Zwei Widersacher beschreiten einen Dschungelweg. Der eine hat vom Spielleiter einen Revolver erhalten, der andere eine Schachtel Patronen. Am Ziel ankommen soll nur einer der beiden. Erschwerend für die Männer ist die Verfolgung durch eingeborene Kopfjäger, die ihr Opfer wahllos töten. Hier hat keiner der Männer einen Vorteil. Außerdem ist das Land für in gemäßigten Breiten aufgewachsene Westeuropäer sehr lebensfeindlich. Das tödliche Spiel nimmt seinen Lauf.
Der 13. Band der Reihe NIKLOS KODA, mit dem Untertitel NO SONG, beschert dem Leser deutlich aktionsreichere Sequenzen als im Vorgängerabenteuer. SELENI, die Tochter von NIKLOS KODA, wird gleich zu Beginn herausgefordert und stellt ihre kämpferischen Talente unter Beweis. Will sie am Leben bleiben, muss sie ihren magischen Fähigkeiten alles abverlangen und das gegen einen KUMDURKA, einen Magier der Finsternis. Die von JEAN DUFAUX einleitend geschriebene Action lässt den Leser nach ihrem Abschluss nicht viel Zeit zum Luftholen. Der Leser verlässt die Szenerie von NIKLOS KODAS Tochter, um sich daraufhin dem Vater selbst zuzuwenden. Wenig später taucht das Abenteuer im Dschungel ab.
An Abwechslung mangelt es also nicht. Magische Auseinandersetzungen allererster Güte zwischen unterschiedlichsten zauberischen Kreaturen. Über Wasser, auf dem Land, unter Wasser. OLIVIER GRENSON (Zeichner) und BEKAERT (Farben) haben eindeutig ein breiteres Spektrum abzuliefern als im Abenteuer zuvor. Besonders BEKAERT kann sich in den spannenden Zweikämpfen austoben.
JEAN DUFAUX führt hier so manchen Faden zusammen. NIKLOS KODA selbst stellt sich seiner Vergangenheit, seinen Beziehungen und der Erforschung seiner Grenzen. Wie stark ist er geworden? Welche Kämpfe kann er gewinnen? Die Antworten darauf sind fesselnde Szenen, leinwandwürdig inszeniert. Auffallend hierbei ist die Auseinandersetzung zwischen NIKLOS KODA und MRS BLATCHEFF, eine ältliche Frau, die eine Schwester der Sekretärin von LARGO WINCH sein könnte. Weißhaarig, hager, mit heller Haut, straff über das Gesicht gespannt, wirkt sie nicht wie eine ernsthafte Gegnerin. Gegenüber NIKLOS KODA lässt sie von Beginn an keinen Zweifel an ihrer Skrupellosigkeit aufkommen. Ein langsam sich steigerndes Duell findet so unter anderen Waffenbedingungen auch schon mal im Wilden Westen statt.
NO SONG, der Magier, der im Vorläuferband eingeführt wurde, ist hier ein Strippenzieher hinter den Kulissen. Mehr noch: Er ist auch eine Art Wegbereiter für den Namensgeber der nächsten Folge: SPIBORG. NO SONG steht zwar mit dieser geheimnisvollen hier bislang nur erwähnten Figur nicht in Kontakt, aber für alle Beteiligten scheint klar zu sein, dass sich dem SPIBORG ein Magier stellen wird und auch nur der, der die Macht besitzt, den SPIBORG zu schlagen. JEAN DUFAUX strickt also ganz schön an diesem ENDGEGNER.
Ein bewusst gewähltes Wort, denn diese Folge hat sehr viel von einem Computerspiel. Verschiedene zu bewältigende Aufgaben, Gegner von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, darüber hinaus auch von sehr voneinander abweichendem Design. JEAN DUFAUX, der sich in seiner Vergangenheit durch seine Affinität zum Kino durchaus hat inspirieren lassen, mag im Aufbau der Action auch kreative Anleihen bei Computergames gefunden haben.
OLIVIER GRENSON und BEKAERT stellen die Bedrohung, sei es in Aktionsszenen oder in Gesprächsszenen, über die Charaktere dar. Es gilt die Gefahr aus den Gesichtern herauszulesen. Die FEINDE von NIKLOS KODA scheinen immer entschlossen, ihrem Feind das Leben zu nehmen. Der Bildaufbau hebt sich teils sehr schön von den üblichen Choreografien ab. Teils wird der Betrachter in die Handlung einbezogen, an die Stelle von NIKLOS KODA gestellt, fast so wie in frühen 3D-Filmen, um den Effekt auf den Zuschauer zu verstärken.
Perfekte Fortsetzung mit erheblich mehr Fahrt als in der Vorgängerepisode. Die Dramatik ist entsprechend angezogen, mehrere Schicksale entscheiden sich, NIKLOS KODA ist zwar der Hauptakteur, aber er ist nicht gerade derjenige, der die Handlung voranbringt. Er ist auch nicht der alles überragende Held. Manchmal hilft ihm Können, manchmal nur pures Glück. Mit feinem Strich illustriert, gekonnt koloriert. 🙂
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