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Comic Blog


Dienstag, 20. April 2010

Der Planwagen des Thespis 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:30

Der Planwagen des Thespis 1 - Shakespeare und Muerte KidDrustan wollte nichts als seine Virginia. Selbst inmitten des Krieges hatte er die Hoffnung auf eine schöne Zukunft mit ihr. Da ahnte er auch nicht, dass die Südstaaten ihn als Soldaten brauchen würden. Gegen eine Zwangsverpflichtung gibt es keine Hilfe, besonders dann nicht, wenn der eigene Vater den Sohn mit großem Enthusiasmus in den Krieg schicken will. Drustan sieht das freilich vollkommen anders. Er hält nichts vom Sterben. Leider gibt auch der schwarze Butler Matt seine Meinung dazu ab und besiegelt damit in den Augen des anwesenden Offiziers der Konföderierten ihr Schicksal. Wenig später bleibt beiden nichts als die Flucht, nur um alsbald in die Fänge von Unionssoldaten zu geraten.

Ein sehr ungewöhnlicher Titel für einen Western, aber mit einem nicht minder ungewöhnlichen Duo inmitten des Bürgerkriegs im nordamerikanischen Wilden Westen. Autor und Zeichner Christian Rossi überraschte in der ersten Hälfte der 80er Jahre mit diesem Western, der zwei sehr gegensätzliche Männer zusammenbringt. Während der eine sich der Illusion hingibt ein besonders vom Theater inspirierter Künstler zu sein, ist der andere schlichtweg auf der Flucht. Obwohl alles dagegen spricht, dass die beiden mit heiler Haut davonkommen, hält Thespis, der Erfinder des Dramas im antiken Griechenland, wohl die schützende Hand über sie.

Christian Rossi, hierzulande auch mit der Serie W.E.S.T. bekannt, zeigt hier eine frühe Arbeit, die er auch selbst geschrieben hat. Klassisch im Stile eines Blueberry steigt der Leser drei Jahre nach Beginn des amerikanischen Bürgerkriegs in die Handlung ein. Rossi, der auch die von Charlier und Giraud ins Leben gerufene Serie Jim Cutlass nach Girauds Ausstieg weiter zeichnete, steuert hier gegen bekannte Beispiele an, indem er die seine Helden eher untypisch wählt. Das ist nicht Charlier, mehr ein Twain, vielleicht eine Spur Jack London.

Wir leben in einem großen Theaterstück, unter einem riesigen Zelt und das Firmament ist die Leinwand!

Die Figur des Hermes, des Theaterdirektors, der nichts sein eigen nennt außer einem Planwagen, von einem Ensemble ganz zu schweigen, umgibt auf den ersten Blick ein Spur Wahnsinn. Doch vor den Ereignissen eines Bruderkrieges, Menschen, die tagtäglich fallen und marodierenden Banden, die unkontrolliert rauben und brandschatzen, ist der Wahnsinn von Hermes vielmehr willkommener Optimismus und auch Lebensfreude. Dieser milde, man könnte auch sagen, Größenwahn hält Hermes nicht davon ab, berechnend zu agieren und seine Chancen zu suchen. Allerdings spielt er auch mit dem Leben, mit seinem und denen, die in seiner Nähe sind.

Christian Rossi hat bereits in dieser frühen Phase seines Lebens seine Hausaufgaben gemacht und weiß mit einer spannenden Geschichte aufzuwarten. Zwar gibt es Ruhephasen, doch diese habe stets eine innerliche Dramatik, eine unterschwellige Bedrohung bei der Hand, so dass immer ein wenig Aufregung vorhanden ist. Für Rossi ist der Moment der Ruhe auch gleichzeitig ein Anlauf auf das nächste gefährliche Ereignis hin.

Grafisch wirkt er hier noch deutlich von einem Giraud inspiriert. Später, in den Ausgaben der Reihe W.E.S.T. hat er viel stärker zu seinem eigenen Stil gefunden, der optisch weitaus ruhiger, lässiger, aber auch genauer geworden ist. Manche Bilder sind hier schon perfekt, andere wirken ein wenig hingeworfen, ähnlich wie die Arbeiten eines Gerichtszeichners, dem nicht viel Zeit bleibt, um den Moment auf dem Papier zu erfassen.

Der amerikanische Bürgerkrieg aus einer anderen Sicht: Helden wider Willen, auch widerwillig beieinander stellen sich den Widrigkeiten des Krieges auf sehr ungewöhnliche Art. Mit Hermes ist Christian Rossi ein seltsamer, aber nicht unsympathischer Held gelungen. Ein Western-Abenteuer so ungewöhnlich wie sein Titel, aber auch sehr gut. 🙂

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