1954. HELLBOY bereichert noch die B.U.A.P., die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, mit seinen Fähigkeiten. Der Zweite Weltkrieg liegt ein paar Jahre zurück, dennoch haben haben noch nicht alle offiziellen Verlierer aufgegeben. Man könnte sogar behaupten, dass nicht alle Verlierer in der Abgeschiedenheit ihrer Verstecke überhaupt bemerkt haben, dass sie Verlierer sind. So gerät HELLBOY einmal mehr in die Fänge einer Wehrmacht, die sich mit ungewöhnlichen Techniken und paranormalen Möglichkeiten beschäftigt. Leider kommt der Abkömmling aus der HÖLLE zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt und wird ausgerechnet zum Schlüssel einer merkwürdigen Forschung.
Nach mehreren großen Abenteuern, die global zu nennen sind, auch solchen Ereignissen, die HELLBOY zum Kern seiner Existenz führten, bringt HELLBOY-Erfinder MIKE MIGNOLA und ein Team von Zeichnern eine sehr unterschiedliche Abfolge von Geschichten. Sie beleuchten Geschehnisse, die furchtbare Konsequenzen im Großen haben können, oder mysteriöse Begebenheiten, die Familienkreise durcheinander wirbeln.
HELLBOYS erste Auseinandersetzung, mit der auch das Titelbild des vorliegenden 17. Bandes der Reihe aufmacht, orientiert sich an den guten alten Zeiten der Figur. MIKE MIGNOLA spielte gerne mit dem Mystizismus des Dritten Reiches herum; hier fühlt man sich als Leser in Varianten der letzten Jahre versetzt, Stichwort: IRON SKY. Wer genau hinschaut, wird die aus dem Schnee ragende, etwas altmodisch anmutende UNTERTASSE entdecken. Nach anfänglichen Verweisen auf einen anderen Klassiker, THE THING, werden MIKE MIGNOLA und Erzählerkollege CHRIS ROBERSON selbst nostalgisch und schreiben für Zeichner STEPHEN GREEN eine Steilvorlage. DÜSTER und im weiteren Verlauf mit ordentlichem BUMMS.
Beeindruckend ist DAS VERNUNFTLOSE TIER, eine Geschichte, die sich im engen familiären Umfeld abspielt und eine regelrechte Tragödie herausarbeitet. Ein GEISTERAFFE steht im Zentrum der Ereignisse. Und mehr soll darüber auch nicht verraten werden. Grafisch schafft Zeichner PATRIC REYNOLDS ein wunderbares 50er-Jahre-Gefühl. In seinen Figuren spiegelt sich viel Gefühl, eine innerliche Zerrissenheit wird zu Markte getragen und seine Geisterattacke, von DAVE STUART koloriert (wie auch der ganze Band), ist kurios und spannend gleichermaßen.
Die Mischung macht’s: Nicht nur recht unterschiedliche Zeichner mit einigermaßen familiär orientierten Stilen machen den vorliegenden Band aus. Es ist eine tolle Mischung der Geschichten, die einerseits in die allseits beliebte Feindschaft HELLBOYS gegen den Okkultismus des Dritten Reiches entführt, die beschriebene Familietragödie, sondern eben auch ins ferne HONGKONG, das mit einer gänzlich anderen Mythologie aufwartet. In GEISTERMOND arbeitet Zeichner BRIAN CHURILLA mit einem peppigen Strich, immer noch in der Nähe des Originals, aber mit einer deutlichen Tendenz zu HELLBOYS Animationsausflügen. Es ist toll, wie eine Figur wie HELLBOY zwischen unterschiedlichen Höllenwelten hin und her springt. MIKE MIGNOLA und CHRIS ROBERSON (Autor von iZOMBIE) kreieren hier für den Leser ein abwechslungsreiches, fühlbar exotisch fremdes Szenario, frisch und unverbraucht.
Zum guten Schluss, in einer ganz kleinen Episode, gibt sich Zeichnerlegende RICHARD CORBEN die Ehre. Düster erzählt, in zu einer weiteren Wurzelstrecke von HELLBOY, wenn die Auseinandersetzung mit dunklen Mächten auch zum Kampf mit den ureigenen inneren Dämonen wird. Kurz, prägnant, zum Kern der Figur, sogar ein Stück zur ursprünglichen, heute fast nostalgisch anmutenden Konzeption von MIKE MIGNOLA (in die früher häufiger entführt wurde).
HELLBOY ist nicht umsonst zu einem der Massstäbe für Mystery und Horror innerhalb des Comic-Mediums geworben. Mit einer breit gestreuten Themenvielfalt quer über die globalen Mythologien hat MIKE MIGNOLA die Figur genial über die Jahre am Leben erhalten und oft sogar neu erfunden. Wie teilweise in diesem Band. Klasse! 🙂
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