Samstag, 23. Juli 2022
Dort, wo sich die letzten Überlebenden der Menschheit aufhalten, gibt es nichts mehr, das den drohenden endgültigen Untergang aufhalten kann. Vielleicht gibt es noch ein letztes Refugium. WONDER WOMAN kennt nur einen Ort, wo sie stets Schutz fand, nämlich auf ihrer heimatlichen Insel, umgeben von den übrigen Amazonen. Unter ihrer Führung gelangen die Menschen nach furchtbaren Kämpfen zur Küste. WONDER WOMAN setzt in Begleitung zweier neuer Freunde zur Insel über. Und jetzt beginnt der Horror erst richtig …
Im zweiten Teil der vierteiligen SAGA von WONDER WOMAN – DEAD EARTH ist keine Entspannung angesagt. DANIEL WARREN JOHNSON (Autor, Zeichner) und MIKE SPICER (Farben) haben das Glück, sich in dieser unter dem DC BLACK LABEL erschienenen Geschichte im Albenformat austoben zu dürfen. Das bekommt der Fortsetzung hervorragend.
Eines der Zauberworte dieser Episode lautet EXODUS. VERHEISSUNG könnte die andere Überschrift sein. WONDER WOMAN, die sich geradezu davor zu fürchten scheint, diesen Namen zu benutzen und als DIANA auftritt, verspricht eine Heimat. Eine Heimat, die hätte geschützt sein sollen. Die versteckt vor den Augen der Menschen war. DIANA dachte, nichts könnte etwas daran ändern. Ja, es gibt reichlich ACTION in dieser Episode, aber das DRAMA steht im Vordergrund. ACTION ist nur der Transporteur. Hätte der Leser annehmen können, WONDER WOMAN sei in der ersten Folge bereits ausreichend demontiert worden, sieht sich in dieser Episode eines Besseren belehrt. Die Talfahrt der einstigen HELDIN setzt sich ungebremst fort.
MONSTER durfte der Leser bereits in der ersten Folge kennenlernen. Hier können, was die Größe anbelangt, DANIEL WARREN JOHNSON und MIKE SPICER noch eine Schippe drauflegen. Was der Leser nämlich hier geboten bekommt, hat schon CTHULHU-Ausmaße. Und ist zunächst ebenso geheimnisvoll und menschenfeindlich. Aber es ist auch (im für die Geschichte positiven Sinne) so richtig ekelig! Eine Mixtur aus Raupe, Drache und schleimigen Einzelteilen türmt sich wie der allseits beliebte Endgegner eines Computerspiels vor einem armselig unterbewaffneten Häuflein Menschen auf. Eine grandiose Szenerie, die DANIEL WARREN JOHNSON hammerstark auflöst.
An dieser Stelle wird ein MONSTERHORROR eingeläutet, der es in sich hat, denn wer mit besagtem Endgegner beginnt und dann noch einen drauflegt, der weiß, wie DRAMA auch in einem Superheldenabenteuer funktionieren kann. Nebenbei wird die APOKALYPSE extra heiß serviert. Mit der (vorläufigen) Antwort auf die Frage, warum dies alles geschah (der Weltuntergang), kehrt außerdem eine große Traurigkeit in die Geschichte ein.
Die Optik ist brachial, weiterhin stimmig zur Atmosphäre dieser besonderen Handlung. DANIEL WARREN JOHNSON schon die Heldin nicht. In der Erzählung nicht, auch grafisch nicht. WONDER WOMAN leidet auf einer ganz persönlichen TOUR DE FORCE.
Teil 2 des Vierteilers hält, was der erste Teil versprochen hat. Geradlinig, voller Power, erzählerisch wie optisch, steht die Endzeitstimmung weiterhin ganz oben im Kurs, gepaart mit mythologischen Anklängen. Die APOKALYPSE macht auch vor den göttlichen Sphären nicht Halt. Starke Nummer! 🙂
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Donnerstag, 21. Juli 2022
In einer Welt aufwachen und nichts ist mehr, wie es vor dem Einschlafen war. Da sind Erinnerungen an eine Kindheit auf der Insel der Amazonen, an die Mutter. Es gibt Bilder eines Flugzeugabsturzes. Ein Mann in einem Doppeldecker fiel vom Himmel auf ihre Insel herab. Sie sieht das Bild des Mannes vor sich, wie er vor den aus dem Flugzeug schlagenden Flammen kniet. Die Erinnerungen verblassen rasch, als sie, kaum dass sie die Augen aufgeschlagen hat, sich einer kuriosen und höchst gefährlichen Bestie erwehren muss. Der Kampf ist blutig. Dann folgt die Erkenntnis. Offensichtlich ist sie einer Tiefschlafkammer entstiegen. Und mehr noch! Unweit liegt der Leichnam eines Mannes, den sie zu seinen Lebzeiten sehr geschätzt hat und einen Freund nannte. Und gleich dahinter erwartet sie der Anblick einer verbrannten Welt namens Erde …
DANIEL WARREN JOHNSON ist hierzulande mit der Veröffentlichung von EXTREMITY (Cross Cult) aufgefallen. Die SciFi-Fantasy-Geschichte hatte er selbst geschrieben und gezeichnet. Die Kolorierung übernahm, wie im vorliegenden Band WONDER WOMAN – DEAD EARTH 1, MIKE SPICER. Man könnte den Zeichenstil von DANIEL WARREN JOHNSON mit PUNK überschreiben. Die skizzenhaften Zeichnungen werfen Vorgaben über Bord und nehmen sich aus anderen Stilrichtungen, was es gerade braucht, um eine Szene möglichst eindrucksvoll zu gestalten.
Den Leser erwartet eine endzeitliche Welt. Sand, Staub und Steine dominieren. Einschlagskrater finden sich, Monstren streifen umher und machen den überlebenden Menschen das Leben schwer. Arenenkämpfe, Zweikämpfe auf Leben und Tod sorgen für die Unterhaltung der todgeweihten Menschen, denn Verpflegung wird immer schwieriger in der desaströsen Landschaft zu finden. DANIEL WARREN JOHNSON beschreibt eine grauenhafte Welt. Selbst in MAD-MAX-Streifen ist für die Menschen mehr zu holen. Die Zeichnungen sind packend, Charaktere schnell umrissen. Fans von apokalyptischen Szenarien werden ebenso abgeholt wie jene, die sich im Umfeld der göttlichen Heroine auskennen. Gerade hier gibt es eine gehörige Überraschung.
MIKE SPICER, der Kolorist, lässt die Umgebung, die Action lebendig strahlen. Starke Kontraste von dunkleren Bereichen und grellen, explosiv leuchtenden Nuancen wechseln einander ab. Das gibt dem Szenario einen mittelalterlichen Touch. Das passt sehr gut zu einer menschlichen Gesellschaft, die in archaische Strukturen abgerutscht ist. Es gibt in der Comic-Szene einige Duos von Zeichnern und Koloristen, die sich durch ihre Zusammenarbeit einen Namen gemacht haben. DANIEL WARREN JOHNSON und MIKE SPICER könnten sich hier ebenfalls durchsetzen. Mit WONDER WOMAN – DEAD EARTH und EXTREMITY haben sie schon einmal ein Zeichen gesetzt.
Was wäre wenn? Die Oberfläche der Erde ist ruiniert, im wahrsten Sinne des Wortes. WONDER WOMAN wird in eine Welt geworfen, die mit der, die sie kannte, nichts mehr zu tun hat. DANIEL WARREN JOHNSON und MIKE SPICER können abseits des Mainstreams des allseits bekannten Comic-Multiversums von DC völlig unbefangen erzählen, zeichnen, kolorieren. Es hagelt düstere Überraschungen in einem starken, haargenau dazu passenden Look! Top!!! 🙂
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