ES WAR EINMAL ein Mann, der seine Familie verlor. FRANK CASTLE, ehemaliger Soldat in Vietnam, muss ausgerechnet in der heimat erleben, wie seine Frau und Kinder von Gangster umgebracht werden. Fortan wird er zum PUNISHER! Ohne jegliche Superkraft macht sich der in seiner Seele tief verletzte Mann daran, einen Ganoven nach dem anderen zur Strecke zu bringen. Und es geht nicht um GERECHTIGKEIT, es geht um BESTRAFUNG! Und GEWALT ist dabei das Mittel der Wahl. Und jedes MITTEL ist recht!
In der Vergangenheit hat der PUNISHER sich nicht nur mit Verbrechern angelegt. Auch Superhelden (oder Superschurken) fanden sich schon in seinem Fadenkreuz wieder. Klar, dass so jemand, gequälte Seele hin oder her, über kurz oder lang in der Hölle landet. Aber was mag einem MEPHISTO besser gefallen, als jemanden, der im Leben bereits ein Rachegeist war, zu seinem neuen GHOST RIDER zu machen. Und wie der Teufel, der Zufall (oder MARVEL) es will, begegnet dieser GHOST RIDER in seinem Rachefeldzug gegen THANOS auch noch GALACTUS. Dieser ernennt ihn zu seinem neuen HEROLD und TAADAA, der COSMIC GHOST RIDER erblickt das Licht der MARVEL-Welt.
Das eröffnet einer sehr lange eingeführten Figur viele neue Möglichkeiten. Eine liegt hier vor: COSMIC GHOST RIDER ZERSTÖRT DIE MARVEL-GESCHICHTE. Fähig, in der Zeit zu reisen, erfüllt sich FRANK CASTLE einen Wunsch. In der eigenen Vergangenheit, bevor die Familie starb, Frau und Sohn wiederzusehen. Er gibt sich in einer gealterten Erscheinung als sein eigener ONKEL aus und trifft FRANKS KLEINEN JUNGEN, dem er in einem unbeobachteten Moment sogar die ZWEITIDENTITÄT offenbart. Und er erzählt dem Kind allerlei NONSENS, so zum Beispiel, dass er einem ein MITGLIED DER FANTASTIC FIVE war (die nun die FANTASTIC FOUR sind).
Ja, FRANK CASTLE hat einen merkwürdigen, einen düster-ironischen Humor, aber er hat eindeutig Humor. Die beiden Autoren NICK GIOVANNETTI und PAUL SCHEER sorgen dafür! Denn es scheint so, als hätten die beiden gar nicht genug Platz, um den COSMIC GHOST RIDER überall an wichtigen Knotenpunkten der MARVEL-GESCHICHTE eingreifen zu lassen. Höchstwahrscheinlich hätte es noch viel öfter sein können. Packend sind auf jeden Fall die Episoden im ZWEITEN WELTKRIEG an der Seite von CAPTAIN AMERICA sowie NICK FURY UND SEINEN HOWLING COMMANDOS. Bei letzterem erinnert der Auftritt des GHOST RIDER stark an denjenigen von SGT. DONNY DONOWITZ in INGLOURIOUS BASTERDS (bei aller Gewalt in dem TARANTINO-Film sollte die Szene mit dem Baseballschläger in Gedächtnis geblieben sein). GHOST RIDER geht mit einem gefangenen deutschen Soldaten ähnlich brutal zur Sache.
Eine Spur gewichtiger innerhalb des MARVEL-UNIVERSUMS sind die Ereignisse im RAFT, dem HOCHSICHERHEITSGEFÄNGNIS auf RYKER’S ISLAND. Hierbei kam es zu einem Massenausbruch diverser SUPERSCHURKEN, hier erschienen in SPIDER-MAN UND DIE NEUEN RÄCHER. Augenzwinkernd und unter ähnlichen Vorzeichen wie einst wird der SENTRY aus der Originalgeschichte gegen den COSMIC GHOST RIDER ausgetauscht. Kennt man das Original nicht, dürfte einem die Veränderung kaum auffallen. Ganz im Gegensatz zu einer äußerst handfesten Begegnung zwischen dem alten FRANK CASTLE und UATU, dem BEOBACHTER. Diese Episode steht für sich selbst und ist konsequent durcherzählt, aus MARVEL-Sicht sogar erschütternd.
Grafisch gibt es nichts zu mäkeln an den Leistungen der drei Zeichner. GERARDO SANDOVAL und TODD NAUCK sowie NATHAN STOCKMAN sind stilistisch jeweils eigen, erkennbar. GERARDO SANDOVAL hat ein wenig den Punk in seinen Zeichnungen (ähnlich wie ein HUMBERTO RAMOS in DER SPEKTAKULÄRE SPIDER-MAN). In die dieselbe Richtung schlägt GERARDO ZAFINO, der die Einzeltitelbilder der hier versammelten Miniserie abliefert. Auf verschiedenen Zeitebenen wie auch humoristischen Einlagen wird mit verschiedenen Stilrichtungen gearbeitet. Wenn der COSMIC GHOST RIDER plötzlich, wie aus dem Nichts, in der Vergangenheit landet und den Körper der X-FRAU KITTY PRIDE okkupiert, dann herrscht Panik bei FRANK CASTLE, dem ein aufgebrachter WOLVERINE gegenübersteht, sowie ganz viel Spaß beim Leser.
Welcher MARVEL-FAN kannte ihn nicht, den PUNISHER, den wortkargen Eigenbrödler FRANK CASTLE, der seine Meinung durch die Mündung eines M16 übermittelt. Er hat das MARVEL-UNIVERSUM gekillt und mischt nun einen nicht unerheblichen Teil der MARVEL-GESCHICHTE auf. Das ist eher punkig im Sinne eines DEADPOOL, sehr markig, teils brutal, mit Klamauk (sehr oft sogar) und insbsondere für Fans von MARVEL interessant, die einigermaßen in Events und Charakteren bewandert sind. 🙂
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