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Comic Blog


Dienstag, 01. Mai 2018

MISTY MISSION 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 9:28

MISTY MISSION 1 – WIE IM HIMMEL SO AUF ERDEN1967 in Danville, Alabama, hat JOSHUA LACOUR ein großes Problem in Form des Sheriffs. Wenn der Ruf in einer kleinen Gemeinde sowieso beschädigt ist, gerät einer wie JOSH schnell auf die Liste der schwarzen Schafe. Als er eines Tages wegen Trunkenheit am Steuer eines Motorrads festgenommen wird, wil der zuständige Richter ein Exzempel statuieren. Aber JOSH sieht einen Ausweg. Statt der angedrohten sechs Monate Gefängnis, will er lieber ehrenvoll für sein Land in den Krieg nach Vietnam ziehen. So tönt er es jedenfalls und hält den Krieg für das kleinere Übel. Kaum zwei Monate später weiß er, wie sehr er sich getäuscht hat …

MISTY MISSION von MICHEL KŒNIGUER behandelt das große amerikanische Kriegstrauma und zeigt die Sinnlosigkeit des Unterfangens in und über den Dschungeln dieses von den Vereinigten Staaten von Amerika so fernen Landes. Als Autor und Zeichner in Personalunion behandelt MICHEL KŒNIGUER dieses Trauma anhand der Schicksale zweier unterschiedlicher Freunde. NICHOLAS BEAULIEU und JOSHUA LACOUR, namentlich mit französischen Wurzeln, aus dem tiefsten amerikanischen Süden stammend, treten als Soldaten in den Krieg ein. Der eine wird Kampfpilot, der andere Infanterist in der 1. Kavallerie-Division, einer Einheit, die nicht mehr zu Pferd, sondern per Hubschrauber ans Einsatzziel gebracht wird.

NICHOLAS BEAULIEU und sein Flugzeug sind zeitweiligen Luftabwehrgeschossen ausgesetzt, darüber hinaus setzen seine Angriffe auf den Boden aus relativer Sicherheit an, denn Abschüsse durch Feindeshand sind selten. Noch viel wichtiger allerdings ist die Tatsache, dass er meist nicht erfährt, was er unten mit Menschen anrichtet. Bei JOSHUA LACOUR sieht die Angelegenheit schon ganz anders aus. An seinem Beispiel gerät der Leser mit in die nächste Nähe zum Vietcong. JOSHUA LACOUR sieht seine Kameraden durch den Gegner sterben. Und er sieht sie durch seine Hand sterben. Über jemandem, der den Krieg wählte, um dem Gefängnis zu entgehen, weil er den Dienst für das Vaterland für die leichtere Alternative hielt, bricht die Hölle auf Erden herein.

Dabei beginnt es so harmlos mit einem typischen amerikanischen Kleinstadtflair der 1960er Jahre. Auf einer weißen Hochzeit haben die Weißen das Sagen und feiern, Schwarze dürfen in Alabama die Band stellen und für das leibliche Wohl sorgen. Von Bürgerrechtsbewegungen ist hier noch nichts zu spüren, Willkür indes existiert, Reich duckt Arm gänzlich farbenblind. In Vietnam erfolgt für JOSHUA LACOUR ein Kulturschock. Hier kehrt sich alles um, sein Sergeant ist sogar ein Abkömmling amerikanischer Ureinwohner, kurz ein Indianer hat das Sagen und kommandiert den kleinen Trupp, der immer wieder durch Neuankömmlinge aus der Heimat zwangsläufig aufgeforstet wird (wegen der Gefallenen, die die Heimreise antreten).

MICHEL KŒNIGUER verzichtet auf die Darstellung von Auswirkungen der allgegenwärtigen Gewalt und bricht, nähme man einen Film zum Vorbild, eine Kamerafahrt rechtzeitig ab. In den Scharmützeln, die mit aller Härte und ohne Mitleid geführt werden, in den Explosionen durch Raketenbeschuss, Gunships, Handgranaten und den Einschlägen von Kugeln aus automatischen Gewehren bedarf es kaum großer Fantasie darüber, was denjenigen geschehen mag, die sich im Zentrum der Feuersbrünste befinden. Aus dem kleinen Ganoven mit Herz, JOSHUA LACOUR, wird allmählich etwas anderes.

MICHEL KŒNIGUER erzählt eindringlich, ohne Pathos von einem Krieg, der sich ins Weltgedächtnis eingebrannt hat. Der Schwerpunkt der Handlung liegt eindeutig auf der Figur des JOSHUA LACOUR, zu dem man als Leser schnell Sympathie fassen kann, denn seine Ängste sind allzu begreiflich. Die technischen Darstellungen von MICHEL KŒNIGUER sind präzise, bei Figuren greift er auch mal auf eine schauspielerische Vorlage zurück. So hat für den Richter, der JOSHUA LACOUR vor die Wahl stellt, Knast oder Krieg, JAMES CROMWELL Pate gestanden. 🙂

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