Arbeit für das IMPERIUM. Ohne Begeisterung, in ständiger Angst vor dem obersten Diener des IMPERATORS: DARTH VADER. DOKTOR APHRA hat sich einen kleinen Bonus erarbeiten können, weshalb sie sich ein wenig in Sicherheit wähnt und sogar den IMPERATOR persönlich als eine Art Gönner betrachtet. Genau genommen aber, hindert das die imperialen Offiziere nicht daran, Bestrafungen über zugefügte Schmerzen bei ihr anzuwenden. Und es könnte auch DARTH VADER nicht hindern, ihr Leben zu beenden, wenn ihn die Willkür oder der bloße Zorn überkommt. In Sicherheit wiegen, kann sich allenfalls derjenige, dessen Existenz von Nutzen ist. Das ist spätestens dann nicht mehr der Fall, als ein zweiter DOKTOR APHRA auf der Bildfläche erscheint …
DAS ENDE EINER SCHURKIN (Untertitel des Bandes) wäre ein starker Spoiler-Titel, bezeichnete er denn das, was man sich allgemein darunter vorstellt. Mir machte es jedenfalls keinen Spaß, eine Geschichte zu lesen, von der ich weiß, dass sich die Hauptfigur am Ende aus dem Leben verabschiedet. Also, keine Bange, weil diese abgeschlossene Serie um die junge Frau, DOKTOR APHRA, eine weitere Serie beschert bekommt (seit 2020 in den USA am Start). Alles in allem hat sich die Figur gemausert. Ursprünglich als Nebencharakter in der DARTH-VADER-Serie erfunden worden, hatte diese Figur bald schon derart viel Profil, dass sie ihre Geschichte als Hauptcharakter tragen konnte.
Verdammt schlau, sehr intelligent, rotzfrech, Überlebenskünstlerin, einsam mitunter, Planerin und einfach gut in dem, was sie macht. Meistens. Gäbe es keine Schwierigkeiten, wäre sie perfekt, gäbe es keine Geschichte zu erzählen. Ihre Beziehung zu CAPTAIN MAGNA TOLVAN ist eine On-Off-Hängepartie. Allein deshalb, weil DOKTOR APHRA sie als IMPERIALE kennenlernt und später erlebt, wie MAGNA TOLVAN die Seiten wechselt und die REBELLION unterstützt. Ja, es geht auch um Liebe. Überhaupt lebt die Handlung, erst recht jene letzte Episode, DAS ENDE EINER SCHURKIN, von Beziehungen und Kreisen, die sich endlich schließen. Nachdem der Leser im letzten Band mehr über DOKTOR APHRAS Kindheit und ihr Verhältnis zur Mutter erfahren hat, betritt nun der Vater in der Gegenwart die Bühne.
SIMON SPURRIER ist weiterhin der Erzähler der Serie, dafür hat den Schlussspurt am Zeichenstift CASPAR WIJNGAARD übernommen. So kommen die zusammengefassten Folgen 37-40 und der DOKTOR APHRA EPILOGUE aus einem Guss daher. Grafisch gefällt mir der Stil besser als im Vorgängerband (da waren unterschiedliche Zeichner am Werk). Es wird Wert auf Realismus gelegt, aber die Technik ist verspielt und leicht. Ähnliche Arbeiten gab es schon häufiger von Kollegenseite im STAR-WARS-Universum und wie hier passt es ganz wunderbar zur Thematik. Das ist ein wenig Zeichentrick, ein wenig märchenhafter und stützt den alten Auftaktspruch ES WAR EINMAL VOR LANGER ZEIT IN EINER WEIT, WEIT ENTFERNTEN GALAXIS sehr gut.
CASPAR WIJNGAARDs Stil ist überaus klar. Der Künstler begeht nicht den Fehler, sich in Details zu verlieren. Nur, wo es Sinn macht, wird darauf nicht verzichtet oder bewusst reduziert. Beispielhaft hierfür sind die beiden DROIDEN TRIPLE-ZERO und sein kleinerer Kollege BT-1 (BEE-TEE), die zur überzeugenden Darstellung Details dringend benötigen. Äußerlich an C3-PO und R2-D2 angelehnt, konnte der Leser einen Teil ihres Werdegangs in der Storyline verfolgen. Diese ist angesichts der Charaktere ungewöhnlich, denn beide sind Verbrecher und arbeiten gerne als Folterer. Zurück im Dienst des IMPERIUMS handeln sie im Auftrag DART VADERs als Verhörspezialisten.
Zum guten Schluss wartet eine Episode (ANNUAL 3) unabhängig vom Rest der Handlung. SIMON SPURRIER ist wieder der Autor, aber ELSA CHARRETIER ist die Illustratorin. Technisch weicht die deutlich vom Realismus ab und ist stilistisch eher einem Künstler wie DARWYN COOKE zugeneigt. Die Linien und Schatten sind teil sehr fett, Details arg reduziert, die Farbgebung einfach, mit schlichten Tönungen. Die Zeichnungen wirken insgesamt schwer, etwas klobig, aber sie packen den Leser (rückt auch ein wenig stilistisch hin zu den CLONE-WARS-Kapiteln der STAR-WARS-ADVENTURES).
Keine gänzliche Verabschiedung von DOKTOR APHRA, aber immerhin ein vorläufiger Schluss einer sehr gelungenen Saga um eine Figur, die nicht innerhalb eines Films des STAR-WARS-Universums entstanden ist. Aber sie hätte es verdient, dahingehend lebendig zu werden. Insgesamt, auch mit dieser Abschlussausgabe, bestes Lesefutter für STAR-WARS-FANS. Zum Einstieg geeignet, da es eine sehr eigenständigeHandlung innerhalb des Kanons ist. Sehr gut. 🙂
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