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Comic Blog


Freitag, 27. Januar 2017

GOLDEN CITY 10 – NIEDRIGE ERDUMLAUFBAHN

Filed under: SciFi — Michael um 16:43

GOLDEN CITY 10 - NIEDRIGE ERDUMLAUFBAHNGOLDEN CITY, die schwimmende Stadt der Reichen und Mächtigen dieser Erde ist vor geraumer Zeit einem Attentat zum Opfer gefallen. Die gigantische Konstruktion ging mit Mann und Maus unter Wasser verloren. Für die finanzielle Elite der Welt muss ein neuer Rückzugsort her. Deshalb startet die neue GOLDEN CITY ins All. Von dieser Maßnahme erhoffen sich die Verantwortlichen eine erhöhte Sicherheit des Projekts. Bislang haben sie Glück mit ihrer Planung. Aber eine kleine Hürde gibt es dennoch. Harrison Banks, der Vorstandsvorsitzende, ist seit ähnlich langer Zeit verschwunden wie die erste GOLDEN CITY. Entgegen aller Erwartungen lebt er noch. Noch … denn er ist einigen der Mächtigen im Weg.

Das GOLDEN-CITY-Team startet einen neuen Zyklus. Während die neue Stadt im Weltraum schwebt, sieht es auf der Erde auch für den Augenblick rosig aus. Es ist eine kleine zusammengewürfelte Familie, die sich ein bescheidenes, schönes Heim am Meer geschaffen hat. Apple, Mifa, Solo, Kumiko und der Pelikan Nikos geraten mit dem Gesetz in Konflikt, als sich herausstellt, dass das Küstengebiet, auf dem sie leben, bald verkauft wird und sie fortziehen sollen. Autor Daniel Pecqueur schafft so in der 10. Episode von GOLDEN CITY eine Ausgangssituation, die kein Vorwissen der bisherigen Serie benötigt.

Das Auftreten weiterer Figuren, bekannte wie unbekannte, ist ebenfalls selbsterklärend. Der Handlungsbogen ist straff, spannend erzählt und mit den beiden Figuren Kumiko und Nikos mit klasse Sympathiefiguren versehen. Denn Daniel Pecqueur verlässt sich nicht allein auf Technik, Gauner und halbwüchsige Helden. Mit dem Pelikan Nikos hat er ein As im Ärmel. Der Vogel ist nicht nur (sehr realistisch, wie alles andere auch) als Sympathieträger gezeichnet, er weist auch eine für die Vogelart erhöhte Intelligenz auf. Ohne zuviel zu verraten, darf gesagt sein, dass Nikos zu einem wichtigen Baustein des vorliegenden Abenteuers wird.

Nicolas Malfin und Pierre Schelle bilden ein eingespieltes Grafikteam. Man kann grundsätzlich im Medium Comic erkennen, wie sehr eine gute Zusammenarbeit verschiedener Comic-Künstler über einen längeren Zeitraum zu überdurchschnittlich perfekten Ergebnissen führt. Malfin und Schelle können hier einige Gegensätze illustrieren, die vor allem durch ihre zeitliche Nähe zu Spannungen führen.

Leben die Jugendlichen an der Küste vergleichsweise paradiesisch, sieht es in den Städten ganz anders aus. Das relativ unschuldige Dasein von Apple und seinen Freunden könnte nicht gegensätzlicher zu den Unterhaltungsformen der Erwachsenen im Inland sein. Gleichzeitig erfährt der Leser an anderer Stelle, wie es um einen großen Teil des Rests der Menschheit bestellt ist. Das ist optisch auf jeder Seite ein Hingucker, ob es nun menschelt, actionlastig oder ganz einfach eine besondere Atmosphäre hergestellt wird.

Fans der Reihe werden sich auf ein Weidersehen mit alten Bekannten (und Feinden) freuen können. Wer noch keine Kenntnisse besitzt, findet im Aufbau der Geschichte einen guten Einstieg vor, auch dank der neuen GOLDEN CITY, die durch ihre NIEDRIGE ERDUMLAUFBAHN vollkommen andere Möglichkeiten künftiger Fortsetzungen bietet. Grafisch verfährt GOLDEN CITY dank Zeichner Nicolas Malfin und Kolorist Pierre Schelle weiter in der gewohnt glasklaren, sauberen Technik. Vor allem durch Schelle entstehen Bilder von einer sonnendurchfluteten Welt. Tolles Science-Fiction-Abenteuer! 🙂

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Dienstag, 24. Januar 2017

HELLBOY 15 – DIE TODESKARTE

Filed under: Mystery — Michael um 18:36

HELLBOY 15 - DIE TODESKARTEEtwas Böses kommt. Es wahr so groß wie HELLBOY, aber sein Hass hat es wachsen lassen. Ein vom Zorn aufgeblähter Riese walzt durch die Hölle. HELLBOY soll dabei helfen, dem Monster eine Falle zu stellen. Um sie herum bricht die Welt in Stücke, dennoch pirscht sich das Monster heran, während HELLBOY auf es einprügelt, aber keinen nennenswerten Erfolg damit erzielt. Kacke! So lautet HELLBOYS Fluch, wenn es mal wieder nicht so läuft, wie er sich das vorgestellt hat. Nun könnte es sogar seine letzte Aussage werden … die allerletzte.

HELLBOY ist tot und in der Hölle. Das bedeutet aber nicht, dass er untätig ist. Keineswegs, denn einige haben mit HELLBOY noch eine Rechnung offen und da gerade in der Hölle alles drunter und drüber geht, scheint die Gelegenheit für Rache günstig zu sein. Was ist die Hölle? Mike Mignola hat auch in BALTIMORE mit diesem Thema gespielt, aber extremer ist es noch in HELLBOY, denn mittlerweile ist der Höllenjunge vor Ort angelangt. Die Hölle ist anscheinend zu einem guten Teil das, was man mit sich nimmt. Seltsamerweise oder auch glücklicherweise, das ist sicherlich Ansichtssache, findet der knallrote Krieger in dieser Endstation ebenfalls ein paar Freunde.

Kann man in der Hölle noch einmal sterben? Leiden ist auf jeden Fall eine Option. Auch HELLBOY bleibt davon nicht ausgenommen. Er hat vieles bewerkstelligt, was so mancher Dämon für unmöglich hielt, aber auch HELLBOY hat seine körperlichen Grenzen. Mike Mignola, HELLBOYS Erfinder, führt die lange Saga zu einem rauschhaften Ende. Schon lange versteht sich Mignola auf eine verwunschene Fantastik, die abseits des Mystery-Mainstreams verl?uft. Grafisch und atmosphärisch verfährt er dabei in einer Mischung aus gewucherten und nun in sich zusammenbrechenden Städten, verschwommenen Küstenlinien, einer Nacht, die nicht so recht dunkel werden mag und einem Winter, der sich nicht herantraut.

Mike Mignola gehört zu den den Zeichnern, die, nachdem sie einmal ihre Stilistik gefunden haben, sich über die Jahre hinweg treu geblieben sind. Da hat sicherlich da eine oder andere Feilen stattgefunden, insgesamt aber stehen optisch frühe HELLBOYS gleichberechtigt neben den späteren Ausgaben. Aufgrund des grafischen Erfolges haben sich auch andere Comic-Künstler in diese Richtung gewagt. Und sind gescheitert. Nur Mignola ist das Original. Warum das so ist, zeigt er hier eindrucksvoll. Denn Mignolas Welten würden nicht so in der Erinnerung haften bleiben, wären sie realistischer gezeigt. Die Grafik verlangt vom Leser ein Eintauchen in eine hart linierte Traumwelt.

Abstraktion wird hier groß geschrieben, sehr groß sogar, derart groß, dass abstrakt malende Künstler sich hier eine Scheibe abschneiden können. Früh hat Mike Mignola die Reduzierung perfektioniert und zu einem wichtigen Teil der Erzählung gemacht. Es ist vergleichbar mit manchem Puppentheater. Niemand mag die Mimik einer Marionette sehen können, aber jeder wird sich hinterher erinnern können, dass es eine gab.

So entstehen in dieser Welt Sequenzen, wie sie träumerischer kaum sein könnten, einem Blick mit nach innen gerichteten Augen nachempfunden. Es ist eine Art Odysee, die HELLBOY hier durchmacht. Kraftlos, verbraucht, mit grauer Haut, später wieder rötlich, allein im finsteren Wald, im Kampf gegen Dämonen, teil gigantischen Mutationen oder bei der Begegnung mit seiner Ex.

Ein echter HELLBOY. Mit einer ganz eigenen Mythologie aufgebaut, düster lässig erzählt, kantig minimalisiert abgebildet und insgesamt einzigartig in seiner Machart. Mike Mignola hat das Comic-Mystery-Genre mit HELLBOY geprägt und nun grandios (einen Teil der Saga) zum Abschluss gebracht. 🙂

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Freitag, 20. Januar 2017

WONDERBALL – 2. PHANTOM

Filed under: Thriller — Michael um 16:51

WONDERBALL - 2. PHANTOMBei der Beerdigung eines guten Freundes zugegen sein und gleichzeitig verdächtigt zu werden, diesen umgebracht zu haben. Inspektor Spadaccini, genannt WONDERBALL, hat es im Augenblick nicht leicht. Vor seinen Augen wurde ein Serienkiller im Vernehmungszimmer ermordet. Und er möchte gerade nichts lieber, als die Brocken einfach hinzuschmeißen. Andererseits lassen ihm die Umstände keine andere Wahl, als sich gegen seine Verfolger zu wehren, denn nicht nur die Polizei hat ein Interesse daran, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Völlig unerwartet schlägt sich ein Unbekannter auf WONDERBALLS Seite. Das Phantom.

Zurück auf den Straßen von San Francisco. Ein Bogen deutet in die weite Welt, hin zu einer riesigen Verschwörung. Aber die Puzzleteile sind noch weit verstreut. Die Autoren Fred Duval und Jean-Pierre Pecau (sowie Fred Blanchard) nutzen die kontinentale Weite eines Staates und schicken WONDERBALL von der ehemalig vergleichsweise beschaulichen Flower-Power-Hauptstadt ins rötlich staubige Nevada, mitten hinein in eine lebensfeindliche Wüste. Abseits von Las Vegas warten Antworten und noch viel mehr Fragen.

Die Autoren bleiben nicht grundsätzlich neben WONDERBALL, sondern sie eröffnen Nebenstränge, wo sich vielleicht neue Freunde für den Cop finden werden. Allerdings vergessen sie auch seine Feinde nicht und so dar beobachtet werden, wie sich die Schlinge um den Inspektor langsam schließt. Ein perfekter Thriller, denn bis vor kurz bleibt offen, ob WONDERBALL es schaffen wird, der Fall zu entgehen, oder eben nicht. Die Erzählung bietet die Grundlage für das Flair der frühen 1980er und einen jener Kriminalfälle, als Ermittlungen noch viel Lauferei bedeuteten und Technik nur eine vage Rolle spielte. Das Silicon Valley ist für Spadaccini eine Heimstatt für schraubende Hippies und keine Brutstätte der Zukunft.

Comic-Künstler und Westernexperte Colin Wilson ist zurück in der Wüste. Superlative und Leere liegen nah beieinander. Das vergangene San Francisco, überhaupt die Vergänglichkeit bietet Colin Wilson schöne Gestaltungsmöglichkeiten (Stichworte: Friedhof, Abbruchhalde), aber so richtig ins Element kommt er in der Wüste und später in einem von Gott verlassenen Örtchen namens Sunlake City. Colin Wilson macht das daraus ein fein gestaltetes Relikt, eine moderne Geisterstadt, manchmal überlagert von Rückblicken einer lebenswerten Umgebung.

Rückblickend hin zu den Klassikern. SciFi-Fans entdecken Anklänge von Clockwork Orange ebenso wie das heiter unbeschwerte Lebensgefühl der Eloi aus Die Zeitmaschine (natürlich dem Original) und ein ruinöses Danach. Colin Wilson ist ein höchst akkurat arbeitender Zeichner, dessen hart wirkenden Figuren für harte Szenarien wie dieses bestens geeignet sind. Denn hart war es bereits im ersten Teil und auch der zweite Teil setzt entsprechende Spitzen. Darüber hinaus wird nichts abstrahiert. Die Ausarbeitung der Bilder bis in die Hintergründe hinein ist extrem ausgesucht. Es soll amerikanisch aussehen. Harley Davidson, Bibliothek, Trucks, Diner … es fehlt an nichts für die perfekte Atmosphäre.

Von einem Perfektionisten illustriert, von Kennern des amerikanischen Krimigenres erzählt. Der zweite Band von WONDERBALL lässt einen stimmungsvollen Zeitabschnitt aufleben. Ein Thriller, der dank seiner klassischen Hauptfigur sehr gut zum Mitfiebern geeignet ist. 🙂

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Dienstag, 17. Januar 2017

MEZOLITH 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 10:17

MEZOLITH 2Der Winter neigt sich dem Ende zu. Das Lager wird abgebrochen. Habseligkeiten, die nicht mitgenommen werden können, werden verbrannt. Zu dumm, dass durch das Feuer eine Bärin ganz in der Nähe zu früh aus ihrem Winterschlaf geweckt wird. Poika und seine beiden Freunde, Haken und Glatze, alle drei auf ihre Art gesundheitlich angeschlagen, versuchen der rasenden Bärin zu entkommen, die von Rauch und Flammen bitter gereizt wird. Ob der eine Mensch nur noch eine Hand besitzt, der nächste alt ist oder der Junge hinkt und somit harmlos, ist für sie uninteressant. Aber Poika, der Junge, mag nicht mehr so schnell wie andere sein, dafür ist er schlau und findet einen Ausweg.

Ben Haggarty und Adam Brockbank setzen ihre tolle Saga aus der Steinzeit fort. An der Seite des Jungen Poika erfährt der Leser nicht nur vieles aus dem Leben eines Stammes, er taucht auch tief in die (erfundenen) Mythen und Märchen jener Tage ein. Der zweite Band von MEZOLITH besticht, mehr noch als der erste Teil, durch seine enorme Lebendigkeit. Poikas Stamm, die Kansa, durchstreift vor 10000 Jahren die östlichen Küsten Großbritanniens. Die Vielfalt des Lebens in jener Zeit wird reich erzählt. Es ist ein durchweg gefahrvolles Leben.

Die Mythen erklären das Leben. Mal gruselig, mal schön, verträumt oder ulkig werden die Märchen und Sagen Kindern erzählt, Pubertierenden auf dem Weg in die Welt der Erwachsenen, wenn sie kurz davor stehen, sich einen Partner zu wählen. Es sind Episoden in Episoden und kaum besser könnte die Gedankenwelt der Kansa gezeigt werden. Mut wird nicht immer belohnt, wiegt aber deutlich mehr als Hochmut, der einen am Ende zur Lächerlichkeit verdammt. Märchen haben eine Moral und ein (größtenteils) gutes Ende. Aber diese Mythen sind nicht alles. Die Natur findet mehr Schnittstellen zu diesen Menschen, als es heute der Fall ist.

Poika steht am Scheideweg. Er will noch nicht erwachsen sein. Er hat ein großes Herz und einen wunderbaren Instinkt für die Wunder der Natur. Er muss feststellen, dass nicht alle, eigentlich nur wenige, seine Sicht auf die Umgebung teilen. Eine Entdeckung hätte er besser verheimlicht, so führt sie am Ende in ein, aus heutiger Sicht, furchtbares Ereignis. Für ihn ist es grauenhaft, für andere aus seinem Stamm ein Segen. In jeder Episode, in dieser ganz besonders, steckt eine spürbare Eindringlichkeit. Ben Haggarty gelingt es, grundlegende Verhaltensweisen, menschliche Probleme in einer Steinzeitgesellschaft aufzuzeigen, die zigtausende Jahre später immer noch existent sind.

Adam Brockbank erschafft Bilder, die tatsächlich wie kleine Fenster zur Vergangenheit wirken. Wer eine BBC-Dokumentation über längst vergangene Zeitalter gesehen hat, wird den Vergleich verstehen. Aus der realistischen Umsetzung der Ansichten entsteht eine ungeheure Spannung. Adam Brockbank, der aus dem Filmgeschäft kommt, arbeitet gekonnt mit Blickwinkeln. So wird es aus dem Alltagsleben der Kansa, der Jagd, dem Fischfang, dem Abbruch eines Lagers oder auch einer Beisetzung auf dem Wasser ein optisches Erlebnis.

Hände greifen unter Wasser nach einem Fisch, ein eingewickelter Leichnam mit sorgsam mit Blumen geschmückt. In einem einleitenden Gruselmärchen greifen Eiskannibalen an. Das ist die Abteilung für Hartgesottene, während bei den vielen anderen Episoden weltlichere oder zumindest für Leib und Leben verträglichere T?ne angeschlagen werden. Grafisch ist es Adam Brockbank gelungen, Figuren und Gesichter zu erschaffen, für die man dank der hervorragenden Schilderung von Ben Haggarty Sympathien oder Abneigungen entwickelt. Das schaffen nur wenige Graphic Novels.

Grandiose Fortsetzung, tolles Thema, faszinierend und spannend erzählt, für eine Comic-Reihe überragend illustriert. Für Freunde fantastischer Themen ebenso geeignet wie für jene, die einen umwerfend guten Blick auf das Leben längst vergangener Naturvölker werfen möchten, um zu sehen, wie es gewesen sein könnte. 🙂

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Freitag, 13. Januar 2017

LEBEN UND TOD 1 – PREDATOR

Filed under: SciFi — Michael um 17:49

LEBEN UND TOD 1 - PREDATORDer Konzern Wayland-Yutani hat ein großes Interesse daran, dass seine Investitionen gewahrt bleiben und keine unerlaubten Schürfarbeiten auf seinen Planeten stattfinden. Leider ist das All immens groß und unerkannt können kleine Trupps dort für das schnelle Geld anrücken. Es sei denn, der Konzern fordert die Marines an, die Eigentumsrechte zu schützen. Auf dem Planeten Tartarus gelandet, soll ein Trupp der Elitesoldaten nach dem Rechten schauen. Ein Konzernvertreter begleitet sie als Beobachter. Man glaubt sich auf einer Routinemission. Als die ersten drei Soldaten verschwinden, werden die Marines vorsichtiger, aber sie ahnen nicht, welcher Gegner sie im Dschungel erwartet …

PREDATOREN sind sehr feige Jäger. Das wird im ersten Band eines weiteren Crossovers mit dem Titel LEBEN UND TOD wieder einmal deutlich. Nach FEUER UND STEIN treffen besagte außerirdische Jäger, im weiteren Verlauf ALIENS und die Ingenieure aus PROMETHEUS auf die Menschen. Ein PREDATOR schleicht sich gerne im Schutz seiner Tarnung an, agiert aus dem Hinterhalt, durchbohrt gerne den Rücken des Gegners überraschend oder schießt aus der Deckung. Sieht das Opfer (wenn überhaupt) die drei roten Punkte des Ziellasers auf seinem Körper, ist es längst zu spät. Autor Dan Abnett lässt kein gutes Haar an dieser überlegenen Spezies, die aus reinem Vergnügen tötet.

Natürlich kann ein PREDATOR auch anders. Es gab durchaus Auftritte von Charakteren, die einer Art von Ehrenkodex folgten und auch den Kampf mit einem stärkeren Feind nicht scheuten. 43 Jahre nach ALIENS, dem Kinoblockbuster von James Cameron, und ein Jahr nach den Ereignissen von FEUER UND STEIN landet wieder ein Trupp Marines auf einem fremden Planeten. Sie finden ein unbekanntes Raumschiff. Und sie werden bereits erwartet. Dan Abnett unterwirft sich den Spielregeln, denen sich andere Menschen bereits in den ALIEN-Streifen, in PROMETHEUS, in PVA oder PREDATORS unterwerfen mussten. Der Feind muss erst einmal entdeckt, grob eingeschätzt, dann bekämpft werden.

Dieses Mal ist es Krieg! Die Menschen haben gelernt. Der Erkennungsprozess verläuft zügiger, ein Schlachtplan ist flott bei der Hand, eine grundsätzliche Angst wird beiseite gefegt. Dan Abnett lässt hier schließlich zwei im Kampf versierte Spezies aufeinander los. Das erinnert natürlich an bisherige Verfilmungen. Insgesamt treten die Marines professionell auf, auf ein oder zwei Großmäuler konnte trotzdem nicht verzichtet werden. Solche Spaßbolzen gab es auch in ALIENS. Wer dem Tod beruflich ins Auge blickt, entwickelt wohl einen sehr besonderen Humor.

Brian Albert Thies arbeitet mit einem robusten, flotten, manchmal ruppig wirkenden Zeichenstil. Kollegen wie Alex Maleev oder erst recht Sean Phillips (SLEEPER) sind Vertreter dieser grafische Ausrichtung, die für einen zügigen Lesefluss bürgt. In Vorzeichnungen sind die Bilder solcher Künstler meist fragiler, getuscht werden sie gerne mit teils fetten Strichen, was letztlich zu einer optischen Explosion auf dem Papier wird. Je nach Szene kämen die Bilder vom SciFi-versierten Brian Albert Thies auch ohne Farbe aus.

Ein SciFi-Actionkracher! Im Auftaktgeschehen von LEBEN UND TOD findet sich perfekt der Titel thematisiert. Beide Seiten kämpfen schließlich auf Augenhöhe um ihr Überleben. Geradeaus, knallhart, für Fans des ALIENS-Universums! 🙂

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Mittwoch, 11. Januar 2017

MANIFEST DESTINY – Band 3

Filed under: Horror — Michael um 16:36

MANIFEST DESSTINY - Band 3 - CHIROPTERA & CARNIFORMAVESDie Männer im Tross von Captain Lewis und Lieutenant Clark sind kaum freiwillig bei der Gruppe. Entweder sind sie Soldaten oder Gefangene, die eine Expedition ins Niemandsland einer echten Strafe vorgezogen haben. So dachten sie es sich jedenfalls. Inzwischen sind einige Männer gestorben. Und das Land könnte ihnen allen jederzeit weitere Verluste abtrotzen. Als sie innerhalb der Gruppe die größten Schwierigkeiten haben, begegnet ihnen ein seltsames Volk, seltsamer noch als die Wesen und Krankheiten, die ihnen bisher das Leben schwer machten. Ein weiterer Bogen steht in der Landschaft. Natürlich müssen sie ihn erkunden. Wider aller Erwartung erhalten sie einen Hinweis auf die Bedeutung dieser Objekte …

Die waghalsige und wahnsinnige Expedition geht weiter. Captain Meriwether Lewis und Lieutenant William Clark, zwei sehr unterschiedliche Männer, sind mittlerweile zusammengeschweißt auf Gedeih und Verderb in einem lebensfeindlichen Land. So hat man den nordamerikanischen Kontinent noch nie gesehen. In der dritten Folge mit dem Untertitel CHIROPTERA & CARNIFORMAVES weiß das Duo aus Erzähler Chris Dingess und Matthew Roberts mit neuen Einzelheiten dieser merkwürdigen Wildnis zu überraschen.

Verschiedenste Genrespielarten finden sich hier angedeutet, unterschiedlichste neue Ideen wurden von Dingess und Roberts umgesetzt. Pocahontas trifft Hanna, Howard the Duck trifft die Ewoks und ganz nebenbei findet man sich mitten in einem Abenteuerepos wieder. Das Titelbild bietet sich eine grobe Übersicht der Hauptfiguren und der besonderen Ereignisse. Rückschlüsse lassen sich im Vorfeld kaum ziehen, erst hinterher erwachen hier die Aha-Momente.

Die Grafik von Matthew Roberts ist toll, im Zusammenspiel mit seinem Team, den Tuschern und dem Koloristen Owen Gieni entsteht eine Kintoppoptik, die gerne von einseitigen Bildern durchbrochen wird, ganz besonders dann, wenn sich eine spezielle Wendung ankündigt. Roberts schafft hier ein paar Figuren, die nicht nur gruselig sind. Das herausstechende Horrormonster dieser Ausgabe sucht sicherlich eine eigene Gattungsbezeichnung und wurde in dieser Form noch nirgendwo gesehen. Neben einem Brutalitätslevel, der eine Leseempfehlung ab 16 Jahren wirklich sinnvoll macht, kommt der Einfallsreichtum einer Gedankenwelt von H.R. Giger recht nah.

Moral? Ja, auf jeden Fall! Selten wird im Horrorgenre ein moralischer Aspekt derart herausgearbeitet. So manche Figur erlebt hier ihren Wandel, hervorzuheben hier ist der junge Collins, der sich seinen Respekt redlich verdient. Aber Respekt ist eine Sache, die Ziele der Reise und eine grundlegende menschliche Moral eine ganz andere. Chris Dingess hat in den ersten beiden Bänden noch nie so böse erzählt und er lässt keinen Zweifel daran, dass die Grenzen zwischen Mensch und Monster schmal sind und Äußerlichkeiten noch lange keinen Hinweis auf einen wahren emotionalen Kern geben.

Comiczeichnungen auf hohem Niveau, ein schön frisches Horrorszenario, in dem alles möglich ist dank der beiden Kreativköpfe. Zudem eine bitterböse dritte Episode. So geistreich kann Horror sein. Klasse! 🙂

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Samstag, 07. Januar 2017

DER ROTE KORSAR – Gesamtausgabe 8

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:04

DER ROTE KORSAR - Gesamtausgabe 8 - DIE INSEL DER VERLORENEN SCHIFFECaroline de Muratore, Erbin des Herzogtums Mantua, wurde entführt und befindet sich auf dem Weg in den Harem des türkischen Sultans. Für Rick, den Sohn des ROTEN KORSAREN, ist es zu einer persönlichen Mission geworden, die junge Frau zu retten, die nichts von ihrer Abstammung ahnt. Aber je weiter sich die Korsaren auf dem vorzüglichen Schiff des Schreckens der Weltmeere, dem Schwarzen Falken, in türkische Gewässer gewagt haben, desto größer sind die Gefahren geworden und desto wahrscheinlicher ist es den Kampf gegen eine Übermacht zu verlieren. Mit Raffinesse und Kaltblütigkeit wagen Vater und Sohn nicht nur den Vorstoß ins Herz des Feindeslandes, sondern auch eine tollkühne Flucht.

In der 8. Gesamtausgabe der Serie um den ROTEN KORSAREN sind zwei Abenteuer versammelt. Ein ebenfalls albenstarker redaktioneller Teil rundet den Band mit vielen interessanten Hintergrundinformationen ab. Man kann unbestritten behaupten, dass hier ein Blick auf die goldenen Zeiten des Comics geworfen wird (ohne dabei den entsprechend englischen Begriff zu bemühen). Entscheidung am Bosporus und Die Insel der verlorenen Schiffe lauten die beiden Titel der hier enthaltenen Alben. Für Jean-Michel Charlier waren die Weltmeere eine einzige große Erzählerspielwiese, wofür die beiden Geschichten exemplarisch stehen.

Vom Marmarameer hin zu den tiefen Gewässern vor Mittelamerika. Unterschiedlicher könnten die Orte auf dem Globus kaum sein, ebenso die Ziele der jeweiligen Abenteuer. Hier geht es um die Befreiung einer jungen Frau, völlig selbstlos. Dort geht es um Reichtümer, die den Männern den Verstand vernebeln und alles auf eine Karte setzen lassen. Comic-Künstler sind hier Jije, alias Joseph Gillain, der zusammen mit seinem Sohn, Künstlername Lorg, die Arbeiten am ROTEN KORSAREN übernommen hat.

Jije konnte vor allem mit der sehr langlebigen Western-Serie Jerry Spring einem breiten Publikum vorgestellt werden. Darüber hinaus zeichnete er auch für Tanguy und Laverdure, Leutnant Blueberry und viele andere Serien. Grafisch reiht er sich in die Generation von Künstlern wie Victor Hubinon, Hugo Pratt oder Albert Uderzo ein.

Weniger exakt als Hubinon, ähnlich verspielt wie Udero, nicht ganz so wild wie Pratt. Satte Striche, teils wie impulsiv hingeworfen, deuten dem Leser einen Künstler an, der ohne Farbe, falls gewünscht, auskommen konnte und dem allein Schwarzweiß genügte. Zugunsten einer nostalgischen Kolorierung sind bei seinen KORSAREN-Arbeiten nur selten dramatische Licht-Schattenspiele zu sehen. Sein Sohn Lorg übernimmt den Stil des Vaters nahtlos und perfekt.

Kinoplakate für den ROTEN KORSAREN. Der Illustrator Yves Thos gestaltete für die Serie Titelbilder, die sich sofort in den Reigen der Kinoplakate der starken alten Piratenfilme einreihen können. Meist befindet sich eine tragende Figur im Vordergrund, eine Art Szenencollage bildet den Hintergrund oder die Kulisse. Yves Thos geht sogar so weit, den jüngst 100jährig gewordenen Kirk Douglas 1971 auf einem Titelbild als Statist zu verewigen. Patrice Pellerin und Victor Hubinon vervollständigen die tolle Übersicht der mehrseitigen Titelbildgalerie.

Comic-Unterhaltung und Comic-Historie in einem. Reihen wie DER ROTE KORSAR sind zweifellos Meilensteine und Ausgaben wie diese verdeutlichen die Arbeit, die hinter solchen Projekten stecken. Gleichzeitig geben sie darüber Aufschluss, welche und wie viele Komponenten für einen derart langlebigen Erfolg einer Reihe gebündelt werden müssen. 🙂

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Freitag, 06. Januar 2017

BATMAN – THE KILLING JOKE

Filed under: Comics im Film — Michael um 10:43

BATMAN - THE KILLING JOKEBATGIRL, alias Barbara Gordon, bewundert BATMAN nicht nur. Aus der Bewunderung für den Dunklen Ritter ist mehr geworden. Aber sie hält sich zurück, versucht ihre wahren Gefühle nicht zu zeigen. Gleichzeitig macht ihr BATMAN immer wieder deutlich, wie weit sie mit ihrem Können hinter ihm zurückhängt, wie impulsiv sie noch ist. Barbara ist jung, sie nimmt es mit gefährlichen Gangstern auf und gewinnt. Es läuft doch alles richtig? Oder etwa nicht? Bis eines Tages etwas geschieht, das alles für sie ändert und den Mitternachtsdetektiven an eine nie gekannte Grenze treibt.

THE KILLING JOKE gehört zu den Graphic Novels aus dem DC-Universum, die im Meer der Comic-Erscheinungen rund um BATMAN ziemliche Aufmerksamkeit erregt haben. Im Umfeld der Superhelden kommt es selten zu Todesfällen, aber falls sie doch geschehen und sich die Autoren entschließen, eine Figur aus dem breit gefächerten DC-Universum zu entfernen, wird es regelrecht zelebriert. Ein bekanntes Beispiel ist SUPERMAN (der kam natürlich zurück). Eine Behinderung, eine Wandlung einer Figur, so wie es in THE KILLING JOKE mit Barbara Gordon, der Tochter des Polizeichefs und gleichzeitigem BATGIRL, geschah, ist eine weitere Ausnahmesituation.

Der Comic-Fan weiß, dass aus BATGIRL im weiteren Verlauf ORACLE wurde, die durch Hightech zu einer besonderen Mitstreiterin im BATMAN-Team heranwuchs. Der Stein des Anstosses zur Veränderung kommt ohne jegliche Vorwarnung. Das ist für Comic-Verhältnisse erschreckend brutal und ein weiterer Grund für die Bekanntheit der Geschichte von Comic-Starautor Alan Moore, deren Drehbuchadaption vom nicht minder bekannten Brian Azzarello verfasst wurde.

Die Zeichentrickfilmumsetzung reiht sich in eine Serie von Produktionen der letzten Jahre ein, die sich Höhepunkte aus dem DC-Universum herauspickt. So ist die Optik den realistischen Bildern der Graphic Novel angelehnt. Besonders bekannte Grafiken hat man versucht in speziellen Szenen herauszustellen. Der Realismus ist in der Nähe von herkömmlichen Serien-Animes angesiedelt, Bewegungen der Figuren finden sich ebenfalls auf dem Level wieder. Bei Fahrzeugen und deren Animation wird inzwischen gerne auf Computeranimationen zurückgegriffen. Das funktioniert weitaus flüssiger und setzt perspektivischen Wechseln weniger Grenzen.

Stimmlich können sich Fans von BATMAN: THE ANIMATED SERIES auf ein Wiederhören freuen. Im Original sind Kevin Conroy (Batman) und Mark Hamill (Mr Luke Skywalker als Joker) dabei. Aber auch die deutschen Stimmen sind prächtig besetzt. Eberhard Haar gelingt es seit den 1990er Jahren der Zeichentrickversion des Dunklen Ritters ein tolles sowie lebensechtes Profil zu geben. Hier muss es keinerlei Tonverfälschung unter der Maske geben. Die Stimme von Eberhard Haar ist respekteinflößend genug. Thorsten Michaelis gibt den Joker wunderbar irre. Den versierten Synchronsprecher kennt der Cineast als Stimme von Sean Bean oder Wesley Snipes. Hörspielfreunde kommen seit zig Jahren kaum an ihm vorbei.

Eine feine Umsetzung der Vorlage von Alan Moore, etwas freaky, aber wer andere Werke von Alan Moore wie Watchmen oder die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen kennt, wird kaum überrascht sein. Ein solider Superheldenzeichentrickfilm, der seine Figuren sehr ernst nimmt und dessen Handlung Akzente des Genres setzt. 🙂

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