Daken, Wolverines Sohn, gibt im Kostüm eine gute Figur ab. Auch in Sachen Wildheit braucht er sich vor seinem Vater nicht zu verstecken. Doch das kleine Bisschen Selbstbeherrschung fehlt im noch. Norman Osborn, dem es entgegen aller Erwartungen gelungen ist, eine Machtposition innerhalb der USA einzunehmen, indem er nicht nur die Nachfolgeorganisation von SHIELD mit dem Namen HAMMER übernahm, sondern auch noch seine eigenen RÄCHER unter seinen Fittichen hat, weiß um das Fehlverhalten seines Schützlings. Er versucht Daken in der Öffentlichkeit gut aussehen zu lassen. Doch damit hat er sich eine Aufgabe eingehandelt, die selbst den ehemaligen Grünen Kobold überfordert.
Dark Reign: Ein Ereignis im Marvel-Universum jagt das nächste. Die Machtpositionen haben sich wieder einmal verschoben. Figuren, die in ihren jeweiligen Positionen etabliert schienen, mussten sogar in den Untergrund abtauchen oder stehen wenigstens auf der falschen Seite.
Daniel Way und Marjorie Liu zeichnen sich verantwortlich für die in dieser Ausgabe abgeschlossene Handlung. Way, der bereits sehr viel Erfahrung mit Wolverine-Geschichten sammeln konnte, komplettiert hier, seine Entwicklungen, die er zu Dark Wolverine beigetragen hat. Daken ist ein psychotischer Charakter (eigentlich wie alle, die in dieser Ausgabe auftauchen), der glaubt, sein eigenes Spiel spielen zu können (auch wie alle anderen in dieser Ausgabe). Damit zeigt sich auch der Kern von Dark Reign: Jeder misstraut jedem. Und viele wollen den König, Norman Osborn stürzen. Lang lebe der König.
Als Leser verfolgt man die Bösewichter und gönnt ihnen ihr Versagen und das Scheitern ihrer Intrigen. Daken, der Held dieser Geschichte, ist eine Tötungsmaschine und ein Großmaul. Für alle anderen um ihn herum ist das eine äußerst schlechte Kombination. Stephen Segovia und Paco Diaz Luque arbeiten stilistisch Hand in Hand und setzen Daken in Szene. Beide vermischen westliche und östliche Bildansichten. Das Große, Kantige und das Überzogene der Figuren mögen sie aus der östlichen Hemisphäre übernommen haben. Manche Ansichten, vor allem Großaufnahmen, fallen deutlich weicher und westlicher, gewohnter aus. Insgesamt sind sie stilistisch nahe bei einem Leinil Francis Yu (Superman Birthright, auch Wolverine).
Die kantige Form der Figuren erinnert an Schaufensterpuppen. Eindeutig menschlich, aber auch stets eine Spur abstrahiert. Diese Abstraktion wird nicht nur durch eine sehr hart wirkende Tuschearbeit verstärkt. Auch die Farbgebung besticht durch häufige starke Kontraste und Abgrenzungen, die einen metallischen Effekt erzeugen und das Maskenhafte in vielen Szenen noch verstärken. Auf Action verstehen sich beide Zeichner, auch mit unterschiedlichsten und einfallsreichen Perspektiven wird nicht gegeizt.
Hart wirkende Bilder für einen harten Charakter, auch inhaltlich. Dieser Wolverine weckt nur Abscheu, aber gerade das lässt ihn als Gegenstück seines Vaters interessant werden. Ein Ausschnitt aus Marvels dunkelster Stunde, brutal, aber spannend. 🙂