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Comic Blog


Freitag, 07. Juni 2024

ROBERT SAX 3 – DIE VILLA BORG

Filed under: Thriller — Michael um 18:29

ROBERT SAX 3 – DIE VILLA BORGROBERT SAX ist in heller Aufregung. Eine alte Bekannte, MAJOR CAROL BARLOW, Angehörige des amerikanischen Geheimdienstes CIA hat sich angemeldet und möchte das Wochenende mit ihm am Meer verbringen. Selbstverständlich freut sich der Besitzer einer Autowerkstatt sehr auf den Besuch. Nachdem er mal wieder die Arbeit seinen Angestellten überlassen hat, macht er sich auf den Weg an die belgische Nordseeküste. Bald jedoch stellt sich Ernüchterung ein. CAROL BARLOW hat die Reise über den Atlantik nicht der Liebe wegen angetreten, sondern weil sie einen Auftrag zu erfüllen hat. Und ROBERT SAX als der auserkorene Alibipartner soll nicht nur Ehemann spielen. Gleichzeitig soll er einen Fotografen markieren. Das Ziel ist der bekannte Autor WILHELM BORG

ROBERT SAX geht in die dritte Runde. Unter der Federführung von RODOLPHE (Autor, Szenario) und LOUIS ALLOING (Zeichner) sowie DRAC (FARBEN) entsteht mit der Folge DIE VILLA BORG ein dunkel gruseliges Thrillerabenteuer an einer kalten, windigen und wolkenverhangenen Küste. Im Regen sind nur wenige Menschen auf der Strandpromenade unterwegs. Da wirkt die VILLA BORG gerade einladend, mit ihrem warmen Licht, der hölzernen, geschmackvollen Inneneinrichtung, gäbe es da nicht ein Geheimnis, das ROBERT SAX und CAROL BARLOW ziemlich herausfordert. An dieser Stelle kann ich jetzt schon sagen, dass mir die dritte Episode der Reihe bisher am besten gefällt!

RODOLPHE setzt sehr stark auf Amtosphäre und schafft es, zwei völlig gegensätzliche Spielorte in Einklang zu bringen. Neben der belgischen Nordseeküste entführt er den Leser in eine noch verlassenere Gegend, nämlich an den Südpol, zur BASIS KÖNIG BAUDOIN, der Station der belgischen Polarexpedition. Zwar gibt es an der belgischen Küste mehr Menschen als am Südpol, dennoch ist hier die Einsamkeit und eine unterschwellige Bedrohung toll eingefangen. Das Titelbild spricht hierzu Bände. Ein düsterer Küstenstreifen, eine nass glänzende Promenade, ein einsames Herrenhaus, ein abfahrbereites Automobil und ein Pärchen (ROBERT SAX und CAROL BARLOW) in warmen Mänteln. Und obwohl er seine Arme schützend um sie gelegt hat, ist sie es, die eine Pistole in der Hand hält. Das wirkt nicht so, als habe die Geheimagentin Schutz nötig.

Oben auf entsteht eine Spannung wie in einem klassischen britischen Kriminalroman. Menschen begegnen sich durchaus freundlich, dennoch ist die Stimmung für die beiden Helden der Geschichte beklemmend zu nennen. Ein paar Handlungszutaten werfen dem Leser Fäden hin, die den versierten Kriminal- und Thrillerfan an die Hand nehmen und teils (absichtlich) in die Irre führen. In jedem Fall, das ist offensichtlich, kennt RODOLPHE seine Vorgänger und hat bestimmt für den einen oder anderen eine gewisse Sympathie entwickelt.

Wandel sind in der Geschichte nicht selten, aber gerade die hier gezeigten Veränderungen sind ein guter Spielraum. Die Moderne ist erkennbar, im Hintergrund bringen sich Großmächte in Stellung, um sich die besten Claims zu sichern und gehen dafür über Leichen. Der Witz an der Sache ist, das die entscheidenden Begegnungen an Orten stattfinden, die der Normalbürger als kaum gefährlich einstufen würde. Aber nur ein Schritt in diese Richtung belehrt ihn eines Besseren. Genauso geht RODOLPHE mit seinen beiden Helden vor. Es gibt insbesondere für ROBERT SAX diesen Moment in DIE VILLA BORG.

Die Stimmung benötigt natürlich Bilder. LOUIS ALLOING zeichnet mit einfachen leichten Linien, verwendet so gut wie keine Tuscheschattierungen und schafft es trotzdem, Figuren zu kreieren, die dem Aussehen nach in Filmen oder auf Fotografien der 1950er Jahre auftauchen könnten. Die Figur des ROBERT SAX, schmal, schwarze Haare, der Mode entsprechend, gepflegt, kantiger Gesichtstyp, aber nicht ganz so hübsch kalt wie ein ALAIN DELON. Eine Erscheinung, von der ich sagen würde, sie ist eher FRANZOSE als BELGIER. Gleichzeitig erschafft LOUIS ALLOING auf einfache Weise Wiedererkennungszeichen. Das Spiel mit Haarschnitten, Bekleidung, Haltungen, Gesichtszügen, mal offen, mal verkniffen.

Klare Bildaufbauten (nicht die berühmten klaren Linien) fangen den Blick ein. Hier ist eine Technik am Werk, die den Leser festhält, um die andere Hälfte der Geschichte, abseits des Textes zu präsentieren. Hier sollen die Augen nicht über die Seite fliegen, sondern Schritt für Schritt, fein und in Ruhe alles erfassen. Das dient, ganz nebenbei, dazu, die Spannung peu à peu zu steigern. Jederzeit kann die Harmlosigkeit einer Szene verfliegen. Das ist trickreich und vorbildlich.

Eine feine dritte Folge, die es auf hervorragende Weise schafft, die Welt der 1950er Jahre in Belgien zum Leben zu erwecken und vor dieser Kulisse einen Thriller zu erzählen, der einen von Anfang bis Ende mitnimmt. Spannend, mit ein paar humorvollen Seitenhieben, gruseligen Rätseln und fiesen Halunken. So lasse ich mir ein Thrillerszenario gefallen! 🙂

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