Wer sind die drei SUPERMEN, die plötzlich auf der Erde auftauchen, offenkundig mit einem Raumschiff angereist? Zunächst bleibt ihre Ankunft rätselhaft, doch sie sind nicht feindselig, sondern geben sich eher als Hilfstruppen SUPERMANS, denn selbst der schnellste Superheld kann nicht an jedem Brennpunkt auf der Erde zur selben Zeit sein. Außerdem gibt es da noch ein anderes Problem, weniger terrestrisch, als vielmehr extraterrestrisch, auf dem Planeten NIBIRU, wo die ehemaligen KANDORIANER NEW KRYPTON gegründet haben. Kaum bauten sie ihr Paradies, griff der Feind in Gestalt von APOKOLIPS an…
NEAL ADAMS, ein Urgestein des amerikanischen Superheldencomics, gibt sich mit DER PLANET DER SUPERMEN einmal mehr die Ehre. Der Zeichner, Jahrgang 1941, kann auf eine lange Karriere zurückblicken. Maßgeblich mitgeprägt haben seine Arbeiten das DC-Universum. Sein BATMAN ist auch heute noch eine gern gelesene Legende. Gemeinsam mit TONY BEDARD hat er DER PLANET DER SUPERMEN geschrieben. TONY BEDARD fiel hierzulande mit seinen Arbeiten zu CROSSGEN auf (NEGATION). Comics sind manchmal auch Familiensache, deshalb ist ein Sohn von NEAL ADAMS, JOSH, als Tuscher dabei.
Der Zeichenstil von NEAL ADAMS wird gerne als dynmisch bezeichnet. Man könnte noch die Attribute kraftvoll, theatralisch hinzufügen. Er lässt SUPERMAN teilweise wie auf einer Bühne agieren. Nicht nur der Held posiert. Freunde und Feinde erhalten jeweils einen ordentlichen Auftritt. Letztere gehören hier zu den ganz großen Gegnern. Einerseits LEX LUTHOR, andererseits DARKSEID von APOKOLIPS. Diese abgründige Gesellschaft setzt nicht auf Raumschiffe zur Fortbewegung, sondern benutzt für längere Strecken SCHALLRÖHREN, dem BEAMEN recht verwandt, mit dem Unterschied, dass gleich ganze Armeen in einem Rutsch durch diese TUNNEL geschickt werden können. Für NEAL ADAMS bedeutet das, die Angreifer wie nach dem Aufziehen eines Theatervorhangs in Stellung bringen zu können.
Unverkennbarer Stil: NEAL ADAMS. Der Künstler ist sehr lange im Geschäft, und er kann es noch. Heutzutage gibt es eine neue Generation, die sehr fein arbeitet. MIKE MGNOLA war so jemand, als er noch DC-Abenteuer mit der JUSTICE LEAGUE zeichnete. Jünger noch im Geschäft, gehört ein JIM CHEUNG ebenfalls dazu (machte in diesem Jahr hier mit dem Neustart der JUSTICE LEAGUE auf sich aufmerksam). Dagegen ist NEAL ADAMS gröber, es wird organischer getuscht, mit waghalsigem Strich, weniger, wie bei den genannten Künstlern, mit einem Fineliner. NEAL ADAMS beansprucht die Seiten großflächig, mit einzelnen Bildern, halbseitig, meist mit 3-5 Bildern. Das funktioniert, wenn man künstlerisch an der Story beteiligt ist. In jedem Fall fliegt einem optisch die ACTION gut um die Ohren und SUPERMAN wird optimal in Szene gesetzt.
Der FAN des SUPERMAN-Universums, genauer der Ganoven von APOKOLIPS, kann sich auf das Wiedersehen mit einer Reihe von bekannten Gesichtern freuen. Als die JUSTICE LEAGUE hierzulande noch GERECHTIGKEITSLIGA hieß, kam es zu einer der frühen Konfrontationen mit diesen Schurken. Bereits damals lernte der Leser hier ORION DEN JÄGER kennen, DARKSEIDS Sohn, der dank seiner Erziehung bei den NEW GODS aber zu einem guten Charakter heranwuchs. Bei Figuren wie KALIBAK oder GRANNY GOODNESS ist allerdings Hopfen und Malz verloren. Waren böse, bleiben böse!
TONY BEDARD und NEAL ADAMS haben eine Geschichte zu Papier gebracht, in der es richtiggehend kracht. Da wird einiges vorausgesetzt, klar! LEX LUTHOR, Erzfeind von SUPERMAN? Doch, sollte man wissen. DARKSEID, der übermächtige Tyrann eines Planeten, der eher als Kreuzung aus Abfallentsorgung und radioaktiver Mülldeponie daher kommt? Sollte man kennen. Es gibt keine gesonderte Einführung in die Hintergründe. Die Verbindung von LOIS LANE zu SUPERMAN? Wer das nicht weiß, der hat, auch was das Pantoffelkino anbelangt, jahrzehntelang hinter dem Mond gelebt. Aber sitzt das Grundwissen gibt es nur noch ein wenig von KANDOR aufzusatteln, jenen Kryptoniern, die lange Zeit in besagter Flaschenstadt in der FESTUNG DER EINSAMKEIT in ziemlicher Sicherheit zubrachten und nun einen richtigen Planeten bevölkern, der von APOKOLIPS fortwährend angegriffen wird.
Wer nun glaubt, dann gäbe es gar nichts mehr zu entdecken, der täuscht sich gewaltig. Denn TONY BEDARD und NEAL ADAMS haben sich einen schönen Clou des Abenteuers einfallen lassen. Hier wird ein neues Licht auf die Verhältnisse der ERDE, NEW GENESIS (der Heimat der NEW GODS) und APOKOLIPS geworfen.
Wer kann, der kann! Das trifft auf NEAL ADAMS zu, der hier ein abgefahrenes Meisterstück abliefert. Einfach im guten Geist der 1970er, 1980er Jahre, vor dem Wandel der Comics zu mehr Ernsthaftigkeit. Hier verteidigt SUPERMAN ganze Welten, liefert eine tolle ONE-MAN-SHOW mit einprägsamen Bildern, freakigen Schurken, klassischem Artwork. Top! Nicht nur für NEAL ADAMS FANS! 🙂
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