Red Dust kehrt seinem Job den Rücken. Er lässt die Farm hinter sich. Kurz und gut, Red will sein altes Leben gänzlich vergessen und macht sich wieder auf den Weg. Allein mit seinem Pferd, dorthin, wo vielleicht die Welt noch ein wenig besser ist: Das ist ein Trugschluss, wie es sich sehr bald herausstellen wird. Kaum hat er sich wieder an das Leben in der freien Natur gewöhnt, tappt er auch gleich in die nächsten Schwierigkeiten. Zwei Männer werden vor seinen Augen von drei weiteren, so genannten Wachmännern, abgeführt. Die ganze Prozedur sind sehr seltsam für ihn aus, so erbittet er eine Erklärung. Die drei Wachmänner halten den Fremden, der gerade dabei war, sich zu rasieren und nun mit nacktem Oberkörper und einem Colt in Hand vor ihnen steht, für einen Aufschneider. Wie es sich zeigt: Red Dust ist nicht der einzige, der Fehler macht.
Greg und Hermann erzählen ihre Geschichte um Comanche, Red Dust, Ten Gallons und den anderen Charakteren vor einer Zeit des Umbruchs. Die Eisenbahn brachte Veränderungen. Die Einzäunung von Weiden und Farmen drückte dem Land ein künstliches Korsett auf. Plötzlich wird in Greenstone Falls, der kleinen Stadt in Wyoming eine Wahlkampfveranstaltung abgehalten. Zeitungen, Nachrichten, Versicherungen, viele Kleinigkeiten künden von einer unwiderruflichen Veränderung, dem Verlust von Freiheit und auch Einfachheit. Dust will diesen Veränderungen entkommen und gerät in ein Bergbaugebiet, in dem die Jagd nach Kupfer nur Vorläufer der Industrialisierung darstellt.
Damit kennt sich Dust nicht aus. Mit Mord und Totschlag aber schon. Denn vor der neuen Form der Zivilisation steht in diesem Land immer noch der alte Weg, der Weg des Stärkeren. In Dusts Fall bedeutet das: Der Weg dessen, der schneller den Revolver zieht und schießt. Greg erzählt die Geschichte mit einem gewissen Augenzwinkern. Dust, der dem neuen Leben entkommen wollte, trifft auf jemanden, der ebenfalls einen Schnitt machen wollte und ebenso wenig dem entkommen kann, was sich ihm in den Weg stellt. Der Mann mit dem Teufelsfinger ist eine Legende und Legenden haben von jeher im Wilden Westen den Nachteil, dass sich kommende Legenden an ihnen messen wollen.
Greg und Hermann zelebrieren diesen Wendepunkt in Red Dusts Leben wie einen alternativen Anfang der gesamten Reihe. Die Ähnlichkeiten zum tatsächlichen Anfang, wie Dust auf die Triple Six Ranch kam, sind nicht wegzuleugnen. Dust stellt sie selber im vorliegenden Band fest. Aber was wäre gewesen, hätte es sich bei Comanche um einen ehemaligen Pistolero gehandelt?
Die Beantwortung dieser Frage gipfelt in einer handfesten Auseinandersetzung, nicht ganz so spannend wie jene Jagd und Selbstjustiz, die Dust ins Gefängnis brachte, aber Dank Gregs versierter Erzähltechnik immer noch verdammt gut. (Eine Schießerei um das Vorrecht, sich mit jemandem zu duellieren! Lange bevor Filme wie Schneller als der Tod dieses Thema aufs Korn nahmen.) Hermann zeigt dem Leser hier optisch einen anderen Red Dust als noch zu Beginn der Reihe. Die Gesichter haben sich ein wenig gewandelt. Sie sind individueller geworden. Aber der alte Dust wirkte auch verwegener, weniger lieb. Es mag ein weder Leser selbst entscheiden, welcher besser gefällt.
Der zweite, sehr ausführliche Teil der Greg Biographie rundet den vorliegenden Band ab. In einem Einseiter darf Comanche außerdem zeigen, dass sie sich gegen ein Großmaul durchaus zu wehren weiß, so es denn nötig sein sollte.
Ein Umbruch der Serie wie auch ein Umbruch in der Stimmung des Wilden Westens: Greg und Hermann bilden ein Top-Team. Red Dust ist ein Western-Charakter zum Mitfiebern. Immer noch! 🙂
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