Die Gefährten sind endlich wieder vereint. Beinahe jedenfalls, denn einer von ihnen fehlt noch: Regis, der Halbling. Pascha Pook hat den kleinen Dieb immer noch in seiner Gewalt, nach besten Kräften bemüht, ein möglichst furchtbares Ende für den zu finden, der ihn mit dem Diebstahl des magischen Steins betrogen hat. Und nun scheint er tatsächlich ein vortreffliches Ende gefunden zu haben. Ohnehin ein begeisterter Katzenliebhaber, von Raubkatzen wohlgemerkt, ist die kleine Pantherstatue, die ihm sein Haus- und Hofmagier übergibt, höchst willkommen. Mit großen Augen und höhnischen Worten verfolgt Pook, wie der schwarze Panther auf Regis zuschleicht, bereit, den Befehl seines neuen Herrn auszuführen, nämlich, den Halbling zu töten. Der Panther springt und …
Unterdessen versuchen Drizzt, Bruenor, Wulfgar und Cattie-Brie den Halbling in Calimhafen zu finden. Obwohl die vier Gefährten vieles gesehen haben und so manche Unbill erdulden mussten, schnürt ihnen der Ekel angesichts der Lebensumstände in Calimhafen die Kehle zu. Sie können sich nicht vorstellen, warum Regis ausgerechnet von jener Lebensspanne, die er in dieser riesigen Stadt verbrachte, so begeistert gewesen ist. Sehr bald, als die Schwierigkeiten für sie wieder einmal lebensgefährlich werden, können sie es sich noch viel weniger vorstellen.
Die Gewichtung der einzelnen Auftritte der Charaktere ist wieder deutlich ausgeglichener als zuvor. Nachdem die Gruppe vereint ist und sich dem gemeinsamen Ziel, der Befreiung Regis’, nähert, spitzt sich die Lage zu und gewinnt an Geschwindigkeit. Genau an diesem Punkt beschließt R.A. Salvatore einen Bruch, der auch in der Hörspiel-Adaption von Oliver Elias hervorragend und völlig überraschend eingefügt ist. Aber das macht Fantasy aus. Alles ist möglich.
Noch einmal kann sich der Hörer an der Leistung von Wolfgang Bahro als Pascha Pook erfreuen, dessen betonte Selbstgefälligkeit sich langsam in Luft auflöst. Am Hofe Pooks, bei der Diebesgilde, herrscht das Chaos. Die Gruppe von Helden, die der Attentäter Artemis Entreri (immer noch supergemein: Achim Buch) nach Calimhafen geführt hat, räumt nun im Gebäude auf und alles aus dem Weg, bis sie …
Hier erfolgt nicht nur ein Szenenwechsel, sondern ein Weltenwechsel in die Ebene von Tartarus. Eben noch wollten die Helden Pook die Hölle heiß machen, im nächsten Moment stecken sie selbst in einer Art Hölle. Ein Umfeld wie dieses ist schwierig in Geräuschen und Beschreibung umzusetzen, so merkwürdig und abstrakt ist es. Eine Welt, scheinbar ohne Boden, die nur auf Brücken überschritten werden kann. Qualm und Dampf wabert allerorten. (Ein wenig erinnert das an eine Szene aus House. Hinter dem Spiegel lauert eine Welt ohne Boden mit fliegenden Dämonen.) Auch hier jagen geflügelte Wesen heran und greifen die Helden an.
Wer zu diesem Zeitpunkt gedacht, die Handlung wäre an Dramatik nicht mehr steigerungsfähig, sieht sich gewaltig getäuscht. In solchen Geschichten glaubt der Leser, Zuschauer oder Zuhörer manchmal, dass die Charaktere zwar in Schwierigkeiten geraten, aber auf gewisse Art unsterblich sind. R.A. Salvatore will den Eindruck gar nicht erst aufkommen lassen, konnte der Zuhörer doch schon glauben, dass Bruenor Heldenhammer gestorben sei. Und nun …
Bernd Hölscher als Wulfgar tritt ein wenig mehr in den Vordergrund und hat ein paar schöne Szenen, in denen er mehr Gefühl zeigen kann. Tobias Meister läuft als Erzähler und als Sprecher von Drizzt zur gewohnten Hochform auf, versiert, aber auch immer wieder für Überraschungen in der Stimme gut. (Man könnte fast sagen: Erfahrung macht den Meister. Ein kleiner Kalauer wird gestattet sein.)
Ein schönes Hörvergnügen, besonders dank seiner atmosphärischen Dichte und dem Wechsel in eine andere furchtbare Welt. Die 12. Episode ist ein hervorragendes Beispiel für die hörbare Erweckung der Welt um Drizzt Do’Urden. 🙂
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