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Comic Blog


Montag, 17. Mai 2010

The Goon 5

Filed under: Mystery — Michael um 18:48

The Goon 5 - Über die schrecklichen Konsequenzen von TugendWas für eine Stadt, die am Boden liegt? Was braucht eine Stadt, die keine Identität mehr besitzt? Keinen Stolz? Keinen Mumm? Sie braucht ein Monument für ihr Ego. Und wenn es nur so etwas Banales wie Football ist. Aber was hat der Goon mit Football an der Schiebermütze? Eigentlich nichts. Doch in gewissem Sinn hat der Goon unter seiner meterdicken rauen Schale einen weichen Kern. Also hilft er bei der Aufstellung einer Football-Mannschaft, die, das weiß wohl jeder, nicht unbedingt gut spielen, dafür aber noch viel besser den Gegner verkloppen können muss. Das ist ein Talent des Goon. Und der Männer, die er kennt. Schnell ist die Mannschaft beisammen. Und tatsächlich schneit nun nichts mehr schief gehen zu können.

Die Dimension des fleischfressenden Auges ist nicht etwa der Name einer neuen Fastfood-Kette, nein, es ist wirklich eine Dimension, in der fleischfressende Augen ihr Unwesen treiben. Als wäre die Dimension des Goon nicht schon schrecklich genug, so müssen er und sein Freund Franky auf eine Rettungsmission der besonderen Art. Sollten sie versagen, steht das Schicksal der Welt auf tönernen Füßen. Oder auf der Kippe. Auf jeden Fall kann da einiges den Bach runtergehen, wenn die beiden diesen verdammten Augen nicht ordentlich in den Hintern treten. So merkwürdig sich das auch anhören mag. Leider ist es damit noch lange nicht getan, denn wieder daheim geht es erst so richtig los!

The Goon, Klappe, die 5. Ja, ist es wieder so weit? Ja! Dank Eric Powell, Autor, Zeichner und Erfinder dieser wunderbaren Figur, darf der Leser sich wieder einer haarsträubenden Phantasie erfreuen, die zwar seltsame, aber auch wahnsinnig unterhaltsame Blüten treibt. The Goon nimmt sich weder selbst besonders ernst noch wichtig. The Goon will nicht politisch korrekt sein. Hier wird eine dicke Lippe riskiert und wer sie gegenüber dem Goon riskiert, der bekommt Haue. Wenn die Autoren von MAD sich mit den Autoren der Bud Spencer und Terence Hill Filme zusammengetan hätten, vielleicht bei einem kurzen LSD-Trip, könnte ein ähnliches Ergebnis entstanden sein.

Dabei ist der Goon keinesfalls eine platte Angelegenheit. Eric Powell lässt es sich nicht nehmen und kreiert eine außerordentlich spaßige Version der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Leg dich nicht mit den Geistern der Weihnacht an! In feiner Bleistift-Sepia-Buntkreide-Optik findet sich eine Kurzgeschichte, die bisherige Goon-Charaktere toll einbindet und gleichzeitig den Grundgedanken der Dickensschen Handlung wiedergibt. Powell ist zwar nicht der erste Autor, der Scrooge eine gehörige Tracht Prügel zukommen lässt (siehe: Scrooged, letztlich aber macht er genau das, was der Leser mit Scrooge, dem bösen alten Mann, der geläutert werden soll, gerne machen würden.

Dr. Hieronymous Alloy war ein Böser, wurde ein Guter und droht nun wieder auf die dunkle Seite abzugleiten, wenn der Goon nichts unternimmt. Eric Powell (mit Roben Powell) arbeitet grafisch in einer tollen Mischtechnik. Einerseits schimmert Bleistift durch und sorgt für butterweiche Schattierungen, andererseits sorgt eine fett getuschte Außenlinie für den nötigen Kontrast zu Hintergrund. In der mehrteiligen Geschichte um den guten/bösen Doktor lässt sich diese Arbeitsweise sehr gut bestaunen. Ab und zu wird auch mal ganz rabiat auf verschiedene Filter eines Grafikprogramms zurückgegriffen. Mal ist der Farbauftrag milchig, mal wirkt er wie mit Aquarellfarben realisiert. Meistens entsteht so ein sehr plastischer Effekt, manchmal sogar ein wenig dreidimensional.

Hinreißend anders, auch mutig, ein wenig Anarchie hinzugerührt: Eric Powell zeigt, was Comic kann, was Comic anderen Medien voraus hat. Weiterhin Wahnsinn mit Methode, mit viel Humor erzählt und toll gezeichnet, handwerklich top. 🙂

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