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Comic Blog


Samstag, 04. Februar 2023

DAS PIN-UP DER B-24 – Band 2 – NOSE ART

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:11

DAS PIN-UP DER B-24 - Band 2 – NOSE ARTGLENN BAXTER musste eine Bruchlandung in der Wüste hinlegen. Kurz danach betritt er ein weiteres Flugzeugwrack: ALI-LA-CAN, den B-24-Bomber, den er seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hat. Erinnerungen werden heraufbeschworen. Und mehr noch, sie erwachen geradezu zum Leben, denn im Inneren des Wracks, von der Wüste wie konserviert, hat jemand die Kriegsgeschichte der drei Freunde, allesamt Besatzungsmitglieder von ALI-LA-CAN, aufgemalt. Bis zum heutigen Tag hat GLENN BAXTER nichts von diesen Bildern gewusst.

Man stelle sich vor: Es existieren Erinnerungen an eine Vergangenheit, die Freuden, die Leiden. Es finden sich sogar Erinnerungsstücke, die das Ganze zu zementieren scheinen. Doch plötzlich gibt es Hinweise, schließlich Beweise, dass so manches anders war, sehr bitter sogar und dass eine sehr böse Geschichte hinter allem zu finden ist. GLENN BAXTER hat im Zweiten Weltkrieg den Absturz seines B-24-Bombers überlebt. Aber ihm fehlen Details. Lange hat er nach dem Wrack des Flugzeug in der libyschen Wüste gesucht. Der Fund bringt ihm aber zunächst kein Glück, den er legt eine zweite Bruchlandung hin, 15 jahre später (siehe auch Band 1).

Die Erzählung aus Band 1, DAS PIN-UP DER B-24, ALI-LA-CAN, wird im zweiten Teil nahtlos fortgesetzt. Einmal mehr steht das Leben von GLENN BAXTER auf des Messers Schneide. JACK MANINI, verantwortlich für Text und Farben, entführt seinen Helden von Gegenwart in die Vergangenheit und verdeutlicht so, wie sehr sich die Ereignisse aus dem Krieg in GLENN BAXTER eingegraben haben. Bei aller Tragik ist sofort erkennbar, dass GLENN BAXTER offensichtlich nie wieder eine solche Freundschaft erlebt hat wie mit seinen Kameraden an Bord des Flugzeugs. Hinzu kommt die Liebesgeschichte der drei Piloten mit drei Krankenschwestern. JACK MANINI festigt diese Ereignisse auch für den Leser, nur um kurz darauf den Vorhang vor der verborgenen Wahreit zu lüften.

Die Erzählung von JACK MANINI steht insgesamt für Abwechslung und für ein dauerhaftes Anziehen der Spannungsschraube, nicht im Thriller- Sinne, sondern das Drama erfährt immer weitere Details, so dass in Kern die Figur des GLENN BAXTER immer durchsichtiger, menschlicher, greifbarer wird. Das ist bereits klasse. Grafisch verfeinert MICHEL CHEVEREAU diese Erzählung und steuert so ein wichtiges Element bei. Es ist der Wechsel der Zeiten, Vergangenheit und Gegenwart, Krieg in den 1940ern, Gegenwart zum Ende der 1950er Jahre, der einen beständigen optischen Reiz ausmacht. Dazu kommen vereinzelte grafische Brüche bei der Darstellung eines Notizbuches, Erinnerungen sowie der spätere (kurze) Sprung sogar in den Beginn der 1960er Jahre und ein völlig anderen Standort.

Das ist die Seite der Optik. Die andere Seite ist die Vielzahl der Charaktere, zu der auch das Flugzeug (Spitzname ALI-LA-CAN) gezählt werden darf. Zentriert ist natürlich GLENN BAXTER, der in gleich zwei Varianten auftritt. Einmal in der (relativ unbeschwerten, trotz Krieg) Vergangenheitsvariante, andererseits der von den Erinnerungen gezeichnete (fast schon gepeinigt) GLENN BAXTER, dessen Konstitution nach seinem zweiten Absturz in der Gegenwart immer weiter abnimmt. Die Charaktere sind allesamt höchst individuell angelegt und optisch, wie ich finde, ein wenig aus der Zeit gefallen. MICHEL CHEVEREAU bietet dem Leser keine Helden an, wie sie aktuell (häufig) die Leinwände bevölkern, sondern orientiert sich mehr an den Stars von einst. Gesichter, die auffallend einer Epoche oder einem künstlerischen Jahrzehnt zuzuordnen sind.

MICHEL CHEVEREAU arbeitet mit einer heimlichen Hauptdarstellerin. Zwar ist die B-24 namentlich genannt (im ersten Teil sogar mit Spitznamen im Untertitel), aber es leuchtet erst nach und nach ein, wie wichtig das Flugzeug ist. Es ist optischer Erinnerungsanker sowie ein zentraler Schauplatz der Geschichte. Man sieht sie zuerst als technisches Wunderwerk (ist für alles, was Menschen in die Luft befördern kann), später als zerfallenes Wrack in der Wüste. Und zu allen Gelegenheiten ist sie eine Bühne (und ein Schutzengel, der in einer Situation versagte, ein Element, das JACK MANINI genial mit seiner Geschichte verwoben hat).

Ein Drama, weniger eine Kriegsgeschichte. Es ist eher eine Geschichte über Menschen, die zufällig in den Krieg geraten und vor Herausforderungen gestellt werden, die ihnen alles abverlangen, was sie charakterlich zu bieten haben. Typische Kriegsszenen sind zu vernachlässigen. Ich mag die ruhige Erzählweise, die sich steigernde Tragik, die Spannung, die mit dem Lüften der Geheimnisse immer eine Stufe höher steigt. MICHEL CHEVEREAU trägt die von JACK MANINI erzählte Geschichte wunderbar mit seinen Bildern. Wenn den Gesichtern ihre jeweilige Emotionalität abzulesen ist, kann man nur sagen: Mission erfüllt! (In allen Belangen.) 🙂

DAS PIN-UP DER B-24, Band 2, NOSE ART: Bei Amazon bestellen.
Oder bei Bunte Dimensionen.

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