Wie konnte ein Mann Welten ins Chaos stürzen? Wie groß müssen Hass und Verzweiflung sein, um aus Rache einen Völkermord zu gehen? HEATH HUSTON war nicht immer der volltrunkene, zynische FEAR AGENT, der zwischen den Planeten unterwegs ist, mit losem Mundwerk und lockerer Knarre. Es gab eine Zeit, da war er nichts weiter als ein irdischer TRUCKER. Er war mit einer Frau verheiratet. Er hatte einen kleinen Sohn. Die Ehe war glücklich. Er verstand sich mit seinem Vater. Und dann kamen die AUSSERIRDISCHEN. Sie machten die Erde zum Schlachtfeld. Sie kämpften gegeneinander und, wie nebenbei, löschten die Menschheit beinahe aus…
Die wenigen Überlebenden rebellieren. Sie suchen einen Weg des Widerstands. Sie suchen Waffen, die dem technisch überlegenen Feind schaden können. Und sie werden fündig. Das vereinfacht den Kampf keineswegs. Es erfordert Mut und Opferbereitschaft, sich dem Gegner zu stellen. Diese Wesen haben nichts menschliches an sich. Während des Kampfes hat HEATH HUSTON Freunde gewonnen und diese sterben sehen. Jegliche Gnade ist aufgebraucht. Und so kommt es, wie es kommen muss…
RICK REMENDER nimmt uns, die LESER, mit zurück zu dem Punkt, an dem alles begann. Der WERDEGANG des späteren FEAR AGENT ist eine HÖLLENFAHRT. Es ist brutal. Lange Zeit scheint jede Gegenwehr aussichtslos. RICK REMENDER erzählt außerst dicht. Aus dem TRUCKER wird ein knallharter GI. Der Autor baut hier keinen einfachen Charakter auf, keinen toughen Cop JOHN MCCLANE, der schon von Berufs wegen für Recht und Ordnung sorgen will. Nein, hier wird ein Mann gänzlich demontiert, bis es nur noch um Selbsterhaltung und die Erhaltung der eigenen Spezies geht. Da alles sonst den Bach runtergegangen ist, fällt die Konzentration auf diesen Kern eines ansonsten zerstörten Lebens einigermaßen leicht.
Und was der Leser an der Seite von HEATH HUSTON (und anderer Charaktere) nicht alles erlebt! Hier greifen natürlich die Comic-Künstler auf gesamter Breite an, mit Zeichnung, Tusche und Farbe. TONY MOORE bestreitet die erste Hälfte von FEAR AGENT 2, JEROME OPENA zeichnet die zweite Hälfte. Beide Künstler kommen technisch einander nahe (macht Sinn, wenn sie mit denselben Figuren arbeiten). Allerdings gibt es Unterschiede. Hier vielleicht sogar mehr als im ersten Band. Als kleineres Fazit lässt sich vorweg nehmen, TONY MOORE zeichnet den cooleren HEATH HUSTON, aber JEROME OPENA hat einen besseren Strich für Monster und Action.
Insgesamt ist die Szenerie reich an Action, Alien-Kontakten, SciFi-Technik. Außerdem kommen im zweiten Teil noch Piraten hinzu. Und man könnte sagen, dass es etwas übernatürlich wird. Das bedeutet für den Leser eine Achterbahnfahrt, die von einem 1950er-JAHRE-HORROR in immer ernstere Schichten gleitet. Hier wird gesplattert, gerast, geschossen. Die Umsetzung von TONY MOORE ist nicht selten schwarzhumorig, wenn es Außerirdischen oder Menschen an den Kragen geht. Hingegen ist bei JEROME OPENA das Endzeit-Feeling größer, der Look düsterer, gruseliger.
FEAR AGENT 2 einfach nur dystopisch zu nennen, wäre untertrieben. Die Story von RICK REMENDER fügt sich in die klassischen SciFi-Szenarien der fünfziger Jahre ein. Damals lockten Filme wie METALUNA VIER ANTWORTET NICHT, KAMPF DER WELTEN, ALARM IM WELTALL oder DIE DÄMONISCHEN die Menschen ins Kino. In späterer Zeit wurden diese Themen, die Menschen im Kampf gegen Außerirdische oder Roboter zeigten, wieder aufgenommen. Teils ernst, satirisch wie in der Romanverfilmung STARSHIP TROOPERS oder ziemlich humoristisch wie in TIM BURTONs MARS ATTACKS! Mit letzterem lässt sich FEAR AGENT 2 am ehesten vergleichen.
Die außerirdischen Kreationen sind abgefahren. Der mit Reißzähnen bewehrte Kopf auf der Titelseite des vorliegenden Sammelbandes gibt einen minimalen Eindruck. Wahre Giganten greifen hier an, SCHLEIMSUPPEN (ähnlich wie der BLOB), riesige Pflanzen, ROBOTER mit organischen Gehirnen… RICK REMENDER macht vor nichts Halt. Und seine beiden Co-Künstler, die Top-Zeichner TONY MOORE und JEROME OPENA, machen ein rasant ablaufendes Fest daraus.
Kultmäßig gestaltet. Nimmt einen stark mit und Band 2 ist sogar ein echter Einsteigerband, da er mit der bislang nicht erzählten (nur angedeuteten) Vorgeschichte des FEAR AGENTS HEATH HUSTON daherkommt. Zwei verschiedene Storylines, die beide prall, dicht erzählt sind. RICK REMENDER ist in großer Erzählerlaune. TONY MOORE und JEROME OPENA sind die perfekten Künstler für die Umsetzung. Gigantisch! 🙂
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