Kraft: Wie kann es sein, dass völlig unscheinbare Menschen im Angesicht einer aussichtslosen Situation eine Kraft entwickeln, die ihrer körperlichen Befindlichkeit zuwider läuft? Im Klartext: Wieso kann eine kleine schmale Frau ihren Sohn aus einem Auto retten, indem sie es einfach anhebt? Dr. Banner stellt sich diese Frage nicht uneigennützig. Noch immer verfolgt ihn der Unfall, den er vor noch gar nicht langer Zeit mit seiner Frau hatte. Eine ähnliche Situation: Ein Auto kommt von der Straße ab. Während Dr. Banner aus dem Auto herausgeschleudert wird, ist seine Frau im Fahrzeug eingeschlossen. Ihm wird in diesem Moment nicht die nötige Kraft zuteil, um sie zu retten.
Dr. Banner forscht zusammen mit seiner Kollegin nach dem Grund für den außergewöhnlichen Kräftezuwachs bei vielen befragten Personen. Schließlich ergibt sich eine Spur. Angst und Wut sind ein Schlüssel, aber auch eine bestimmte Strahlung, die einen besonderen Effekt auf den menschlichen Organismus hat. In einem Selbstversuch simuliert Dr. Banner die Strahlung, doch der Erfolg bleibt aus. Vorerst jedenfalls, denn mitten in einem Unwetter, während einer Autopanne, bedeckt von Matsch, durchnässt, schlägt Verzweiflung in Wut um und David Bruce Banner verwandelt sich zum ersten Mal in den Hulk.
In einer Zeit, in der Spezialeffekte für das Fernsehen relativ schwierig zu bewerkstelligen waren, erschien 1978 eine Realfilmumsetzung eines Comic-Themas, das recht erfolgreich werden sollte: The Incredible Hulk. Der bis dahin bereits sehr bekannte Fernsehschauspieler Bill Bixby übernahm die Rolle des Dr. David Bruce Banner. Für das andere Ich, den Hulk, holte die Produktion den Bodybuilder Lou Ferrigno vor die Kamera.
Die Serie startete gleich mit zwei Pilotfilmen. Die erste Folge führte die Hauptfiguren ein, einerseits Dr. Banner, den Hulk und eine wichtige Nebenfigur: den schmierigen Reporter vom National Register, Jack McGee, gespielt von Jack Colvin. Ein Zusammentreffen von Banner und McGee machte eine bestimmte Aussage auch im Fernsehen populär:
Don’t make me angry. You wouldn’t like me when I’m angry.
Nach einer Verwandlung und einem weiteren Unfall, der zum Tod von Banners Kollegin führt, ist der Wissenschaftler fortan auf der Flucht. Man hält ihn für tot, ermordet von einem Hulk, einem monströsen Wesen, von ungeheurer Kraft und Größe und vollkommen grün. Bill Bixby in der Rolle des Dr. Banner passt sehr gut zu den neueren Interpretationen des Wissenschaftlers, wie ihn die Comics heute darstellen. Allerdings erging er sich weniger in Selbstmitleid, sondern wurde in Form des Hulks über kurz oder lang zum helfenden Engel.
Dieser grüne Engel in Form von Lou Ferrigno wurde durch den mit 1,95 Meter hünenhaften Bodybuilder für den Zeit perfekt dargestellt. Das grüne Haar war struppig wie das einer Puppe, die grüne Schminke offenbarte Schwächen, das Knurren klang merkwürdig. Angesichts von riesigen Armmuskeln und einem Brustkorb vom Ausmaß einer Tonne wollte einem ein Lächeln trotzdem nicht gelingen. Lou Ferrigno war der Hulk. Diese Rolle hängt ihm bis heute nach. In der Verfilmung von Ang Lee von 2003 hat er einen Kurzauftritt. Er knurrte den Hulk in der Verfilmung von 2008 und wird selbiges auch in der Rächer-Verfilmung von 2012 machen.
12 tolle Episoden, die dank eines warmherzig spielenden Bill Bixby und eines herrlich schrecklichen Lou Ferrigno Kultstatus erreichte und zu Recht mehrere Staffeln nach sich zog. Ein Stück Comic-Geschichte und immer noch ansehbar. Wer es weniger tricktechnisch, handfester mag, sollte einen Blick riskieren. 🙂
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