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Comic Blog


Dienstag, 21. April 2020

SPIDER-MAN – DIE GESCHICHTE EINES LEBENS

Filed under: Superhelden — Michael um 17:40

SPIDER-MAN – DIE GESCHICHTE EINES LEBENS1984 ist das Jahr der großen Auseinandersetzungen, so scheint es. Alle gegen alle, jeder gegen jeden. Es ist außerdem das Jahrzehnt, in dem CLAIRE und BENJAMIN das Licht der Welt betreten, die KINDER von PETER und MARY JANE PARKER. Es ist das Jahrzehnt, in dem ein schwarzes, symbiotisches Kostüm PETERS Psyche angreift und den einstmaligen jugendlich enthusiastischen Helden in eine tiefe Krise stürzen. Es ist nicht erste. Und wird nicht die letzte sein.

Man stelle sich vor, Comic-Heldenwürden normal mit den echten Jahrzehnten altern. Was wäre gewesen, STAN LEE hätte SPIDER-MAN erschaffen und die Figur wäre nicht der ewige College-Student oder immerhin der junge aufstrebsame Mann geblieben? Geschichten über gealterte Helden gibt es, man betrachte nur die großartigen OLD-MAN-LOGAN-Abenteuer um WOLVERINE. SPIDER-MAN, DIE GESCHICHTE EINES LEBENS, lässt den Leser (auch den absoluten Neuling) an der steten Entwicklung über die Jahrzehnte teilhaben. Alles beginnt 1966.

Die Entstehung, der berühmte Biss einer radioaktiven SPINNE, wird beiläufig erwähnt, der HELD ist bereits geboren und am Werk. CHIP ZDARSKY, der Autor des vorliegenden Sammelbands der Miniserie, muss natürlich über die vielfältigen Freunde und Gegner der freundlichen SPINNE AUS DER NACHBARSCHAFT gewusst haben. All das in eine Miniserie zu packen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. So finden Beschränkungen statt, die der Leser hinnehmen muss, weil auch nicht der Platz vorhanden ist, um jede Figur lang und breit einzuführen. Charaktere entwickeln sich so binnen Kürze, haben aber andererseits die Möglichkeit (die auch genutzt wird), nach Jahren, oder besser Jahrzehnten, zurückzukehren.

So nutzt CHIP ZDARSKY also diese Variante weidlich aus und lässt so Begegnungen zu, die man selbst als SPIDER-MAN-Fan nie zu Gesicht bekommen hat. Den Neuleser wird es nicht stören. Der Stammleser allerdings, selbst der Gelegenheitsleser, wird sich wundern, wie viele neue Aspekte dem Superhelden SPIDER-MAN so abgerungen werden können vom Start 1966 bis zum Ende im Jahre 2019.

Natürlich kommt CHIP ZDARSKY an einigen Figuren nicht vorbei. Es gibt Charaktere, die sind untrennbar mit SPIDER-MAN verbunden. GREEN GOBLIN, DR. OCTOPUS, GWEN STACY, MARY JANE WATSON, SCARLET SPIDER, KRAVEN und ein paar mehr. Die Geschehnisse um diese Charaktere bilden Schlüsselereignisse in SPIDER-MANS Leben. Und obwohl sich Parallelen zu damals, als die Geschichten zum ersten Mal erzählt wurden, abzeichnen, ändert sich alles, sobald diese Figuren ihr Leben ebenfalls auf natürlichem Weg leben dürfen (oder müssen).

Als Zeichner konnte MARK BAGLEY rekrutiert werden. Der Comic-Künstler darf getrost als SPIDER-MAN-Veteran bezeichnet werden. Durch seine Arbeit am ULTIMATIVEN SPIDER-MAN hat er sich einen Namen in der Fangemeinde gemacht. Dadruch, dass PETER PARKER alias SPIDER-MAN erwachsener, älter wird, reifen die Bilder (und die Geschichte) fast automatisch. Es ist schon etwas anderes, ob eine Figur eine kurze Abneigung entwickelt, weil der HELD nun einmal finsteren Machenschaften im Weg steht oder ob ein Hass über Jahrzehnte hinweg genährt und aufgestaut wird und Rache zum Lebensselbstzweck wird. Man beachte hierzu ein kleines Finale (ja, es gibt ganz klar mehrere), stark, glaubhaft, echt und toll illustriert, ohne in Superheldenklopperei auszuarten.

Übehaupt muss ein Augenmerk auf den Alterungsprozess von PETER PARKER und die Menschen um in herum gelegt werden. Das erledigt MARK BAGLEY mit Bravour. Das letzte und vorletzte Kapitel, wenn so manche Fäden zueinanderfinden, sind fantastisch gelungen. Ich würde mir wünschen, dass dieses Experiment eine Fortsetzung, beziehungsweise eine Ergänzung erfährt, denn abseits des Handlungsstrangs erfährt der Leser ein ganz klein wenig über parallel laufende Ereignisse und deren Akteure (wie z. B. CAPTAIN AMERICA).

Ausgefeilt, nah an den Charakteren, respektvoll vor einer über Jahrzehnte erfolgreichen Comic-Figur und dem Fingerspitzengefühl, PETER PARKER und andere sehr lebendig zu gestalten, sentimental, manchmal romantisch, tragisch, actionreich natürlich auch. Es ist bleibt eben eine Superheldengeschichte, aber PETER PARKER ist noch viel mehr und darf das hier zeigen. Vater, Wissenschaftler, Unternehmer, sogar ein Rebell. Stark, ein Höhepunkt innerhalb des SPIDER-MAN-Universums von MARVEL. 🙂

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STAR WARS – DOKTOR APHRA 5

Filed under: SciFi — Michael um 17:27

STAR WARS – DOKTOR APHRA 5 – SCHLIMMSTE UNTER GLEICHENDOKTOR APHRA liebt keine Probleme, sie macht welche oder hat welche. Eigentlich gibt es dazwischen gar nichts anderes. In den meisten Fällen hat es etwas mit dem Leben zu tun. Ihrem oder dem von anderen. Meistens hängen sie am seidenen Faden. Wenn überhaupt. Die Zeit ist immer knapp. Und das Leben, allgemein dort, wo sie sich aufhält, ist nicht viel wert. Oder taugt gerade dazu, dass ein irrer und brutaler Droide seine Foltergelüste daran final abreagiert. Nun ist DOKTOR APHRA ausgerechnet mit einem solch irren DROIDEN namens TRIPLE-ZERO auf Gedeih und Verderb verbunden. Jemand, ein Irrer auf ähnlichem Niveau, hielt es für einen tollen Gag, ihnen kleine Sprengkörper einzupflanzen, die automatisch explodieren, sobald sich die beiden zu weit voneinander entfernen.

SIMON SPURRIER wandelt auf den Spuren von FLUCHT IN KETTEN. Frei nach dem Motto SIE KÖNNEN NICHT MITEINANDER und OHNE EINANDER ERST RECHT NICHT, müssen DOKTOR APHRA und der mitleidlose TRIPLE-ZERO sich ihren Fluchtweg erkämpfen, um am Ende vielleicht ihrem Schlamassel zu entkommen.

Abseits der großen STAR-WARS-GESCHICHTE um die JEDI-RITTER und ihre Freunde, Weggefährten und natürlich Feinde gibt es in der Schiene der Animationsreihen Abenteuer und eben ganz besonders Charaktere, die es gut und gerne auch in das hauptsächliche Kino-Universum hätten schaffen dürfen oder sogar sollen. Eine sehr (zu Recht) beliebte Figur ist sicherlich AHSOKA TANO, bekannt aus CLONE WARS, einer der Animationsreihen von STAR WARS. Eine andere, aus dem Comic-Universum ist DOKTOR APHRA, eine echte Entdeckung, die mit einer sorglosen Frische diese Welt bevölkert und gleichzeitig, dank Autor SIMON SPURRIER, auch Verbindungen zu bekannten Aspekten dieser Szenerie nicht vermissen lässt.

Ein Bösewicht, zumindest ein schlimmer Finger ist DOKTOR APHRA durchaus, mindestens vom Rang eines HAN SOLO, bevor er sich der Rebellion anschloss. Vier Bände sind bereits über DOKTOR APHRA erschienen, Zeit genug also, das Profil zu schleifen, Konturen zu gewinnen und, vor allem, den Leser zu gewinnen. Dank einer lässigen Kaltschnäuzigkeit, Gefühlen, die immer wieder hervorbrechen (die man aber beherrschen will, man ist immerhin ein Bösewicht in einer bösen, bösen Welt) und einem Feindesduo, wie es kühler und unberechenbarer kaum sein kann, klappt das hervorragend.

Nun ist aus dem Duo mittlerweile ein einzelner Erzfeind geworden: TRIPLE-ZERO. Schwarz, rotäugig, äußerlich ein Protokolldroid, ist er ein Psychopath schlechthin. Und offenbar glücklich damit und ohne jedwedes schlechtes Gewissen darüber versehen. In weiten Teilen sorgt Comic-Künstler EMILIO LAISO (bis auf einen kurzen Abschnitt, den ANDREA BROCCARDO übernimmt) für STAR-WARS-echtes Ambiente, realistisch gezeichnet, von RACHELLE ROSENBERG prächtig koloriert.

Schauplatz des hauptsächlichen Geschehens, von der Einleitung abgesehen, ist der Planet MILVAYNE, von der planeteneigenen Obrigkeit und dem Imperium bis auf die Knie unterdrückt. Über weite Strecken, im wahrsten Sinne des Wortes, müssen sich DOKTOR APHRA und TRIPLE-ZERO durch weniger begüterte Stadtteile und Straßenzüge schlagen. Das hat das Flair von der Unterstadt auf CORUSCANT, ist dicht, ist sehr lebendig, abwechslungsreich und bietet viele Einblicke in das einst von GEORGE LUCAS erdachte GEBRAUCHTE UNIVERSUM.

Bindeglied zwischen altem und neuem STAR-WARS-Szenario, in einem Zeitabschnitt, in dem das IMPERIUM auf der Höhe seiner Macht ist, ist der miese DOKTOR CORNELIUS EVAZAN (ja, genau jener, der sich in der CANTINA mit LUKE SKYWALKER anlegen wollte). Der wirkt als Drahtzieher wie ein äußerst verschlagener Pseudophilosoph, der sich einen Spaß daraus macht, Wesen jeglicher Coleur an ihre geistigen, emotionalen und körperlichen Grenzen zu treiben. Aber das Experiment, wie er es nennt, läuft unerwartet aus dem Ruder. Diesen folgenden Wettlauf mit der Zeit wird der STAR-WARS-Fan lieben. (Und ebenfalls die beiden Monsterjäger, eines der ungewöhnlichsten Pärchen in dieser Galaxis!)

DOKTOR APHRA gehört zu den besten STAR-WARS-Reihen überhaupt, frech, sehr abenteuerlich, mit teils bitterbösem schwarzen Humor ausgestattet (dank TRIPLE-ZERO), perfekt illustriert und mit hohem Tempo erzählt (dank SIMON SPURRIER). Klasse, unbedingt von Anfang lesen! 🙂

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ALIENS – DEAD ORBIT

Filed under: SciFi — Michael um 17:21

ALIENS - DEAD ORBITEine Station im Orbit eines Planeten irgendwo im All. Die Erde ist eine bloße Erinnerung in dieser ewig währenden Nacht ringsum. Routine und Langeweile beherrschen das Miteineinander und den Arbeitsalltag. Viele Besatzungsmitglieder sind es nicht, die es auf die WEYLAND YUTANI SPHACTERIA STATION verschlagen hat. Die Stimmung ist gereizt. Als ein unbekanntes Schiff im Orbit um den GASRIESEN PYLOS auftaucht, versucht CAPTAIN HASSAN Kontakt aufzunehmen, doch die Sendeanlage macht den Versuch offensichtlich zunichte. Man entschließt sich, eine kleine Mannschaft zu entsenden, um sich Klarheit über den Zustand und die Besatzung des fremden Schiffes zu verschaffen, denn einiges an diesem Frachter scheint arg merkwürdig zu sein.

Die ALIENS sind wieder da! Kein Geheimnis, der Titel verrät es. JAMES STOKOE als Künstler und Autor allein verantwortlich für die Geschichte und die Illustrationen, erschafft mit neuen Ideen und dem Flair des Originals von 1979 eine intensive, düstere, klaustrophobische Erfahrung. Wer schon dachte, bei der NOSTROMO, dem Schiff aus dem allerersten ALIEN-Erlebnis, handele es sich um einen Schrotthaufen, der wird die SPHACTERIA noch weitaus niedriger klassifizieren. JAMES STOKOE nimmt den Leser mit auf eine typische Reise, wie sie auch PEN-AND-PAPER-Rollenspieler erleben könnten. Denn er kreiert einen zusätzlichen Feind, den das ALIEN-Universum so noch nicht gesehen hat und der rein gar nichts mit der wie jüngst von RIDLEY SCOTT eingebrachten amoklaufenden KI namens DAVID gemein hat.

In manchen Passagen herrscht ziemliche Brutalität, auf der Leinwand nicht unbekannt, aber hier wie dort einigermaßen starker Tobak. Mehr soll dazu nicht gesagt sein, alles andere wäre Spoilerei. Doch eine Anmerkung sei gestattet: Der Horror der ALIENS verblasst gegen diesen Feind, den sich die Besatzung der SPHACTERIA da macht.

Im Anhang finden sich einige Arbeitsskizzen zu DEAD ORBIT, auch solche, die JAMES STOKOE für einen PITCH bei DARK HORSE benutzte. Der PITCH ist deutlich mehr vom Original-ALIENS beeinflusst, dem von JAMES CAMERON gedrehten Nachfolger, der sich von der Klaustrophobie löste und das fremdartige Wesen gleich in Scharen auf die Menschen losließ und eine KÖNIGIN schuf und so der Kreatur gleich eine Art gesellschaftliche Struktur zuwies. Aber mehr noch: JAMES CAMERON setzte ebenfalls die SPACE MARINES in Szene, die JAMES STOKOE für seine Bewerbung bei DARK HORSE in eine ähnliche Bredouille brachte. Interessanterweise ist von der Szenerie nichts übrig geblieben, weil JAMES STOKOE mit seinem Endergebnis mehr der Ideenwelt von RIDLEY SCOTT huldigt.

Allerdings lässt sich im Anhang mit den sehr ausdrucksstarken Skizzen etwas entdecken, was in den fertigen Bildern von DEAD ORBIT ein Stück weit verloren geht. Einflüsse von MANGAS sind hier unübersehbar. Die Gesichter, die Aufbauten von Geschwindigkeitsszenen erinnern stark an die japanischen Vorbilder. Das sieht sehr wild, rasant, schmissig aus. Hinzu kommt eine regelrechte kleinteilige Detailwut. Den Einzelheiten auf allen Ebenen wird ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie der Szenerie selbst. Das fällt besonders in der Bleistiftskizze auf, ist in der Tuschefassung noch vorhanden. Aber in der späteren Fassung, jener, die für DEAD ORBIT Verwendung fand, hat er sich teilweise davon verabschiedet, vereinzelte Rückfälle ausgenommen, dann sogar gerne auf ganzseitig ausgeführten Bildern.

JAMES STOKOE, der nach eigener Aussage gerne in BONBONFARBEN arbeitet, ist in DEAD ORBIT betont düster. Es gibt vielleicht ein BONBONROTES Blut zu bestaunen, ansonsten herrschen Schattierungen von Lila und Blau vor, künstliches orangefarbenes Licht zerrt Details aus der Dunkelheit. JAMES STOKOE arbeitet penibel, aber er legt nicht jeden Strich auf die Goldwaage wie vielleicht ein ZACH HOWARD (ALIENS NEKROPOLIS). Technisch ist er eine Mischung aus GEOF DARROW (HARD BOILED) und WES CRAIG (DEADLY CLASS), modern, krass (das Wort passt hier sehr gut), flott.

Knallharter ALIEN-Horror. Eine Verbeugung vor dem Ursprung, kreiert von RIDLY SCOTT. Man muss sich erst ein wenig an die Erzählweise gewöhnen. Diese erschließt sich nicht sogleich. Kleine Zeitsprünge und ein Countdown weisen sozusagen den Weg. JAMES STOKOE mag das Genre, davon zeugen auch seine übrigen Arbeiten. Wer ALIENS Hardcore mag, sollte einen Blick riskieren. 🙂

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