Eine Verschwörungstheorie: Menschen werden gezüchtet, so wie Bienen gezüchtet werden. Arbeiter, Soldaten, Drohnen, ganz gleich, wie man sie nennt, Hauptsache, sie gehorchen. Das COLLEGIUM OCCULTUM hat es sich seit Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, die Welt mit ihnen gehorsamen Dienern zu überschwemmen. Leider funktioniert die Konditionierung nicht korrekt, freundlich formuliert, und die Drohnen sind vielerorts zu gefährlichen Irren mutiert. Hinter allem steckt der IMKER. Der suspendierte INSPEKTOR SPADACCINI und das PHANTOM wollen ihn endgültig zur Strecke bringen …
Fünfte und letzte Runde im Verschwörungsthriller von FRED DUVAL, JEAN-PIERRE PÉCAU (und FRED BLANCHARD): 1983 erfuhren die Ermittlungsarbeiten noch keine Unterstützung durch vernetzte Überwachungskameras, schnelle Datenübermittlung oder dergleichen. In den Vereinigten Staaten findet ein Wandel statt, aber die Polizei muss am Beispiel der INSPEKTORIN OSTERBERG immer noch viel Fußarbeit leisten, zunächst in Los Angeles, um ans Ziel zu gelangen.
Konsequentes Zeitkolorit über die gesamte Strecke der fünfteiligen Serie: Durch die tolle Arbeit von Comic-Künstler COLIN WILSON stimmt das Ambiente der 1980er. Und daran wird nicht gegeizt. Exemplarisch steht hierfür der fünfte Teil, der den Leser nicht mit Texten bombardiert, sondern wie ein Regisseur vom Stile eines FRANCIS F. COPPOLA viele Bilder wortlos wirken lässt. So entsteht ein grandioser filmischer Eindruck. Das mag auch an den vielen sehr ausgesuchten Spielorten liegen. Wenn ein INSPEKTOR SPADACCINI auf einer roten Eisenbahnbrücke über einem rötlichen Abgrund aus Stein und Staub, einer regelrechten Westernkulisse, steht, ist die Wirkung nicht nur immens. Der Leser erhält gleichzeitig einen optisch deutlich markierten Startschuss hin zum lang gestreckten Showdown.
Ein konsequenter Bösewicht und seine Lakaien: Gleich das Titelbild zeigt den IMKER, den Mann hinter der groß angelegten Verschwörung, einer Unterwanderung der Gesellschaft durch ein riesiges Experiment. Für den Mann sind Menschen wie Drohnen zu behandeln. Ausgerichtet auf einen Zweck, jederzeit abrufbar für einen Krieg, den, folgt man den Theorien des COLLEGIUM OCCULTUM, es zweifelsfrei gibt. Vor dieser Thematik ist WONDERBALL, obwohl in den 1980er Jahren angelegt, geradezu modern, denn Verschwörungstheorien sind momentan wieder so In wie lange nicht.
Vordergründig haben FRED DUVAL, JEAN-PIERRE PÉCAU (und FRED BLANCHARD) einen Breitwandthriller geschrieben, der viele Elemente einsetzt, die der Leser in solch einem Szenario erwarten darf: Schießereien, Car Crashes, Verfolgungsjagden per Automobil und Motorrad, Anschläge, Explosionen (und dank COLIN WILSON immer schön spektakulär inszeniert). Die Figuren sind über die ersten vier Folgen sehr gut charakterlich umrissen worden, das Setting wurde sehr glaubwürdig umgesetzt, deshalb gliedert sich die Action wie gut geölte Bausteine über die Länge ein.
Raus aus den Straßen von San Francisco, raus aus Los Angeles: Es interessant, wie sich der Thriller entwickelt. Aus der innerstädtischen Atmosphäre verwandelt sich das Szenario in eine Art Spätwestern. Das hat durch das Auftreten mancher Figuren und die stellenweise ausgewählt gezeigte Gewalt Anklänge eines Werks wie NO COUNTRY FOR OLD MEN. Abgesehen von SPADACCINI, der nicht mehr genau weiß, ob er ferngesteuert ist oder nicht, hadert hier kaum einer mit seinem Schicksal und geht sehr zielbewusst seinen Weg.
Wow! Starker Stoff! Insgesamt ein toller in fünf Teilen abgeschlossener Thriller. Im Besonderen in dieser fünften Folge von WONDERBALL, IMKER, perfekt illustriert von COLIN WILSON (wie über die ganze Strecke der Serie), sorgfältig erzählt mit genau gesetzten Spannungsbögen von FRED DUVAL, JEAN-PIERRE PÉCAU (und FRED BLANCHARD). Klasse! Meine Empfehlung an alle Comic-Thriller-Fans (und Fans von Colin Wilson). 🙂
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