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Comic Blog


Freitag, 01. März 2024

SCURRY 2 – DER ERTRÄNKTE WALD

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:35

SCURRY 2 – DER ERTRÄNKTE WALDDer FALKE dachte, er hätte seine Beute sicher. Aber RAUBVÖGEL sind nicht unbedingt die Könige der Lüfte. Diejenigen, die sich vor gar nichts fürchten, sind die RABEN. Und so greifen sie diesen Eindringling in ihren Luftraum gnadenlos an, versuchen ihm sogar die Beute zu stehlen. Der Angriff ist nur halb erfolgreich. PICT, die kleine weiße MÄUSIN, die sich ebenso halb sicher in einem Vogelhaus sicher vor dem Verspeisen durch den FALKEN wähnt, stürzt durch die Attacke in die Tiefe. Doch sie hat Glück im Unglück und findet einen neuen Freund…

Die Reise geht für den Leser an der Seite der beiden Mäuse WIX und PICT. MAC SMITH, Autor und Illustrator, eröffnet eine Welt, aus der sich die Menschen verabschiedet haben. Es ist ruhiger geworden. Kein Auto fährt mehr, kei Mensch lässt sich sehen, die Natur hat die Ruinen der Häuser zurückerobert. Aber darüber hinaus hat sich manches verändert. Die Natur scheint erschöpft, das Wetter agiert gegen das verbliebene Leben. Verschiedenste Tiere versuchen mit der Situation klar zu kommen. MÄUSE, RATTEN, KATZEN, BIBER, WÖLFE, ein ELCH, eine SCHLANGE, RABEN, FÜCHSE, FALKEN, SCHILDKRÖTEN, generell Tiere des Waldes. Tiere, die einst zum Leben der Menschen gehörten, sind verschwunden. Nahrung ist schwer zu finden, sichere Zufluchten sind selten.

MAC SMITH zeichnet eine düstere Welt. Aber das macht er in einer hochrealistischen Optik, die SCURRY zu etwas ganz Besonderem macht. Und im Fortsetzungsband, DER ERTRÄNKTE WALD, mit vielen Wendungen und Überraschungen aufwartet. Zwei MÄUSE, WIX und PICT, haben ihre Kolonie verlassen (mehr oder weniger freiwillig), die Richtung hierbei wurde, kann man sagen, ihnen aufgezwungen. Da die beiden getrennt wurden, entwickeln sich zwei völlig unterschiedliche Erzählstränge. Perfekt für MAC SMITH, um diese (seine) Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, jedoch in jedem Fall die Düsternis und die Verzweiflung, die dem Szenario innewohnt, zu vertiefen.

Und wie! Beiden Hauptcharakteren werden, sprichwörtlich, wahnsinnig viele Steine in den Weg gelegt. Die Welt ist grau, sie ist nass! Und wer klein ist, dessen Leben hängt sowieso dauernd am seidenen Faden. Es regiert der Wahnsinn, die Gier, die Brutalität. Selbst die ganz großen Tiere, jemand wie der ELCH ATLAS, müssen aufpassen, wollen sie in dieser Welt überleben. Denn eine Rotte WÖLFE kann auch für sie Todesgefahr bedeuten. MAC SMITH ist in jeder Sequenz meisterhaft darin, die höchstmögliche Intensität aus der jeweiligen Erzählung herauszuholen. Das geschieht zuallerst über die Bilder, die der in Sachen Illustration autodidaktische Künstler (ja, wirklich!) MAC SMITH so anlegt, als seien diese aus einem Animationsfilm entsprungen. Das Titelbild verrät es schon: Hier ist REALISMUS, sogar leichte Überzeichnung, Trumpf! MAC SMITH holt aus computergestützter Kolorierung so ziemlich alles raus, was geht!

In zweiter Linie muss der Leser natürlich mit den Figuren fiebern können. Das geschieht über eine gewisse Vermenschlichung, aber auch über die Anwendung mancher Fabelregeln, indem den Tieren bestimmte Eigenschaften zugestanden werden. Anleihen hierzu kann sich MAC SMITH außerdem bei klassischen Zeichentrickfilmen geholt haben. Wie zum Beispiel MRS BRISBY UND DAS GEHEIMNIS VON NIMH (1982). Drei Bilder seines ARTSTATION-Accounts verraten, dass er sich mit diesem Film auseinandergesetzt und sich vielleicht Inspirationen von dort geholt hat. Entsprechend dieses Vorbildes sind WIX und PICT absolute Sympathieträger. Mutig, loyal ihrem Partner (oder Partnerin) und ihrer Kolonie gegenüber. Findig, schlau und offensichtlich auch so manchen anderen Figuren in der Geschichte nicht unsympathisch (bis auf jene eigentlich, die sie nur zum Fressen gern haben).

Und damit der Leser, wir, so richtig Mitfiebern kann, erspart MAC SMITH den beiden Mäusen nichts. Die menschliche Zivilisation, in dieser Postapokalypse, ist längst untergegangen. Doch die kleineren Welten, die nicht so unabhängig von der großen Menschenwelt waren, wie sie angenommen haben mögen, drohen nun ebenfalls alles zu verlieren. In der MÄUSEKOLONIE wird der Hunger für einen Exodus verantwortlich sein. In einer Kolonie der BIBER ist es eher der Wahnsinn eines Herrschers, der alle am Fleck hält, obwohl die Versorgungslage kaum besser ist. Und wenn der Leser denkt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, setzt MAC SMITH noch eines drauf. Dann kommen sogar drei FÜCHSINNEN zu Wort, die sich ein WILLIAM SHAKESPEARE hätte einfallen lassen können und dem Ganzen noch einen mystischen Anstrich geben.

MAC SMITH ist in Sachen Comic-Kunst Autodidakt. Das mag man kaum glauben, betrachtet man die teils fotorealistischen Bilder. (Entwicklungsarbeiten zu SCURRY finden sich im Anhang sowie im Netz auf Accounts von MAC SMITH.) Jahrelange Arbeit war für SCURRY insgesamt nötig und wer die Seiten betrachtet, mag jede einzelne Arbeitsminute davon regelrecht spüren. Liebe an der eigenen Geschichte, Detailfreude, all das kommt hier zum Ausdruck. Das mittlere Abenteuer der SCURRY-Trilogie, aufgeteilt in vier Kapitel, DER ERTRÄNKTE WALD, vermag es auf jeder Seite den Leser in seinen Bann zu ziehen. In nervenzerrender ACTION ebenso wie in den ruhigeren Momenten. Einfach nur stark!!! 🙂

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