Ein Herz und eine Krone, HIT-GIRL und eine VESPA. Aber ROM hat noch mehr zu bieten, als eine Hommage an einen Filmklassiker mit AUDREY HEPBURN und GREGORY PECK. ROM hat den VATIKAN, das Herz der katholischen Kirche. Man sollte glauben, für jemanden wie HIT-GIRL gäbe es gerade an einem solchen Ort nicht viel zu tun. Weit gefehlt! Im Schatten des Glaubens wuchern Elemente, die sich einen frommen Anstrich geben, darüber hinaus aber von abgrundtiefer Bosheit und Machthunger erfüllt sind. Und all das unter dem Deckmäntelchen eines Habits. Auf HIT-GIRL wartet nicht nur ein neuer SIDE-KICK, sondern auch DONNA GIUSTINA, Anführerin eines mafiösen Ordens.
MARK MILLAR hat den Staffelstab um seine in der Serie KICK-ASS ersonnenes HIT-GIRL weitergegeben. Nun ist er beim Autoren RAFAEL SCAVONE angelangt. Komplett respektlos (ein Markenzeichen des KICK-ASS-Universums) lässt er HIT-GIRL zwischen die Mordsgesellen fahren, die in ein religiöses Outfit gekleidet auftreten (mit wirklich nur wenigen Ausnahmen), dem Herrn und seinem Heiligen PIETOSO huldigen und keiner Probleme damit haben, ihre Feinde auf die denkbar grausamste Weise zu massakrieren. Das mag zuerst merkwürdig und krass wirken, greift jedoch letztlich nur die bekannten dunklen Seiten kirchlicher Aktivitäte auf, mit denen schon andere Autoren wie ALEJANDRO JODOROWSKY (DER SCHRECKLICHE PAPST) oder THOMAS GIFFORD (ASSASSINI) spielten. RAFAEL SCAVONE legt mit seiner DONNA GIUSTINA noch eine Schippe drauf.
BÖSE FRAUEN: Spätestens seit BUFFY, sozusagen der URMUTTER DER SICH PRÜGELNDEN FRAUEN, lassen sich die Ladies im Pantoffelkino und auf der großen Leinwand nichts mehr gefallen. HIT-GIRL ist eine Folge davon und das Mädchen selbst, noch nicht einmal in der Pubertät, hat ihrerseits auch schon Gegnerinnen gehabt, die ihr in Sachen Gewaltausübung und Spaß am Gemetzel in Nichts nachstehen. RAFAEL SCAVONE kreiert mit DONNA GIUSTINA eine alte Frau, eine bitterböse Hommage auf DON VITO CORLEONE, die ihren Feinden eigenhändig einen Pferdekopf unter die Bettdecke schieben würde, ließe sich damit noch jemand hinter dem Ofen hervorlocken. DONNA GIUSTINA, verhutzelt wie die Hexe bei HÄNSEL UND GRETEL, hält sich mit derlei Kinkerlitzchen nicht auf. Sie erdrosselt schon mal einen Untergebenen mit dem Rosenkranz, wenn ihr die aufgetischte Suppe nicht schmeckt.
HIT-GIRL selber kann die Erwachsenen mit einen Puppengesicht täuschen, das auch CHUCKY gut zu Gesicht stehen würde. RAFAEL ALBUQUERQUE (ja, noch ein RAFAEL) zeichnet der Kleinen sehr viel Unschuld in die Miene, mittig von den blonden Pferdeschwänzen der überaus braven Frisur. Die schmale Statur verrät nicht, welche Energie in dem Mädchen steckt und eine Mordlust, wie sie unter den SICH PRÜGELNDEN FRAUEN des 21. Jahrhunderts unerreicht sein dürfte. Und dann ihr momentaner SIDEKICK: Keine CATWOMAN, eher ein CATGIRL mit langfingrigen Tendenzen. Mörderische Qualitäten müssen erst noch erlernt werden. RAFAEL ALBUQUERQUE schafft charakterstarke, sehr einzigartige Figuren. Man gewinnt optisch den Eindruck, als würde HIT-GIRL in Actionszenen gegen die Mönche aus DER NAME DER ROSE antreten.
MARCELO MAIOLO unterstreicht die feinen, mit dünnstem Strich gezeichneten Bilder mit intensivem Farbenspiel, manchmal mit einer leichten goldenen Tönung, dem Reisebeginn einer Städtetour durch ROM angemessen, wenn das Licht rund um das KOLOSSEUM zum Verweilen einlädt, selbst HIT-GIRL, die beim Gedanken an blutige Gladiatorenkämpfe ins Schwelgen gerät. Darüber hinaus gibt MARCELO MAIOLOS Farbgebung der Action schönen filmischen Schwung.
Ein brutaler Thriller-Knaller der etwas anderen Superheldenart. Wer schon mit KICK-ASS oder HIT-GIRL in Berührung kam, wird hier Überraschungen erleben, denn natürlich bietet ROM auch Attraktionen in Sachen Mord und Totschlag. Andere Länder, andere Killersitten eben. RAFAEL ALBUQUERQUE gehört zu den Zeichnern, die man sich als Comic-Fan für die Zukunft merken sollte.
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