DOKTOR APHRA liebt keine Probleme, sie macht welche oder hat welche. Eigentlich gibt es dazwischen gar nichts anderes. In den meisten Fällen hat es etwas mit dem Leben zu tun. Ihrem oder dem von anderen. Meistens hängen sie am seidenen Faden. Wenn überhaupt. Die Zeit ist immer knapp. Und das Leben, allgemein dort, wo sie sich aufhält, ist nicht viel wert. Oder taugt gerade dazu, dass ein irrer und brutaler Droide seine Foltergelüste daran final abreagiert. Nun ist DOKTOR APHRA ausgerechnet mit einem solch irren DROIDEN namens TRIPLE-ZERO auf Gedeih und Verderb verbunden. Jemand, ein Irrer auf ähnlichem Niveau, hielt es für einen tollen Gag, ihnen kleine Sprengkörper einzupflanzen, die automatisch explodieren, sobald sich die beiden zu weit voneinander entfernen.
SIMON SPURRIER wandelt auf den Spuren von FLUCHT IN KETTEN. Frei nach dem Motto SIE KÖNNEN NICHT MITEINANDER und OHNE EINANDER ERST RECHT NICHT, müssen DOKTOR APHRA und der mitleidlose TRIPLE-ZERO sich ihren Fluchtweg erkämpfen, um am Ende vielleicht ihrem Schlamassel zu entkommen.
Abseits der großen STAR-WARS-GESCHICHTE um die JEDI-RITTER und ihre Freunde, Weggefährten und natürlich Feinde gibt es in der Schiene der Animationsreihen Abenteuer und eben ganz besonders Charaktere, die es gut und gerne auch in das hauptsächliche Kino-Universum hätten schaffen dürfen oder sogar sollen. Eine sehr (zu Recht) beliebte Figur ist sicherlich AHSOKA TANO, bekannt aus CLONE WARS, einer der Animationsreihen von STAR WARS. Eine andere, aus dem Comic-Universum ist DOKTOR APHRA, eine echte Entdeckung, die mit einer sorglosen Frische diese Welt bevölkert und gleichzeitig, dank Autor SIMON SPURRIER, auch Verbindungen zu bekannten Aspekten dieser Szenerie nicht vermissen lässt.
Ein Bösewicht, zumindest ein schlimmer Finger ist DOKTOR APHRA durchaus, mindestens vom Rang eines HAN SOLO, bevor er sich der Rebellion anschloss. Vier Bände sind bereits über DOKTOR APHRA erschienen, Zeit genug also, das Profil zu schleifen, Konturen zu gewinnen und, vor allem, den Leser zu gewinnen. Dank einer lässigen Kaltschnäuzigkeit, Gefühlen, die immer wieder hervorbrechen (die man aber beherrschen will, man ist immerhin ein Bösewicht in einer bösen, bösen Welt) und einem Feindesduo, wie es kühler und unberechenbarer kaum sein kann, klappt das hervorragend.
Nun ist aus dem Duo mittlerweile ein einzelner Erzfeind geworden: TRIPLE-ZERO. Schwarz, rotäugig, äußerlich ein Protokolldroid, ist er ein Psychopath schlechthin. Und offenbar glücklich damit und ohne jedwedes schlechtes Gewissen darüber versehen. In weiten Teilen sorgt Comic-Künstler EMILIO LAISO (bis auf einen kurzen Abschnitt, den ANDREA BROCCARDO übernimmt) für STAR-WARS-echtes Ambiente, realistisch gezeichnet, von RACHELLE ROSENBERG prächtig koloriert.
Schauplatz des hauptsächlichen Geschehens, von der Einleitung abgesehen, ist der Planet MILVAYNE, von der planeteneigenen Obrigkeit und dem Imperium bis auf die Knie unterdrückt. Über weite Strecken, im wahrsten Sinne des Wortes, müssen sich DOKTOR APHRA und TRIPLE-ZERO durch weniger begüterte Stadtteile und Straßenzüge schlagen. Das hat das Flair von der Unterstadt auf CORUSCANT, ist dicht, ist sehr lebendig, abwechslungsreich und bietet viele Einblicke in das einst von GEORGE LUCAS erdachte GEBRAUCHTE UNIVERSUM.
Bindeglied zwischen altem und neuem STAR-WARS-Szenario, in einem Zeitabschnitt, in dem das IMPERIUM auf der Höhe seiner Macht ist, ist der miese DOKTOR CORNELIUS EVAZAN (ja, genau jener, der sich in der CANTINA mit LUKE SKYWALKER anlegen wollte). Der wirkt als Drahtzieher wie ein äußerst verschlagener Pseudophilosoph, der sich einen Spaß daraus macht, Wesen jeglicher Coleur an ihre geistigen, emotionalen und körperlichen Grenzen zu treiben. Aber das Experiment, wie er es nennt, läuft unerwartet aus dem Ruder. Diesen folgenden Wettlauf mit der Zeit wird der STAR-WARS-Fan lieben. (Und ebenfalls die beiden Monsterjäger, eines der ungewöhnlichsten Pärchen in dieser Galaxis!)
DOKTOR APHRA gehört zu den besten STAR-WARS-Reihen überhaupt, frech, sehr abenteuerlich, mit teils bitterbösem schwarzen Humor ausgestattet (dank TRIPLE-ZERO), perfekt illustriert und mit hohem Tempo erzählt (dank SIMON SPURRIER). Klasse, unbedingt von Anfang lesen! 🙂
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