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Comic Blog


Dienstag, 20. August 2024

JOHNNY CONGO

Filed under: Superhelden — Michael um 18:57

JOHNNY CONGOSCOTCH hat es nicht gerade leicht. Die Nerven liegen blank. Er sitzt am Steuer eines rasenden Wagens, um den herum ein ungeheures Unwetter tobt. Regen prasselt nieder und macht die holprige Straße beinahe unpassierbar. Panisch versucht er sein Ziel, das Haus von JOHNNY CONGO, zu erreichen, wo er sich Hilfe erhofft. Aber wird er es rechtzeitig schaffen?

Besonders im zweiten Abenteuer hat JOHNNY CONGO seine phantastischen Elemente und zweifellos gibt es die typischen Gegner, die nach einem extragroßen Stück des Kuchens greifen wollen. Da konnte MICHEL GREG, Autor, 1992 nicht aus seiner Haut, denn er war, wie bisherige Veröffentlichungen bewiesen, immer schon sehr fantasievoll. Aber im ersten Abenteuer von JOHNNY CONGO finden sich Aspekte, die kaum aktueller sein könnten. WILDEREI und EPIDEMIE. Elefanten werden Opfer von Wilderern. SCOTCH und BARTHELEMY schlittern mitten ein ein Schlachthaus. Inmitten eines Flusses haben Wilderer ein Blutbad veranstaltet, die getöteten Tiere einfach liegen lassen und das Elfenbein, die Stoßzähne, mitgenommen.

Und wie es in der Realität ebenfalls vorkommt, sind die Wilderer bereit, für ihre Beute auch über menschliche Leichen zu gehen. SCOTCH und BARTHELEMY werden unter Beschuss genommen, können jedoch nicht mehr, als sich zurückzuziehen. BARTHELEMY ist schwer verletzt. Und das ist erst der Auftakt, bevor es noch viel schlimmer wird. Das ist von MICHEL GREG selbstverständlich dramatisiert und auf Spannung getrimmt, was allerdings nichts daran ändert, dass die Handlung sich durchaus so abspielen könnte. Je nach afrikanischem Land, sogar heute noch.

DER SCHARLACHROTE FLUSS ist ein sehr bodenständiges erstes Abenteuer mit Action und reinen Spannungsszenen, deren Ende sich nicht vorhersagen lässt. Man darf hier durchaus um das Leben mancher Hauptfigur bangen (außer vielleicht um JOHNNY CONGO, der wird in jedem Fall weiter gebraucht). Im zweiten Abenteuer, PFEILE AUS DEM NICHTS, bedient sich ein zwielichtiger Gegner einer ungewöhnlichen Waffe, nämlich einer in Massen auftretenden kleinen Kreatur, die ganz offensichtlich im Labor entstanden und keines natürlichen Ursprungs ist.

Sieht man einmal vom phantastischen Element in der zweiten Episode ab, ist die Bekämpfung einer biologischen Katastrophe, ohne sie näher zu benennen, nach über dreißig Jahren (wir erinnern uns, 1992 entstand JOHNNY CONGO) brandaktuell und je nach Landstrich ist seine Bekämpfung in Afrika (gerade bei Epidemien) heute so schwierig wie damals. Das ist faszinierend, da sich das Rad in mancherlei Hinsicht deutlich schneller gedreht hat. MICHEL GREG war hingegen deutlich optimistischer, was die Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe anbelangt. Und er hatte wohl eine länger laufende Serie im Sinn, etwas wie LUC ORIENT, eine Serie, bei der sich MICHEL GREG und EDDY PAAPE bereits als Comic-Dreamteam bewiesen hatten. Doch leider wird man nie erfahren, was aus einem bestimmten Charakter im letzten Drittel werden wird. Obwohl das Abenteuer selbst zu einem befriedigenden Ende geführt wird.

EDDY PAAPE zeigt einmal mehr, wie Comic früher funktionierte und wie zeitlos seine Technik ist und sich heute noch behaupten kann. Was er mit MARC DACIER und LUC ORIENT vorführte, setzt sich hier nahtlos fort. EDDY PAAPE war ein Meister von technischen Figuren, Fahrzeuge, Fluggeräte und bannte gekonnt Halunken aufs Papier. Mit den Helden und Heldinnen sowie Sidekicks war ein Kind seiner Zeit, aber wie das stets mit Klassiker ist, zeichnete er Charaktere (nach Vorgabe von MICHEL GREG), die ein Verhalten an den Tag legen, das nachvollziehbar und nicht unmodern ist. Betrachtet man das Äußere der Figuren, dürften sich (wolle man eine Verfilmung umsetzen) heutzutage eine Reihe SchauspielerInnen finden, die sofort diverse Rollen übernehmen könnten. JOHNNY CONGO ist rundum, wie es auf neudeutsch heißt, gut gealtert.

AFRIKA. Ein exotischer Schauplatz für beinharte Abenteuer! JOHNNY CONGO kennt das Land, seine Menschen, weiß um Probleme und um die Halunken, die hier Probleme machen. JOHNNY CONGO schaut nicht weg, hilft, greift ein. Als große Katastrophen, die auch ihm das Leben kosten können, läuft er nicht weg, sondern stürzt sich mitten hinein ins Geschehen und versucht zu retten, was zu retten ist. Auf Augenhöhe mit so manchem anderen Comic-Abenteuerhelden ist JOHNNY CONGO ein überaus menschlicher Actionstar, verletztlich, klug, halsbrecherisch unterwegs, männlich, ein Typ von der Sorte, die jeder gerne zum Freund hätte. Die von MICHEL GREG und EDDY PAAPE geschaffene Figur findet sich in der vorliegenden Gesamtausgabe mit den beiden geschaffenen Abenteuern. Gelungene zeitlose Unterhaltung vor starker Kulisse! Top! 🙂

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Donnerstag, 01. August 2024

FRANK FRAZETTAS DEATH DEALER – BUCH 1

Filed under: Horror — Michael um 15:18

FRANK FRAZETTAS DEATH DEALER – BUCH 1ADMIRA, die Mutter, und MESH, das Kind, werden von hungrigen Bestien angegriffen. WÖLFE wollen in der verschneiten Winterlandschaft Beute reißen, da kommen die junge Frau und ihr Säugling gerade recht. Ein Mann hört den Aufruhr. KUR war eigentlich gerade selbst auf der Jagd, doch jetzt springt er behände zwischen die WÖLFE und ihre Beute, die Axt gezückt, bereit sich den Zähnen und Klauen der ausgehungerten Raubtiere zu stellen. Aber ganz so hilflos, wie der Krieger gedacht hat, ist die junge Frau nicht. Kurz darauf wirkt sie einen mächtigen Verteidigungszauber. KUR, der MAGIE hasst, erklärt sich widerstrebend bereit, der kleinen Familie für eine Nacht Obdach zu gewähren …

Ganz selten gibt es eine Figur, die allein durch die äußere Erscheinung die Fantasie anregt und danach verlangt, ausführlicher erzählt zu werden. Der DEATH DEALER von FRANK FRAZETTA gehört zu diesen Figuren. 1973 entstand die Vorlage, die 1983 sogar noch als Titelbild des Animationsfilms FIRE AND ICE herhalten musste (obwohl sie nur entfernte Ähnlichkeit mit der Figur des dort vorkommenden DARKWOLF besaß). Danach war es lange still um den DEATH DEALER. Bis sich MITCH IVERSON als Autor und Showrunner dem Charakter annahm und ihm gleich eine ganz eigene Welt bescherte.

Der Helm ist verflucht! Wer sich hinter dem Helm verbirgt, kann sein Gesicht nicht mehr zeigen. Die Augen der gehörnten Wehrbekleidung leuchten rot. Der ihm innewohnende Dämon fordert den Menschen KUR immer wieder heraus. Sollten sie vereint agieren, werden sie übermächtig. Immerhin kann der Mensch relativ gefahrlos sein Pferd DOOM beschwören, ein Schlachtross, dem FRANK FRAZETTA bereits sein Äußeres verlieh.

Ein verlorener Krieger allein, dessen ewige Konversation nur im Geplänkel mit seinem Helm besteht, könnte auf Dauer etwas trist sein. Aus dem Grund bekommt der DEATH DEALER nicht nur ein Ziel, sondern auch eine Weggefährtin, eine Zauberin an die Seite gestellt. Das ergibt schon mal ein interessantes Dreieck, denn der dem Helm innewohnende DÄMON und die ZAUBERIN können sich auf den Tod nicht ausstehen. Darüber hinaus verfügen sie insgesamt über sehr viel Macht. Innerhalb des Bündnisses kommt so keine Langeweile auf, außerhalb, wenn sie sich ihren Feinden stellen, noch weniger.

MITCH IVERSON hat sich als Autor von Animationserien einen Namen machen können, ist also erfahren darin, eine Geschichte über eine lange Strecke zu konzipieren. ACTION, SPACE OPERA, FANTASY waren bisher seine Genres. Bei letzerem macht er einfach weiter, bis auf einen Unterschied. Seine Zielgruppe ist mit DEATH DEALER eindeutig um ein paar Jahre älter zu verorten. Verantwortlich fürs Gesamtpaket, schreibt er die Folgen 1-4, während er für Folge 5 den Staffelstab an TORUNN GRØNBEKK weitergibt. Das passt, denn es gibt eine Art zyklischen Neustart in KAPITEL 5. Neue Gesichter und Probleme fügen sich in die Handlung ein.

STEFANO MARTINO verantwortet über weite Strecken die Zeichnungen der Kapitel 1-4, mit ein paar Hilfestellungen von LEONARDO MANCO und AXEL MEDELLIN. Besonders einprägsam ist hier ein Rückblick in die Vergangenheit von KUR und die Entstehung des DEATH DEALERS, der entsprechend grafisch angepasst ist. Bräunlich eingefärbt, bleistift-, kreideartige Eindrücke heben sich deutlich von den sonstigen Tusche-Outlines und den inzwischen traditionellen Computerkolorierungen ab.

Mit dem Comic-Künstler DIEGO GALINDO springt in KAPITEL 5 ein Zeichner in die Reihe, der schon an großen Franchise-Szenarien beteiligt war. STEFANO MARTINO ist gut in seinem Job, DIEGO GALINDO ist besser! Kennzeichnend für seine Arbeit ist ein wunderbar exakte Ausführung und ein tolles Auge für Aufteilung, starke Perspektiven und starkes Charakterdesign. Für dieses FANTASY-SZENARIO ist er Künstler am richtigen Platz. In seiner Technik bringt er ähnliche Ergebnisse wie FIONA STAPLES (SAGA).

Ein Fest für Fantasy-Fans, die dem Schwert- und Magie-Genre zugeneigt sind. Die verfluchte Kreatur, der unsterbliche Krieger, den das Gewissen plagt und der das Leben vermisst, wird von einem Kind gerührt und muss, um das eigene Seelenheil halbwegs zu bewahren, es retten. Ob er nun selber die Mission überlebt oder dabei vernichtet wird. MITCH IVERSON hat sich in den ersten vier, TORUNN GRØNBEKK in der fünften Episode der Welt des DEATH DEALERS angenommen, den der Künstler FRANK FRAZETTA so unnachahmlich bereits 1973 auf die Leinwand bannte. Zügig erzählt, dramatisch, brutal (zwangsläufig), nimmt DEATH DEALER den Leser auf eine packende, kurzweilige Reise! Eine überaus tolle und teils ziemlich überraschende Cover-Galerie rundet den Band ab. Stark! 🙂

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