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Comic Blog


Mittwoch, 23. Oktober 2024

DAS SYNDROM [E]

Filed under: Thriller — Michael um 16:37

DAS SYNDROM [E]Ein unbekannter Film, alt, noch auf eine Filmrolle gebannt, weckt die Neugier von LUDO. Der Film, dessen Vorbesitzer ganz vernarrt in Verschwörungstheorien war, starb ziemlich banal, als er inmitten seines großen Filmarchivs von der Leiter fiel und sich den Schädel aufschlug. Nun hat LUDO den Raum abgedunkelt, die Filmrolle in den Projektor gefädelt und ist gespannt. Doch der Film ist schrecklich, und je länger LUDO ihn sich anschaut, umso mehr packt es ihn, bis plötzlich, die Welt um ihn herum schwarz wird und er mit Schrecken feststellt, dass er blind ist. In seiner Not greift er zum Mobiltelefon und ruft die erste Nummer an, die auf dem Bildschirm aufploppt. Diese gehört zu LUCIE HENEBELLES, ihres Zeichens Polizeileutnant von Lille. Zu diesem Zeitpunkt ahnt die junge Frau nicht, dass dies der Auftakt zu einem grausamsten Fälle ihres Lebens ist.

Bereits 2012 erschien in Deutschland der Roman ÖFFNE DIE AUGEN von FRANCK THILLIEZ, dessen Comic-Adation von SYLVAIN RUNBERG (Autor) und LUC BRAHY (Zeichner) nun unter dem Originaltitel DAS SYNDROM [E] hierzulande erschienen ist. Der Thriller ist, um es vorweg zu nehmen, für Freunde von Spannungsliteratur, die sich mit Verschwörungsmythen befasst, deren Hintergründe in die Jahrzehnte zurückreichen und es dennoch finstere Gestalten gibt, die ein großes Interesse daran haben, jene furchtbaren Geheimnisse weiterhin zu hüten. Hier wird ein ebensolch weiter Bogen gefasst, nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch zwischen Europa, Nordamerika und Afrika. Denn neben der Ermittlerin LUCIE HENEBELLES wird noch ein weiterer Polizist ins Rennen geschickt, der ebenfalls von FRANCK THILLIEZ ersonnene FRANCK SHARKO.

Zwei sehr unterschiedliche Ermittler mit zunächst unterschiedlichen Zielen sind hier an der Arbeit. Neben den für den Leser verschieden skizzierten Charakteren, gibt FRANCK THILLIEZ den beiden auch ihre jeweils eigenen Päckchen zu tragen. Ist das von LUCIE HENEBELLES noch recht normal zu nennen, ist sie doch Mutter zweier Töchter, hat FRANCK SHARKO ein ganz anderes Problem. Allein damit ließe sich schon ein Roman bzw. ein Comic füllen, würde den beiden nicht ein Fall vor die Füße fallen, wie recht gut zu diesem Monat passt, schließlich steht Halloween kurz vor der Tür.

Stark ist, wie weit verzweigt die Geschichte angelegt wurde, nicht bloß in der Zeit, sondern auch geografisch. Das garantiert dem Auge, dank Zeichner LUC BRAHY, immer neue Ansatzpunkte, allerdings ohne Glanz und Glamour. Das Szenario bewegt sich von der Normalität der Bevölkerung bis hin zum Bodensatz, in schmutzige Gefilde oder in Gegenden, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und deshalb Halunken die Möglichkeit finden, ungestört ihre Verbrechen zu verüben.

Das sorgt für Action, Auseinandersetzung auf Leben und Tod. Wenn eine Drohung im Raum steht, folgen dieser auch Taten. Danach sieht es anfangs nicht aus. Zwar schwebt da diese Brutalität mehr oder weniger sichtbar, aber dass es den ErmittlerInnen an den Kragen gehen könnte, mögen die LeserInnen kaum ahnen. Denn ganz ehrlich: Polizei genießen (trotz vieler gegenteiliger Beispiele in Unterhaltung und Realität) einen gewissen Schutz. Nach dem Motto: Die biegen das hin, müssen aber nicht selbst drunter leiden.

SYLVAIN RUNBERG, adaptierender Autor, baut viele spannungssteigernde Momente aus dem Roman in die Comic-Umsetzung ein, und es wirkt so, als könne tatsächlich jederzeit ein Polizist sich verabschieden. Über die gesamte Länge der Handlung hinweg, ist die Atmosphäre dergestalt, dass sich keiner sicher fühlen kann. Für die Leserschaft ist die Aufrechterhaltung des mulmigen Gefühls natürlich großartig (für solche, die sich gerne gruseln, versteht sich).

LUC BRAHY ist als Autor wie als Zeichner gleichermaßen im Medium unterwegs. Hierzulande kennt der Comic-Fan ihn als Texter der Serie UKAS. Bei DAS SYNDROM [E] ist er als Illustrator dabei. Er vermag sehr schön Gefühle ohne weiteren Text zu transportieren. Besorgnis, Erschöpfung, Verzweiflung, Todesangst, Verärgerung, Lust, Erheiterung und und und. Die gezeigte Gefühlspalette ist sehr weit gefasst und nicht so oft bei Kollegen von LUC BRAHY so zu finden. Der Realismus seiner Bilder fängt den jeweiligen Ort fein ein, was natürlich erst richtig reizvoll wird, wenn die Kulissen wechseln und sich starke Kontraste ergeben. Da herrschen zum Beispiel zwischen französischen und algerischen Schauplätzen starke Kontraste. Insgesamt transportiert sich der vorliegende Thriller für die Leserschaft in einem stimmigen Gesamtbild.

Düster, düster, düster. Ein sehr dunkles Geheimnis, das angesichts des Irrsinns so manch aufgedeckten Skandals und Experimente, die tatsächlich und dokumentiert stattgefunden haben, ebenfalls so passiert sein könnte. Wahrscheinlich hat FRANCK THILLIEZ, der Autor der Romanvorlage, daraus auch seine Inspiration gezogen. SYLVAIN RUNBERG (adaptierender Autor) und LUC BRAHY (Zeichner) sind beides Comic-Veteranen und formen aus der Vorlage einen runden, sehr dicht erzählten Thriller, in dem neben den einzelnen Steinchen, die das Mosaik vervollständigen, die beiden polizeilichen Helden noch ihre ganz eigenen Baustellen haben (ganz besonders FRANCK SHARKO). Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, gelungen und versiert illustriert. Daumen hoch! 🙂

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