchmal statischer Gesichtszüge sehr lebendig. Die Bilder besitzen eine optische Tiefe, die einen filmischen Effekt zur Folge hat.
Dieser filmische Eindruck findet sich insbesondere in der Dramaturgie von Action-Szenen, generell in der Serie, speziell hier in der Luftschlacht, die auf rund einem Drittel des Bandes ein lang gestrecktes und imposantes Finale bildet. Gelungene Wechsel von Breitwandansichten und Nahaufnahmen sind die Einleitungen zu einem regelrechten Feuerwerk des Kampfes zwischen der geheimorganisation Alkibiades und seinen Feinden.
Ein höchst eindrucksvoller Abschluss der fünfteiligen Reihe um die verbrecherische Organisation Alkibiades. Die losen Ende werden miteinander verknüpft, der jeweilige Standpunkt der Charaktere klargestellt. Letztlich eine überaus gelungene Mischung aus Jules Verne und Akte X mit einer Prise James Bond. Mehr von diesem Team! 🙂
Die Korsaren der Alkibiades 5, Aletheia: Bei Amazon bestellen