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Comic Blog


Mittwoch, 21. September 2022

GOLDEN CITY 14 – DARK WEB

Filed under: SciFi — Michael um 21:45

GOLDEN CITY 14 – DARK WEBGOLDEN CITY glaubte, in Sicherheit zu sein. Nachdem die Stadt der Reichen lange Zeit auf den Weltmeeren unterwegs war und dort von Terroristen gekapert wurde, schließlich sogar sank, dachten die Verantwortlichen mit einer Stadt im Weltraum die ultimative Lösung gefunden haben. Weit gefehlt! GOLDEN CITY ist angreifbar. Ohne Technik und Vernetzung läuft in GOLDEN CITY nichts. Logisch, letztlich ist sie nichts anderes als ein riesiges Raumschiff. Sie ist kein Selbstversorger. Ständig gibt es Flugverkehr zwischen Erde und Stadt. Und so gelingt am Ende die Sabotage aus dem DARK WEB heraus…

Das 14. Abenteuer um GOLDEN CITY spielt mit Ideen, wie sie in unserer heutigen Zeit fast schon an der Tagesordnung sind. Firmen, Institutionen, Verwaltungen und vieles mehr wird über das Internet angegriffen, Daten gekapert, geklaut oder, wenn man es nennen will, gekidnappt (verschlüsselt) und erst gegen ein Lösegeld wieder seinen Besitzern zur Verfügung gestellt. Hier ist gleich an eine ganze Stadt das Ziel von Hackern!

Interessant ist, wie die Technik in GOLDEN CITY auseinanderdriftet. Hightech gibt es vermehrt dort, wo es bezahlbar ist, wo die beste Technik ausprobiert werden kann. Kommunikation über holografische Projektion findet in GOLDEN CITY Verwendung. Andernorts gibt es die technischen Möglichkeiten gar nicht. In diesem breit angelegten Szenario gibt es reichlich Diskrepanzen zu entdecken.

DANIEL PECQUEUR (Autor) und NICOLAS MALFIN (Zeichner) haben die Welt von GOLDEN CITY in den letzten Jahren sehr schön ausgearbeitet. Deshalb hat das Szenario eine tolle Tiefe entwickelt. Die Reichen haben sich in den Weltraum zurückgezogen, während die ärmeren Bevölkerungsschichten sich auf den verbliebenen Landmassen zurechtfinden müssen. Das Meer ist zu einem Lebensraum geworden. An den Küsten haben die Menschen sich neue Bereiche erschlossen. Manche, wie einige wichtige Charaktere dieser Geschichte, leben wild, ohne Genehmigung in eigens errichteten Behausungen. Es wird zusammengetragen, was passt und einigermaßen gemütlich hergerichtet.

Aber das ist nicht alles. Unterstützt werden die Optiken von der Improvisation zusammenbrechender Zivilisationen. Es gibt Ansichten, die erinnern an das scheinbar ungeordnete Miteinander in Kanalvierteln in Macau, dann wieder könnte die nächste Ecke, technisierter, einem Szenario wie BLADE RUNNER entsprungen sein. Oder aber Ansichten eines höchst modernen Asiens mit klaren glatten Formen. Und immer wird diese Welt, dank der Kolorierung von PIERRE SCHELLE, von einer ungeheuren Strahlkraft beherrscht. Das lässt vieles freundlicher erscheinen, als es eigentlich ist.

Darüber hinaus, bei aller fein angelegter Science Fiction, ist GOLDEN CITY 14, DARK WEB, auch ein Thriller. HARRISON BANKS, der BÜRGERMEISTER von GOLDEN CITY, war bislang die zentrale Figur der Handlung. Hier ist zwar bei weitem nicht unwichtig, doch DANIEL PECQUEUR verschiebt den Blickwinkel zu den bisherigen Nebenfiguren, MIFA, APPLE, SOLO und KUMIKO. Besonders MIFA, eine junge Frau, und KUMIKO, die ihren Freund APPLE suchen, tragen die Geschichte voran. Auch das Drama wird mehr um diese Charaktere drapiert als um HARRISON BANKS. Letzterer ist mehr ein Verwalter der Unglücksfälle, die sich immer mehr um GOLDEN CITY herumspinnen und das leichte Leben in der Stadt erschüttern.

Eine Geschichte, die von DANIEL PECQUEUR stimmig in den Handlungsstrang von GOLDEN CITY eingefügt wird, durchaus für sich steht, aber auch einen Übergang für (wahrscheinlich) noch gewichtigere Ereignisse darstellt. Die Welt gerät in eine Schieflage und Schuld daran ist eine kleine Gruppe junger Leute mit höchst radikalen Ansichten und hervorragenden Fähigkeiten. (Das ist beinahe keine Science Fiction mehr.) Die Spannung passt von Anfang bis Ende, die grafische Umsetzung ist auf gleichbleibend tollem Niveau (von NICOLAS MALFIN und PIERRE SCHELLE). So müssen SciFi-Serien sein! 🙂

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Samstag, 03. September 2022

ONCE & FUTURE 4 – DIE MONARCHIEN DES VEREINIGTEN KÖNIGREICHS

Filed under: Mystery — Michael um 20:06

ONCE & FUTURE 4 – DIE MONARCHIEN DES VEREINIGTEN KÖNIGREICHSEs ist was los im alten Großbritannien. Die alten Legenden haben sich erhoben und wollen das Land in alte Zeiten zurückfuhren. Und Grossbritannien hat einiges zu bieten. Gleich zwei Könige machen sich den Thron streitig. Alte Märchen werden lebendig und fremde Mythen streiten sich mit den Insellegenden. Und mittendrin befinden sich BRIDGETTE, DUNCAN und ROSE und versuchen einen Ausweg zu finden, alles wieder geradezurücken, obwohl es alle andere danach aussieht, als könne es jemals so werden, wie es einmal war.

Legenden sind Legenden und in Wirklichkeit nicht so, wie es der Erzählung entspricht. Diese Erfahrung hat BRIDGETTE, DUNCANS Großmutter, bereits vor langer Zeit gemacht. Sie dachte, ihre Zeit als Monsterjägerin wäre vorbei. Sie hatte sich bei Tee und Zigaretten in einem Altersheim eingerichtet, und nun muss sie doch ran, allein schon, damit ihr Enkel am Leben bleibt. Gemeinsam mit ROSE versuchten sie das Übel zu bekämpfen. Und versagten. KIERON GILLEN (Autor), DAN MORA (Zeichner) und TAMRA BONVILLAIN (Farben) begleiten ihre drei Helden inzwischen in der vierten Episode von ONCE & FUTURE 4 mit dem Untertitel DIE MONARCHIEN DES VEREINIGTEN KÖNIGREICHS.

Aus der alten Insel ist ein fantastisches Chaos geworden. Menschen normaler Wesensart halten hier besser den Kopf unten oder versuchen eine ihnen gestellte Aufgabe zu erfüllen, damit sie am Leben bleiben. Beides ist schwierig, denn die mythischen Kreaturen sind recht einseitig gestrickt. Es gibt eine Daseinsfunktion. Da existieren keine Zwischentöne. Oft sind sie ziemlich brutal in ihrem Ansinnen. FEEN sind hier kleine gefräßige (sehr häßliche) Biester und weit davon entfernt eine Art TINKER BELL zu sein. RIESEN, bekannt von JACK und seinen ZAUBERBOHNEN, könnte eher einem ATTACK ON TITAN entsprungen sein. Der edle Held LANCELOT ist ein ramboider Schlächter. Ein RITTER namens ELIOLD VON CAMELOT scheut sich nicht, sich zu verstümmeln, um einen ansonsten zu mächtigen Feind besiegen zu können.

Neben den großen Dramen nimmt sich KIERON GILLEN ebenso Nebenfiguren vor. Diese werden von DAN MORA und TAMRA BONVILLAIN sehr prominent in Szene gesetzt. Exemplarisch ist hier der Auftakt zu KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG. Der Leser begegnet dem HELDENTRIO gleich zu Beginn auf rasender Fahrt, offensichtlich auf der Flucht. Mit dem Dialog, den Erläuterungen der drei lässt sich zunächst wenig anfangen. Im Mittelpunkt des holprig geführten Gesprächs steht ein YVAIN, auch als LÖWENRITTER bekannt, der in einer französischen ARTUS-Erzählung seinen Ursprung hat. Und dann blättert man um – Überraschen lassen (kein Spoiler)! Die Wirkung ist ähnlich, als fielen die endzeitliche Chaoten aus MAD MAX in das Land OZ ein. Drastisch, gigantisch, grell, laut!

Grafisch liefert DAN MORA starke Szenen ab und ebensolche Charaktere. Das ist einer, der ist mit Kollegen wie JIM LEE, ANDY KUBERT oder SCOTT SNYDER auf Augenhöhe, also jenen Künstlern, die sehr realistisch arbeiten (teils eine Spur drüber sind, aber, hey, das ist ein Fantasy-Comic, da passt das). Ich finde es nach wie vor klasse, dass hier eine Art BUFFY-OMA im Mittelpunkt steht: BRIDGETTE. Es passiert nicht oft, dass in GRAPHIC NOVELS ältere Herrschaften einen solchen Stellenwert haben. BRIDGETTE gebärdet sich wie eine toughe Resistance-Kampferin, kennt sich mit Waffen aller Art aus, behält die Nerven und gleichzeitig hoch emotional. Dabei ist sie jemand, die von, würde er jemals Frauen dargestellt haben, CLINT EASTWOOD gespielt hätten werden können. Es ist grandios, wie DAN MORA in KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG und DREIUNDZWANZIG mit ihren Gesichtsausdrücken spielt (in zwei sehr persönlichen Begegnungen).

Die Geschichte konzentriert sich nicht nur auf die drei HELDEN. Mehr als nur nebenbei dreht sich im Kern alles um ARTUS. Aber eben nicht nur ARTUS. Es gibt da durchaus INTERPRETATIONEN. Und daraus resultiert ein Chaos sondergleichen, das großartig in Szene gesetzt und wie von einer Kanone hochgejagt und beschleunigt wird. Und das vorläufige Finale ist ein irrer CLIFFHANGER!

Das ist FANTASY im Quadrat. KIERON GILLEN, DAN MORA und TAMRA BONVILLAIN holen alles aus dem Genre raus, was geht. Unwahrscheinlich rasant, gespickt mit einer Überraschung nach der anderen und einer herausragenden grafischen Umsetzung gehört ONCE & FUTURE (auch und besonders durch diesen vierten Band) zu den Highlights des Genres! Verdammt starke Nummer! 🙂

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