Montag, 23. September 2019
JACQUES DUFELL war vor 20 Jahren jemand, der sich noch keinen Namen gemacht hatte und sein Leben riskierte, um seine Karriere voranzutreiben. Inmitten der Wirren eines gerade für Europäer höchst gefährlichen BEIRUT würde der EHRGEIZ den noch jungen Abgeordneten JACQUES DUFELL beinahe in den Tod dirigiert haben. Ein weiterer junger Mann, Angehöriger des FRANZÖSISCHEN GEHEIMDIENSTES, CHARLES WEBER, erhält die Gelegenheit, diesem Politiker das Leben zu retten. Und damit nicht genug. Die Wege der beiden Männer werden sich noch öfter kreuzen. Nicht unbedingt zur Freude von CHARLES WEBER.
Es heißt ALPHATIERE und nicht, wie sich angesichts des Titelbildes annehmen ließe, ALPHAMÄNNCHEN, denn ersteres gibt das Tierreich schon lange her. Außerdem hat sich diese Spezies auch bei den Menschen in beiden Geschlechtern weit verbreitet. Deshalb sind die beiden besonders gezeigten Männer auf dem Titelbild des Bandes ALPHATIERE (mit dem Untertitel DER MINISTER UND SEIN SPION) nur zwei eines Trios um nichts weniger als im Ringen um die französische Präsidentschaft.
Zuerst zum Thema: HOCHPOLITIK und INTRIGEN. STEPHEN DESBERG und CLAUDE MONIQUET nehmen sich hier eines Themengebietes an, das seit Jahrzehnten immer so schön aus FRANKREICH hier nach DEUTSCHLAND herüberschwappt. Man hat die Skandale und Skandälchen aus der Ferne mit gewisser Häme beobachten könnten. Deshalb ist man sofort bei den beiden AUTOREN, die hier hinter den KULISSEN DER MACHT einsteigen und sozusagen einen ERMITTLER mitten zwischen die Fronten katapultieren.
In der Politik, besonders im Wahlkampf, geht es um VERNICHTUNG DES GEGNERS. STEPHEN DESBERG und CLAUDE MONIQUET bringen es klar auf den Punkt. Unverschlüsselt äußern sich die Feinde auf dem politischen Parkett. Der Kontrahent darf und soll nie wieder einen Fuß auf den Boden der politischen Bühne bringen. Jemand wie CHARLES WEBER bewegt sich mitten durch diesen Dschungel und droht aufgerieben zu werden. Jede Schwäche wird ausgenutzt, jeder Schritt beobachtet. Selbst vor MORD wird nicht zurückgeschreckt.
Da STEPHEN DESBERG und CLAUDE MONIQUET sehr auf ihre Charaktere eingehen, ihnen Tiefe geben, sie mit einer Vielzahl von Stärken und Schwächen ausstatten, eröffnet sich bald ein dichter Reigen. Und Beziehungen sind der Hauptbestandteil dieser gesammelten Schwächen. Die beiden Autoren haben einen packenden Thriller geschrieben, bei dem es schwer fällt, sich auf eine Seite zu schlagen. Allenfalls begreift man die Notwendigkeiten, die alle antreiben. Wie in moderneren (oder der schmutzigen Sorte und mit zwielichtigen Helden ausgestattet) Thrillern neuerdings gerne gesehen, hat einfach jeder DRECK AM STECKEN.
Der Comic-Künstler JEF, verantwortlich für Zeichnungen und Kolorierung, hat sein Talent in verschiedenen Genres bewiesen (wie z.B. WESTERN oder BIOGRAPHIE), farbig oder rein schwarzweiß. Ein politischer THRILLER ist für seinen akribischen Zeichenstil wie geschaffen. In der französischen Unterhaltung, auf der großen Kinoleinwand tauchen öfters gegen den Strich gebürstete TYPEN auf. JEF gelingt es, solchen TYPEN unverwechselbare Gesichter zu geben. Ist die Figur des CHARLES WEBER noch etwas heldisch glatt, ist der Politiker JACQUES DUFELL (im Zentrum des Titelbildes zu sehen) eine kantige Gestalt, mit einem gelebten Gesicht ausgestattet.
Und GELEBT ist das Stichwort, um JEFs Bilder zu umschreiben. Lebensechte Gesichter werden von ihm mit einer fast dokumentarisch düsteren Farbgebung vermischt. Sonnenlicht, sofern es eine Rolle spielt, ist hier eher fahl zu nennen. Oftmals drängt sich ein grau getöntes Grün in den Vordergrund oder ein aggressiv dunkles Rot unterstreicht die kommende Bedrohung.
ALPHATIERE vereint die beiden Teile DER MINISTER UND DER SPION sowie HOCHVERRAT in einem Band. Der THRILLER, geschrieben von STEPHEN DESBERG und CLAUDE MONIQUET, gezeichnet und koloriert von JEF, zeigt keine auf Hochglanz gestriegelte Geschichte, sondern malt POLITIK und seine Macher als die überaus schmutzige Seite der Gesellschaft. Wer hier das GUTE sucht, ist auf dem völlig falschen Dampfer und als Gewinner kann sich letztlich niemand bezeichnen. Dunkel, realistisch, gemein, Top illustriert. Freunde des modernen THRILLERS: zugreifen! 🙂
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Donnerstag, 12. September 2019
PHILIPP MARTIN, ein Polizist aus PARIS kehrt einmal mehr nach BARCELONA zurück, in jene Stadt, die ihn einfach nicht loslassen will. Mit ihr verbindet er die Liebe seines Lebens. Die ihn so viel gekostet hat. Sein neuerlicher Besuch verbindet sich nun mit einem Mordfall. Je mehr er sich darin verwickeln lässt, umso persönlicher wird die Angelegenheit. Denn sein Gegner ist einer der gefährlichsten Kriminellen von BARCELONA. Unter der Beobachtung der örtlichen Polizei begibt sich MARTIN an seine eigenen Nachforschungen und erfährt mehr, als ihm eigentlich lieb ist.
PHILIPPE BERTHET ist zurück. In den letzten Jahren hat sich der Comic-Künstler mit der sehr klaren Linie hierzulande mit diversen Veröffentlichungen bekannt gemacht. Vorneweg die Kriegsabenteuer um POISON IVY, später vermehrt mit Einzeltiteln wie PERICO, DEIN VERBRECHEN oder MOTOR CITY, allesamt Geschichten, die in den Genres Krimi und Thriller anzusiedeln sind. So verhält es sich auch mit dem aktuellen Band, DEIN TOD MEIN KUNSTWERK, dessen Format nach den drei genannten Titeln nicht mehr als Buchformat daher kommt, sondern als großformatiges Album.
BARCELONA ist die heimliche Nebendarstellerin der Handlung. Die stark bevölkerte Stadt, die es tatsächlich schafft, immer noch kleine einsame Winkel zu besitzen, während einen Straßenzug weiter schon das Leben mit voller Lautsärke brummt. Autor RAULE thematisiert dieses für diese Großstadt äußerst wichtige Detail in einer schönen Szene, als sich die Hauptfigur PHILIPP MARTIN bereits tief in die Geschichte verstrickt hat. PHILIPPE BERTHET erhält als Zeichner die Gelegenheit, sich einige Standorte innerhalb BARCELONAS stellvertretend als Handlungsschauplätze herauspicken zu können. So auch die SEILBAHN, über die Thrillerfreunde natürlich spätestens seit ALISTAIR MACLEAN (AGENTEN STERBEN EINSAM) und JAMES BOND (MOONRAKER) wissen, dass sich hieraus schöne Action-Szenarien ergeben können.
Gleich das erste Bild zeigt, wie die Geschichte sich dem Leser (wie auch der Hauptfigur) präsentieren wird, nämlich als LABYRINTH. Stellvertretend für das Gesamtwerk haben RAULE und PHILIPPE BERTHET das LABYRINTH VON HORTA als einen der zentralen Plätze der Handlung auserkoren. Die Rätselhaftigkeit wird natürlich noch vom Titelbild gesteigert. Hier finden sich gleich zwei treibende Kräfte der Handlung. Der Bösewicht, über und über tätowiert, und das Opfer, über das es zwar eine Menge Enthüllungen gibt, aber trotzdem bleiben ein paar Rätsel übrig.
Ich behaupte gerne, Geschichten dieser Art seien nur den Franzosen zu eigen. Hier stimmt es nicht, denn Autor RAULE ist Spanier und entstammt aus BARCELONA (damit eigentlich genauer gesagt Katalane). Im Vorwort bekundet er seiner Heimatstadt seine Liebe (die ist im vorliegenden Band unübersehbar) und seinen Respekt vor einem Comic-Altmeister wie PHILIPPE BERTHET. Diesem schreibt er ein BARCELONA, wie es der Tourist nicht kennt (aber in der Handlung einige KOMPARSEN stellvertretend für alle anderen Toruisten kennenlernen) und wie es der Tourist kennen kann, wenn er nur aufmerksam genug ist. Dazu gehören natürlich auch all die kleinen Balkone, die in den Seitenstraßen in den Luftraum über den Spaziergängern hineinragen.
Kunst spielt eine Rolle in dieser Handlung. Sie ist sogar eine treibende Kraft. Sie trägt Kunst im Titel. Das Opfer beschäftigte sich mit Kunst. Und kann auch Anstöße geben, einmal in Kunstgeschichte hineinzuschnuppern, denn die Tote beschäftigte sich mit CARLOS CASAGEMAS, dessen Leben fast wie eine von ERNEST HEMINGWAY erdachte Nebenfigur aus FIESTA daher kommt. Ohne CASAGEMAS, eine tragische Figur, malender Künstler und Freund von PICASSO, würde es die Handlung so nicht geben.
Wer Thriller im Medium Comic mag, liegt bei PHILIPPE BERTHET kaum falsch. Dieser Comiczeichner beschäftigt sich mit feineren Stoffen, gut herausgearbeiteten Charakteren vor interessanten Schauplätzen. So verhält es sich auch hier, mit einer der spannendsten Großstädte Europas als Hintergrund. RAULE entspinnt die Geschichte mit Bedacht, legt großen Wert auf echte Figuren und nachvollziehbare Motive, die den Leser mit Leichtigkeit auf Entdeckungstour durch die Handlung mitnehmen. Ein Thriller, der gleichzeitig Drama und Tragödie ist (aber welcher gute Thriller ist das nicht?). Sehr gut! 🙂
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Bisherige Rezensionen im Comicblog zu Arbeiten von PHILIPPE BERTHET:
MOTOR CITY
DEIN VERBRECHEN
PERICO
DIE SCHLACHT VON CRAIT: Ein Heer Kampfläufer der ERSTEN ORDNUNG begegnet den Widerständlern rund um GENERAL ORGANA zu dem Kampf, der über die Zukunft der Galaxis entscheiden soll. Der Ausgang der Ereignisse ermuntert den Widerstand keineswegs zu weiteren Auseinandersetzungen. POE DAMERON befindet sich mit ein paar Gefährten im MILLENNIUM FALCON auf der Flucht und führt sich vor Augen, was bislang alles geschah und andernorts ohne seine Hilfe geschieht. Schlimmer noch! Seine Kameraden von der SCHWARZEN STAFFEL schweben in Lebensgefahr und genau jetzt kann er nichts unternehmen, um ihnen beizustehen.
Und diese Hilflosigkeit ist das Einzige, das man als Leser diesem Abenteuerabend rund um die Geschehnisse aus DAS ERWACHEN DER MACHT und DIE LETZTEN JEDI vorwerfen kann. POE DAMERON steht nicht im Mittelpunkt und ist in der Haupthandlungslinie zum Nebendarsteller degradiert. Das schadet keineswegs, weil seine Kameraden der SCHWARZEN STAFFEL, denen ein guter Teil der Handlung zur Verfügung steht, dies charakterlich sehr toll auffangen. Autor CHARLES SOULLE beschreibt diese Helden ähnlich leidenschaftlich, wie es den Autoren (meist MICHAEL STACKPOLE) in der Romanreihe rund um die legendäre X-WING-SONDERSTAFFEL unter WEDGE ANTILLES gelang.
Die Besonderheit der Bilder (abgesehen von jenen im anhängigen POE DAMERON ANNUAL von NIK VIRELLA) liegt in der Imitation eines Fotorealismus. Ganz erreichen die Grafiken von ANGEL UNZUETA diesen Status nicht, aber sie sind nah dran. Das liegt natürlich nicht nur an der übergenauen Art des Zeichnens von ANGEL UNZUETA, sondern hat natürlich viel mit den beiden Koloristen ARIF PRIANTO und RACHELLE ROSENBERG zu tun (letztere hat in einer Episode den Computerkolorierung übernommen). Unter dem Strich werden hier in einer Comic-Veröffentlichung im Heftformat zwar nicht alle Möglichkeiten der computergestützten Farbgebung ausgenutzt, aber immerhin verdammt viele.
Entsprechend ansprechend fällt das Ergebnis aus. Der Leser eines STAR-WARS-Abenteuers, der vermutlich auch Kinogänger ist und Kenntnis von den letzten beiden Kinofilmen besitzt, wird jeden seiner Lieblingscharaktere auf den ersten Blick wiedererkennen. Aus jedem Winkel muss hier mit reichlich Mustermaterial gearbeitet worden sein. Darüber hinaus besitzt jeder der Piloten der SCHWARZEN STAFFEL außerordentlichen Wiedererkennungswert, charakterlich wunderbar durchmischt, was sich selbstverständlich erst richtig bemerkbar macht, wenn die Figuren nicht im Cockpit sitzen.
Bezeichnend hierfür ist die Episode auf PASTORIA, einem Planeten der fliegenden Städte. Ebenso bezeichnend ist sie für die Schwierigkeiten, die der SCHWARZEN STAFFEL von CHARLES SOULLE bereitet werden, der die Serie von Folge 1 an als Autor betreut. Allein in dieser Sequenz wimmelt es von Überraschungen, Intrigen, Action. Im weiteren Verlauf erlebt der Leser Luftschlachten und Raumkämpfe, die sich mit allem messen können, was die beiden neueren Kinofilme bisher zu bieten hatten. Was im ersten Drittel der Handlung erzähltechnisch noch etwas abgehackt war, wird hier flüssig dargeboten und hat Drama, Drama, Drama (ja, 3 x).
Jawohl, klasse, POE DAMERON ist einerseits ein guter HAN SOLO Nachfolger, gleichzeitig ist er durch die Klasse und Menge seiner Kameraden noch eine Spur besser aufgestellt. Die Nebenfiguren dürfen sich hier aufs Beste profilieren. Toll illustriert von ANGEL UNZUETA (stark koloriert überwiegend von ARIF PRIANTO). Die Illustrationen von NIK VIRELLA (Farben: JORDAN BOYD) im anhängigen ANNUAL sind schön, liegen aber nicht auf Augenhöhe mit dem anderen Grafikteam. Trotzdem ein Erste-Sahne-Gesamtpaket! 🙂
STAR WARS, POE DAMERON 5, DAS ERWACHEN: Bei Amazon bestellen.
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Bisherige POE DAMERON Rezensionen im Comicblog:
STAR WARS – POE DAMERON 4 – DIE WEGE DER MACHT
STAR WARS – POE DAMERON 2 – INMITTEN DES STURMS
STAR WARS – POE DAMERON 1 – SCHWARZE STAFFEL
Dienstag, 03. September 2019
Eine abgeschlossene Inselgesellschaft ist zu einem furchtbaren Staat mutiert. Bekannte Formen des Zusammenlebens wurden pervertiert. Der Klerus hat sich dem Staat untergeordnet. In den oberen Etagen kümmert man sich um den Zustand der diktatorischen Hämorrhoiden. In den wahrhaft unteren Etagen haben sich Gruppen etabliert, die alle dem gemeinsamen Feind da oben frönen. Zwischendurch vergnügt man sich, opfert man sich oder glaubt an eine Erlösung. In diesen Zeiten wird die Insel immer wieder von Flutwellen überspült, mal mehr, mal minder stark, in jedem Fall aber ein willkommenes Wasserspiel, um unliebsame politische Gegenspieler loszuwerden. Als eines Tages eine besonders große und zerstörerische Wasserwalze das Eiland heimsucht, nehmen Kameras ein unglaubliches Schauspiel auf. Inmitten der Fluten tanzt ein menschliches Wesen nicht nur, nein, es scheint den Gewalten des Meeres sogar seinen Willen aufzuzwingen und die Wellen nach seinem Gusto aufzutürmen und zu bewegen …
ALEJANDRO JODOROWSKY schaut mit wirklich jeder Geschichte, die er bislang geschrieben hat, in die Abgründe menschlicher Psyche. Er zerrt seelische Qualen hervor, Sehnsüchte bitterster Natur, Grausamkeiten, die ganze Palette dessen, was den Menschen hassenswert macht. Und vor dieser Kulisse erschließt sich, wie eine einzelne blühende Blume auf einer grau verdorrten Wiese, poetisch gesprochen, der berühmte Funken Hoffnung. ALEJANDRO JODOROWSKY gibt diesem Funken in dieser von ihm kreierten Welt einen Namen: MONDGESICHT.
MONDGESICHT ist eine Projektionsfläche. Er wird eigentlich BORRADO gerufen, ist selbst stumm und sein Gesicht besitzt nur sehr wenige persönliche Merkmale. Er hat ein paar Haare auf dem Kopf, schmalste Augenbrauen, aber zum Beispiel keinerlei Ohröffnungen im äußerst rudimentären Ohrenwulst. Seine Nasenlöcher werden von einer sehr kurzen und kleinen Nasenspitze überschattet. Sein Gemüt ist kindlich. ISHA, eine Frau aus dem Untergrund wacht über ihn, sofern er sie lässt. Denn eigentlich, das wird bald deutlich, benötigt er keinen Schutz. Und so baut sich langsam aber sicher ein messianisches Konstrukt um den BORRADO auf, der, so unglaublich und so undurchschaubar das auch sein mag, eine Mission zu haben scheint.
ALEJANDRO JODOROWSKY macht auch hier keine Gefangenen, geschweige denn, dass er auf den Leser in irgendeiner Form Rücksicht nimmt. Hat er damals nicht und heute nicht. Das muss man an ALEJANDRO JODOROWSKY mögen (oder eben nicht). Diese Welt ist dem Wahn verfallen. Einem überspitzten, sehr satirischen Wahn, aber auch einem nicht erfundenen Wahn, der auf den Revolutionswellen reitet, wie er in Russland vorgemacht wurde, mit jenem Irrsinn, wie er in Afrika zu finden ist und despotischen Idioten, wie sie überall dort auf der Landkarte auftauchen, wo gesellschaftliche Großbrände auflodern. Hier lässt sich vieles aus der Wirklichkeit übertragen. ALEJANDRO JODOROWSKYS Kunst ist es, einen globalen Wahn auf einen konzentrierten Blick hin zu bündeln. Sei es gesellschaftlich, technisch, technokratisch, religiös (das spielt sehr oft mit) oder auch historisch. Oder alles zusammen. Und noch mehr. Man kann gut und gern behaupten, dass ALEJANDRO JODOROWSKY ein exakter Beobachter ist.
Und dann ist da noch FRANCOIS BOUCQ! Er gestaltet diese Welt mit einer grünlich-grauen Grundstimmung. Machbare Technik mischt sich mit herkömmlichen Untergründen, Tunneln, Abwassergewölben. Grüne Uniformen, schwarze Uniformen treffen auf Rost und Untergang. Eiförmige Architektur, einer Gesellschaftsgrundlage folgend, trifft auf Natur, die an schottisches Hochland erinnert und ebensolche Meeresküsten drumherum. Darauf tummeln sich die Menschen, meist versteckt und wenn doch offen, dann, wie im Falle der Fischer, um durchzudrehen oder um ein Versteck zu suchen. Aber seine schönste Kreation inmitten all des Wahnsinns ist MONDGESICHT oder auch MOON, wie er gerufen wird.
Denn MONDGESICHT lächelt. Nicht immer. Die Qualen eines Tiers machen ihn traurig. Aber alles andere, wie das, was ihm angetan wird, bringt ihn zum Lächeln. Das sind tolle Momente und es ist der Kunst von FRANCOIS BOUCQ zu verdanken, dass sie so toll funktionieren. Denn eine Figur, die sich durch das Erstaunen und die sonstigen Reaktionen der sie umgebenden Gestalten charakterisiert und selbst über Knotenschnüre kommuniziert, ist alles andere als leicht zu bewerkstelligen.
Ein Märchen von ALEJANDRO JODOROWSKY. MONDGESICHT lebt in einer wahnsinnig gewordenen Welt und wird dort zum Heilsbringer. Das ist mit jener starken satirischen (auch philosophischen) Handschrift erzählt, für die ein ALEJANDRO JOROWSKY berühmt ist. Aber es ist umso mehr von einem ungemein hervorragenden Künstler, nämlich FRANCOIS BOUCQ, illustriert. Thematisch sicherlich nicht jedermanns Sache, aber auf dem weiten Feld der Comics und Graphic Novels ganz bestimmt ein Meilenstein. 🙂
MONDGESICHT 1: Bei Amazon bestellen.
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