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Comic Blog


Samstag, 14. Oktober 2006

Das verlorene Paradies

Filed under: Mystery — Michael um 20:30

Das verlorene Paradies 1Es existieren Tore zu anderen Welten, die kein Sterblicher jemals passieren sollte. Der kleine Julien weiß von diesen Gesetzen nichts. Plötzlich ist er auf dem Weg in die Hölle.
Aber es gibt nicht nur Tore, sondern auch Engel, die entsandt wurden, um diese Tore zu bewachen. Leider hat Julien bereits zu viel gesehen, war bereits dort, wo er nicht hätte sein sollen. Auch der Engel Gabriel – leider nicht der Erzengel – hat alle Hände voll zu tun, das Kind zu beschützen. Die Wohnung, in der Juliens Eltern warten sollten, ist leer, allerdings nicht lange, denn Höllenhunde sind dem Jungen bereits auf den Fersen.

Gabriel muss den Jungen zu seinem eigenen Schutz an einen wirklich sicheren Ort schaffen. Julien sieht das ganz anders. Die Engel können das Kind nicht aufhalten. Blitzschnell ist er Gabriel auf eine Rettungsmission in die Tiefen der Hölle gefolgt. Ein Krieger, der Kindermädchen spielen muss, dabei gezwungen ist, gegen Dämonen zu kämpfen, hat ein ziemliches Problem.
Es wird eine lange und gruselige Reise. Am Ende soll eine Dämonin gerettet werden. Es fragt sich nur, wie rettet man jemanden, der eigentlich nicht so recht gerettet werden will?

Das verlorene Paradies nimmt den Leser geradewegs mit in die Hölle – seit ewigen Zeiten stehen sich die beiden Mächte im Jenseits gegenüber. Es herrscht ein Waffenstillstand. Man geht sich aus dem Weg. Hierarchie wird besonders groß geschrieben, hier stehen sich weder die himmlischen, noch die höllischen Kreaturen in nichts nach.
Genre-Fans werden ähnliche Szenarien vielleicht von Spawn, Hellblazer oder diversen Vampir-Comics her kennen. Die Auseinandersetzung zwischen Himmel und Hölle war auch Thema im B-Movie God’s Army. Ist der Leser durch solche Geschichten im Vorfeld geprägt, wird er – sich sogleich zu Hause fühlen und kann mit feinem Lesegenuss in die Handlung einsteigen. Andernfalls ist Das verlorene Paradies auch für Neulinge interessant, denn das Duo Ange, Anne und Gerard, gestalten eine komplette Welt und geben auch neue Einzelheiten hinzu.
Gelungen finde ich die Fortbewegung – wenngleich ich hier zuerst an die Wendewelt denken musste – die Züge wirken andersartig, bösartig, technisch unmenschlich. Die Transporte der Verdammten erwecken noch ganz andere Assoziationen, alleine diese Parallele ist furchtbar genug – immer vor dem Hintergedanken, dass die Autoren etwas ähnliches gedacht haben, was ich nicht zu sagen vermag.

Die Hölle ist trocken, steinig, von Dampftechnik und Schienen durchzogen. Die Sicht geht weit, die Dämonen sind muskelbepackt, nicht besonders intelligent, manchmal mit Flügeln bewehrt. Sie sind nicht nur besonderen Gesetzen, sondern auch ihren Gelüsten unterworfen. Ange schildern eine Hölle, deren Ebenen sich binnen kurzem mit Heerscharen von Kriegern füllen.
Gabriel gehört zu einfacheren Engeln, der sich eine Gunst erbittet, nämlich die Befreiung einer alten Bekannten, die leider der falschen Seite angehört. Er macht alsbald Bekanntschaft mit den Heeren, die den Flüchtigen hinterher jagen.

Die Ansichten, die sich dem Leser hier bieten, machen das Lesevergnügen zu einem großen Teil aus. Wie im Kino ist das Medium Comic dazu da, andere Welten zu visualisieren, in dergestalt, wie es eine Beschreibung nur schwerlich kann – der direkte Weg geht über das Auge und transportiert Atmosphäre, Spannung und Gefühl.
Zeichner Varanda, den die Leser vielleicht schon von Bloodline oder Elixier kennen mögen, bringt genau dieses Kunststück mit sicherer Hand zuwege.

Mir persönlich hat diese Geschichte sehr gut gefallen. Rollenspieler werden die Dungeons mögen, Genre-Fans das Thema, alle anderen werden schlicht phantastisch gut unterhalten – und das im wahrsten Sinne des Wortes. 🙂

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