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Comic Blog


Dienstag, 27. Juni 2017

JUGURTHA – GESAMTAUSGABE 1

Filed under: Klassiker — Michael um 17:20

JUGURTHA GESAMTAUSGABE 1Numidien im 2. Jahrhundert vor Christus. Das römische Reich ist übermächtig und hat sich Herrn des Mittelmeeres aufgeschwungen. Überall, wo es nicht herrscht, hat es sich zum Aufpasser ernannt und kleinere Länder zu Vasallen degradiert. König Micipsa steht zu seinen römischen Freunden. Während seine Söhne Adherbal und der jüngere Hiempsal dem Müßiggang frönen, ist der Neffe des Königs, Jugurtha, in Spanien und kämpft an der Seite der römischen Truppen gegen die Feinde der römischen Republik. Die Erfolge Jugurthas und die damit einhergehende Bewunderung der Römer wecken ersten Neid unter den wahren Thronfolgern …

Die Vergangenheit, besonders die Antike, ist reich an Dramen rund um Könige und Fürsten. JEAN-LUC VERNAL hat sich einer historischen Figur angenommen, die durch ihren Machtanspruch und Geltungsdrang eigentlich alles andere als ein Sympathieträger war und ist. Denn in jenen Tagen gingen Machtwechsel oft mit Intrigen und Mord und Totschlag einher. JEAN-LUC VERNAL arbeitet in seiner Comic-Aufbereitung Gründe für JUGURTHAS Streben heraus, zeigt, dass der junge Numidier, der den Thron für sich selbst wünscht, nichts anderes macht, als Gleiches mit Gleichem zu vergelten. JUGURTHA ist ein Sohn seiner Zeit und derartiges Vorgehen ist so gewöhnlich wie das Atmen.

Es kommt also, wie es kommen muss, der König stirbt und gleich drei Anwärter auf den Thron stehen Schlange. Darüber hinaus verfolgt Rom seine eigenen Interessen in Numidien. Im ersten Zyklus über JUGURTHA beschreibt JEAN-LUC VERNAL die stetig wachsenden Auseinandersetzungen JUGURTHAS mit seinen Vettern. Die Einmischungen Roms kippen nur zusätzlich Öl ins Feuer und erbringen kaum den gewünschten Frieden. Das Leben des jungen Numidiers ist Kampf, gekrönt von kurzen Erfolgen, schweren Niederlagen und Enttäuschungen. JEAN-LUC VERNAL ließ das Ende des ersten Lebensabschnitts seines Helden offen. Drama lautet das Ergebnis. Das Ende sieht kaum nach einer Wende zum Besseren aus.

Der bekannte Comic-Künstler HERMANN (Huppen) hat sich selbst mit COMANCHE und natürlich ANDY MORGAN sehr früh ein eigenes Comic-Denkmal gesetzt. Unzählige weitere Veröffentlichungen untermauerten seinen Erfolgsweg, der bereits in der 1960er Jahren seinen Anfang nahm. Die Arbeit an JUGURTHA entstammt jenem Karrierestart. HERMANN zeigt seine Vielseitigkeit, indem er hier in diesem antiken Historienepos alle Register seines frühen Könnens zieht, denn er entwickelte sich weiter. Hier finden sich noch seine ursprünglichen Gesichtsformen, später hielt eine weitaus größere Variabilität in die Züge der unterschiedlichen Charaktere Einzug.

An der szenischen Gestaltung ist, natürlich auch immer ein Kind der jeweiligen Zeit, in der sie entstanden ist, ein gutes Einfühlungsvermögen für die jeweilige Atmosphäre abzulesen. Wo HERMANN stets brilliert, sei es hier in JUGURTHA oder auch in anderen Szenarien, ist die komplexe dramatische Sequenz. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Action handelt oder eine intrigante Zuspitzung von shakespeareschen Ausmaßen. Getümmel, aufgebrachte Menschen, flehende Blicke und mehr werden ausgewogen auf die Bilder verteilt, teils in Collagen zerkleinert. Das ergibt fast eine Miniaturgeschichte und ein Erzählmerkmal, das selbstverständlich der damals häufigen Erscheinungsform in Comicmagazinen geschuldet ist.

FRANZ (Drappier) war HERMANNS Nachfolger am Zeichenstift. Als Leser merkt man nichts von der Schwere des Erbes, das FRANZ bei der Übernahme des Szenarios gefühlt haben soll. Dem ehemaligen Jockey gelingen großartige Charakterköpfe, die weitaus unterschiedlicher ausfallen als bei seinem Vorgänger HERMANN. Die Wirkung seiner Bilder ist etwas kräftiger. Die illustratorische Verwandtschaft ist zu Kollegen wie JEAN GIRAUD oder GREGORZ ROSINSKI weitaus größer als zu HERMANN.

Nachdem mit den Episoden DER LÖWE DER WÜSTE und DIE MASKE DES KRIEGES der rein historische Teil abgeschlossen ist, lässt JEAN-LUC VERNAL die Vorlage fallen. Die wahrscheinliche Hinrichtung JUGURTHAS durch die römische Republik umgeht JEAN-LUC VERNAL geschickt und schickt den einstigen Thronfolger mit DIE NACHT DER SCORPIONE und DIE VERGESSENE INSEL auf eine Reise ins Ungewisse. Und je weiter die Reise geht, zusammen mit vielen anderen, die abseits des römischen Einflusses ein neues Leben beginnen wollen, umso fantastischer wird es. Hier bieten sich schleichende Vergleiche zur Serie THORGAL an.

Zuerst ein historischer Klassiker, dann zunehmend ein fantastisches Abenteuer. Fast scheint es, als habe JEAN-LUC VERNAL nur darauf gewartet, die historische Fessel abzuwerfen, um seiner Fantasie völlig freien Lauf zu lassen. Gerade durch die sehr ausgefeilte Illustration von FRANZ (Drappier), seinem Hang zu penibler Kleinarbeit (perfekte Pferdeansichten, Kostümentwürfe) ist die zweite Hälfte der ersten Gesamtausgabe hervorragend. 🙂

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Montag, 19. Juni 2017

ELYA – DIE NEBEL VON ASCELTIS 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:10

ELYA - DIE NEBEL VON ASCELTIS 1 - GEBURTHochzeiten unter Fürstenhäusern und königlichen Dynastien haben schon oft den Frieden zwischen Ländern schützen sollen. Nicht immer waren derlei Bemühungen vom sprichwörtlichen Erfolg gekrönt. Lyenn, Tochter des Königs Corween, sollte einst den verfeindeten Druidenherrscher Nordjj ehelichen. Yslain, jüngste Sohn des Königs, hätte sich zähneknirschend mit der Situation abgefunden. Erwal jedoch, der älteste Sohn, wollte seine Schwester schützen und stellte sich gegen den Pakt. Die Heirat wurde durch einen brutalen Verrat abgewendet. Erwal wurde mit seinen Gefolgsleuten zur Strafe in die Verbannung geschickt. Doch nun ist König Corween verstorben und das Schicksal nimmt seinen Lauf …

NICOLAS JARRY hat sich in seiner Autorenkarriere ganz der historischen Szenarien und der Fantasy-Abenteuer gewidmet. In klassischen Sagen findet er seine Inspiration. Andere Figuren und Kreaturen könnten geradewegs dem Universum eines J.R.R. TOLKIEN entsprungen sein. Mit ELYA – DIE NEBEL VON ASCELTIS entfaltet sich eine keltische Atmosphäre. Es könnte auch ein Einblick in die Welt der Pikten sein, gäbe es nicht eindeutige Fantasy-Aspekte, die weit über ein rein historisches Abenteuer hinausgehen.

Die Geburt einer SYLVE markiert den zentralen Höhepunkt und wechselt die Begehrlichkeiten, die zuvor in der Geschichte noch eine wichtige Rolle spielten. NICOLAS JARRY hat sich eine sehr bedeutsame Geburtszeremonie einfallen lassen. Das besitzt einen gruseligen Effekt, macht sehr neugierig und erklärt auch die spätere Funktion eines HERRN FUSHU. Die Entwicklung der SYLVE zeigt bereits in der zweiten Hälfte der ersten Folge von ELYA – DIE NEBEL VON ASCELTIS, welchen erzählerischen Spielraum NICOLAS JARRY durch diese Figur erhält.

GIANLUCA MACONIS Zeichenstil werden alle jene mögen, die mit Comics von Illustratoren wie dem kanadischen Comic-Künstler DJIEF oder dem Mexikaner HUMBERTO RAMOS vertraut sind. Der leicht überzogene Realismus passt zur Fantasy sehr gut. Männer sind oft kernig, kantig, breit, muskulös. Frauen als Hauptakteure sind hübsch, sportlich, Pin-up-tauglich. Auch bei den anderen Charakteristika fahren die Künstler ähnliche Verfahren auf, insbesondere den gestandenen bärtigen Männern, die sofort als erfahren, weise, durchsetzungsstark zu klassifizieren sind. Zwerge sind klassisch rundlich, klein, kompakt, doch besonders interessant wird es bei einer Kreatur wie HERRN FUSHU.

FUSHU ist eine optische Mixtur aus einem Jedi-Lehrer und einem vampirischen Meister, wie er von HUMBERTO RAMOS im Comic CRIMSON zu Papier gebracht wurde. Und ähnlich wie diese erwähnten Figuren tritt auch FUSHU auf. Außerdem entzieht er sich durch dieses Auftreten auch von der ansonsten sehr klassisch bekannten Konstellation der eingesetzten Charaktere. Man könnte sagen, dass mit dem Auftritt dieses einen Charakters ein Wendepunkt einsetzt. Betrachtet man das Bild auf der Rückseite des Albums, auf der FUSHU und die SYLVE gemeinsam abgebildet sind, darf man sich getrost in dieser These bestätigt fühlen.

OLIVIER HEBAN darf als Kolorist nicht unerwähnt bleiben. Mit seiner sehr feinen Farbgebung trägt er sehr stark zum qualitativen Gesamteindruck der Seiten bei. Die Handlung spielt sich hauptsächlich in der freien Natur ab, gewährt Einsichten, die sofort den Gedanken an verzauberte Landschaften entstehen lassen. Hier haben sich GIANLUCA MACONI und NICOLAS JARRY mit ihrer Vorarbeit nicht lumpen lassen. Malerische Brücken, weite Gebirgszüge, heilige Kreise, mystische Wurzelgebilde, düstere Schluchten oder ein hungriges Wolfsrudel sind detailliert koloriert und sorgen für eine Atmosphäre, die keiner weiteren Erzähleruntermalung bedarf.

Spannend, klassisch, mit tollen Wendungen, die mit den Erwartungen der Leser spielen und diese durchkreuzen. Durch das Grafikduo GIANLUCA MACONI (Zeichner) und OLIVIER HEBAN (Kolorist) wird ein fantastisch illustriertes, sehr schönes Leseerlebnis aus dem Fantasy-Auftakt von ELYA. 🙂

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Sonntag, 11. Juni 2017

YIYA 1 – DER SORGENFRESSER

Filed under: Mystery — Michael um 21:36

YIYA 1 - DER SORGENFRESSERDas Mädchen und der junge Mann waren ein gutes Team. Es schien, als habe die kleine Waise vor Jahren den Schiffer und Taucher Rogo selbst ausgewählt. Zuerst fand er sie, dann lief sie ihm nach. ROGO, der selbst keine Familie besaß, sich gelegentliche Zuneigung bei Prostituierten holte, wenn das Geld reichte, nahm das Mädchen und zog sie wie eine Tochter auf. YIYA, so der Name des Mädchens, und Rogo wurden unzertrennlich. Trotz des harten Lebens, immer am Existenzminimum, ging es immer irgendwie vorwärts. Bis eines Tages, während eines Schneesturms, der alte Mann namens SHUN auftauchte und ihr beider Leben eine ungeahnte und unerwartete Wendung nahm.

DANIEL PECQEUR, der Comic-Spezialist für verschiedenste Science-Fiction-Szenarien, tritt dem Leser hier zuerst mit einer teils fast gegenwärtigen (2020), teils dystopischen Sequenz entgegen. Eine Küstenstadt wird von einem Schneesturm heimgesucht. Die Welt erstickt in Schneeflocken, das Meer tost, dennoch haben sich die Menschen mit dem Wetter arrangiert. Das ist wie alles andere, um es gleich vorweg zu nehmen, von VUKASIN GAJIC fantastisch illustriert.

ROGOS Aufgabe besteht im weiteren Verlauf darin, genau bei diesen gezeigten eisigen Temperaturen zu tauchen. Bis dahin wird der Leser von der Atmosphäre derart eingefangen, dass es einen unwillkürlich fröstelt, wenn ROGO in einem klassischen Helmtauchgerät in die immer dunkler werdende Tiefe gleitet. Und dieses finstere Meer ist der Vorbote dessen, was da bald auf YIYA und ROGO zukommt. Dies ist sozusagen der Moment, in dem DANIEL PECQEUR mit seiner Fantasie zuschlägt und der Geschichte einen völlig neuen Dreh gibt. Mehr soll dazu nicht gesagt werden, einzig eine Empfehlung an interessierte Leser, sich das Titelbild genauer anzuschauen.

DER SORGENFRESSER, so der Untertitel des ersten Bands von YIYA, bezeichnet ein Armband, das von dem Mädchen getragen wird. Sieben Figürchen, eines für jeden Tag der Woche, wachen darüber, dass die Sorgen von YIYA über Nacht verschwinden. ROGO hat es ihr geschenkt. Inwieweit dieses Schmuckstück noch eine Rolle spielt, wird der Leser im Verlauf der Handlung entdecken. VUKASIN GAJIC illustriert bis in solche kleinen Kleinigkeiten einen wunderbaren Realismus. Er schafft tolle Individuen. YIYA, ROGO und SHUN besitzen eine schöne Leinwandpräsenz, sofern man in einem Comic von derlei Attributen sprechen kann.

VUKASIN GAJIC übernimmt neben der reinen Zeichnung auch die Kolorierung. Die Farbgebung ist butterweich geraten und findet gerade in nicht alltäglichen Comicszenen ihre Höhepunkte. Die Unterwasserwelt wie auch die Meeresoberfläche bieten eine tolle Stimmung. Die Eindrücke des Winters zur ohnehin schäumenden Oberfläche, später unter Wasser mit einem nahebei kreuzenden Wal vermitteln neben all der Lebensfeindlichkeit auch bedrückende Momente. Das Händchen, das VUKASIN GAJIC hier beweist, findet auch im Verlauf der zunehmend fantastischer werdenden Atmosphäre immer den richtigen Blick, das passende Licht, Farbgebungen und Oberflächen, die von ihm sehr gern sehr fein aufgelöst werden.

Toller Auftakt. Selbst, wenn das Eingangsszenario weiterverfolgt worden wäre und DANIEL PECQUEUR und VUKASIN GAJIC es bei einem herkömmlichen Abenteuer oder auch Drama belassen hätten, stäche es aus der Vielfalt der Comicserien heraus. So kommt mit der weiteren Erzählung, dem mysteriösen Einschlag, noch ein I-Tüpfelchen hinzu. 🙂

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Donnerstag, 08. Juni 2017

CREEPER CREEK 1 – DUNKLE ERINNERUNGEN

Filed under: Horror — Michael um 18:00

CREEPER CREEK 1 - DUNKLE ERINNERUNGENDas ist so eine Sache mit amerikanischen Kleinstädten. Jeder kennt jeden. Geschichten bleiben lange im Gedächtnis der Gemeinde. Dunkle Erinnerungen bei Einzelpersonen hingegen werden gerne verdrängt, ganz weit weg in eine finstere Ecke des Gehirns. Betsy Mahorn besitzt ein solches Verlies, aus dem in Zeiten der Bewusstlosigkeit, im Schlaf grauenhafte Erinnerungen ihren Weg an die Oberfläche suchen. Onkel Chester verspricht ihr, dass sie keine Angst zu haben braucht. Doch instinktiv weiß sie, dass Onkel Chester lügt.

Zitat: Eine Fremde, eine kleine Stadt … Halloween … He, He, alles, was man für einen guten Horrorfilm braucht.

JOEL CALLEDE, Autor von CREEPERS CREEK, kennt besagte Stoffe aus Hollywood. Er wendet die Rezepte solcher Filme wie ein versierter Regisseur an. Denn natürlich genügt eine Fremde allein nicht, Halloween auch nicht, es müssen Tote her, die auf das Konto eines düsteren Mörders gehen. Wie in Slasher-Filmen üblich sterben die Menschen hier scheinbar erste einmal wahllos. Langsam wird dem Leser klar, dass es Geheimnisse in dieser Stadt gibt, die nicht nur Betsy Mahorn betreffen. Die junge Schauspielerin, die in B-Movies auf sich aufmerksam machte, mit Filmen, die einfach nur Klassiker des Horror-Genres nachahmten, wird durch die echte Gefahr an den Rand des Wahnsinns getrieben.

PIETER DENYS illustriert sehr exakt, dokumentarisch, wenn es um die Kulissen, die Gerätschaften aller Art geht, während er bei den Figuren etwas verspielter, runder zu Werke geht, irgendwo zwischen RICHARD CORBEN und TERRY MOORE. PIETER DENYS und HUBERT (Kolorist) gestalten ein CREEPER CREEK, in dem Sonne Mangelware ist und selbst am Tage das Licht vom strömenden Regen verschluckt wird. Ist es zur Tageszeit grünlich schummrig, setzen bei Nacht dunkle Rottöne ein, Lila und die Erinnerungen werden gar von einem kalten blau begleitet. Atmosphärisch ist es also sehr düster. Ein Ausflug in ein Kinoabenteuer von Betsy Mahorn ist geradezu eine heitere Stippvisite, obwohl sehr bald Reißzähne von der Kinoleinwand herableuchten.

Die Geschichte wird auf mehreren Ebenen erzählt. Die Ereignisse, die Betsy Mahorn selbst erlebt, sind nur ein Aspekt. Ihre Alpträume, von den eigenen Erinnerungen gefüttert, sind eine weitere Seite. Die Ereignisse, die ihr Erscheinen in Gang setzt, ohne selbst daran beteiligt zu sein, sind die nächste Sicht auf das Geschehen. So ist es höchst interessant und auch sehr mysteriös, was sich hinter den Kulissen dieses Horrordramas abspielt. Wer verschweigt etwas, wer fordert andere zum Schweigen auf, wer hat etwas gesehen und natürlich, wer ist wie gestorben.

Mörder in Slasher-Szenarien sind oft brutal und auf grausame Weise einfallsreich. Das macht die Anziehungskraft des Genres aus. Die Handlung ausgerechnet an Halloween spielen zu lassen, weckt natürlich Vorahnungen, denn welche Genre-Fans kennen den Klassiker oder wenigstens das Remake dieses Horrorfilms um eines der beliebtesten Feste in den USA nicht? JOEL CALLEDE belässt es jedoch bei dieser einzigen Parallele. Jemanden wie MICHAEL MYERS sucht man hier vergebens. Dafür finden sich eher Anlehnungen in Richtung ICH WEISS, WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST.

JOEL CALLEDE spinnt ein weites Netz aus Geheimnissen rund um die Hauptfigur der Betsy Mahorn. Hier kann jeder der Täter sein. Betsys Erinnerungen und auch ihre Visionen sind gruselig und verstörend. Mit passendem Realismus illustriert reiht sich CREEPY CREEK in die Genrekette seiner Leinwandgeschwister nahtlos ein. Wer es düster mag, spannend, mit Schockmomenten, liegt hier goldrichtig. 🙂

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Montag, 05. Juni 2017

DIE SEUCHE 1 – VALNES

Filed under: Abenteuer — Michael um 15:13

DIE SEUCHE 1 - VALNESEine Krankheit greift um sich und bedroht das Leben. Die Krankheit macht vor keinem Volk Halt. Oldis sterben, Borun holt der Tod und selbst Albinth, noch größere Humanoide, sind betroffen. Von den Brohm, denen alle wohlweißlich aus dem Weg gehen, ist nichts über Todesfälle bekannt. DIE SEUCHE ist ein Mysterium. Obwohl Oldis und Borun einander nur bedingt freundlich gesinnt sind, macht sich ein kleiner Trupp aus beiden Völkern auf die Reise, um eine Lösung zu finden. Dabei gestaltet sich der Anfang des ungewöhnlichen Bündnisses bereits schwierig. Und unterschiedliche Lebensarten helfen kaum, die Abneigungen gegeneinander zu senken.

JEAN-CHARLES GAUDIN macht sich daran, in DIE SEUCHE eine sehr ernsthafte Fantasy-Welt zu gestalten. Einfache Volksgruppen, keine Fürstenhäuser bestimmen das Szenario. Fans des HERRN DER RINGE oder von GAME OF TRHONES werden die großen Intrigen hier vergeblich suchen. Vielmehr versuchen hier die bäuerlich lebenden OLDIS (menschenähnlich) und die BORUN (elfenartig) ein gemeinsames Auskommen zu finden. Abgesehen von einer groben äußerlichen Ähnlichkeit haben die Volksgruppen hier wenig mit den weitaus bekannteren Fantasy-Szenarien gemein.

Die OLDIS leben infolge eines deutlichen Frauenüberschusses in einer Art Matriarchat. Die BORUN sind kriegerischer ausgerichtet. Natürlich findet sich einem ländlichen Szenario auch die Pracht von Burgen oder gar königlichen Höfen nicht. FREDERIC PEYNET, Zeichner und Kolorist in einer Person, arbeitet entsprechend an einer der unseren ausgerichteten Flora und einer teils fremdartigeren Tierwelt, um die Unterschiede zur echten Welt zu verdeutlichen. Die bevorzugten Reittiere, Telnaks, pferdeähnlich, mit wölfischen Einflüssen, scheinen bewusst an reale Vorbilder angelehnt. Genauso hält es JEAN-CHARLES GAUDIN mit der Beschreibung unterschiedlicher Kulturen und ihrer Eigenarten, die sich in der einen oder anderen Form tatsächlich finden lässt, nur nicht in dieser Mixtur.

Es lässt den Leser schnell nah an die Kulturen und die einzelnen Charaktere heran. Zuallererst natürlich an VALNES, die ihren Namen auch gleich als Untertitel der ersten Folge dieser Trilogie hergibt und auf dem Titelbild abgebildet ist. Stellvertretend für den Leser, der diese Welt mit unwissenden Augen betritt, begleitet der Junge JAUTRY die Reisenden. JAUTRY hat bereits zwei Brüder durch DIE SEUCHE verloren. Er besitzt jugendliches Ungestüm, Neugier und zweifelsohne auch ein gewisses Maß an Naivität und Unvorsichtigkeit. Traurigkeit und Zorn gerade über den Verlust des jüngsten Bruders treiben ihn an, eine Antwort nach dem Ursprung der mysteriösen Krankheit zu finden.

Der kleinwüchsige und alte KALIAM, ein Borun, ist für den Leser eine weitere wichtige Identifikationsfigur. Er ist die Stimme der Vernunft, wenngleich er nicht alles weiß, ist er jedoch stets bemüht, alles zu verstehen und einer unvoreingenommenen Neugier eine Chance zu geben. FREDERIC PEYNET arbeitet die Besonderheiten einer jeden Figur, auch jeder Volksgruppe einfach und leicht heraus, erinnert so ein wenig an LEO. Die Kolorierung ist sehr natürlich, ebenfalls leicht und weich, aquarellartig und sehr plastisch. Blau, grüne Farbtöne, Ocker oder Braun, teils herbstliche Farbtöne dominieren eine sehr feine, einladend gemalte Landschaft. PEYNET schafft mit seinen Bildern eine tolle Atmosphäre.

Ein Rätsel buchstäblich um Leben und Tod gilt es hier von einer Gruppe zu lösen, die sich zwangweise zusammenfindet und sehr bald zusammenraufen muss, will sie dieses Abenteuer überleben, ehe die Antwort parat ist. Ein schönes Fantasy-Szenario, in seiner Gesamtheit, aber auch auf jeder Seite stimmig erzählt und illustriert. Leser, die Fantasy mit mittelalterlichem Ambiente mögen, werden hier fündig. 🙂

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