Angriff auf BATMAN! Das kennt der Dunkle Ritter. Er hat wahrhaftig gelernt, damit umzugehen. Aber diese neue Sorte macht ihm schwer zu schaffen. Sie erfolgte heimtückisch und überaus geschickt aus dem Hinterhalt und gleich an zwei Fronten. BATMAN findet schnell einen ersten Hinweis, doch von der Lösung des Falls, in dessen Mittelpunkt er selbst steht, ist er weit entfernt. Sogar wortwörtlich, denn er ist gezwungen, Gotham City zu verlassen und sein Jagdgebiet auf EUROPA auszuweiten. Seine erste Station lautet BERLIN.
BERLIN, PRAG, PARIS und ROM. Große Städte, große Namen. Hier fallen die beiden ewigen Gegenspieler, BATMAN und JOKER, ein. Weil beide von derselben Krankheit befallen sind, agieren sie gemeinsam. Eine sehr unglückliche Mischung, die dauerhaft von Misstrauen geprägt ist. Autor Brian Azzarello und Kollege Matteo Casali schmieden hier ein Paar zusammen, das nur unter Zwang gemeinsam handeln kann. Und selbst dann befindet sich BATMAN im Zweifel, oder der irre Clown an seiner Seite nicht doch plötzlich seine Aggressionen gegen den Dunklen Ritter richtet.
BATMAN EUROPA bietet einerseits ein gewohntes Bild der beiden Erzfeinde, andererseits ist die Präsentation dunkler, (alp)traumhafter und viel, viel bedrohlicher als gewohnt. Selbst der bei DC-Fans allseits bekannte Jim Lee, der mit seinen Arbeiten zu BATMAN und SUPERMAN viel Aufmerksamkeit erregte, reiht sich stilistisch in die surreale Atmosphäre dieser Reise nach EUROPA ein. Denn optisch wird an allen Ecken nach einer Veränderung gesucht. Hier findet sich eine aquarellartige Kolorierung. Ebenso sind, höchstwahrscheinlich computerisiert, Buntstifte und Kreide und Ölfarbe zum Einsatz gekommen.
Die grafische Krönung ist die Ausreizung optischer Eindrücke, wenn in der PARISER Episode versucht wird, einen scheinbaren 3D-Effekt zu erzielen, mit künstlerischer Fotoverfremdung inklusive. Man stelle sich gedruckte 3D-Vorlagen für die gute alte 3D-Brille vor, diese teilweise etwas verschwommen, an anderen Stellen übersch?rft. Hinzu kommt ein künstlerischer Eindruck, etwa, wenn Werke eines H. R. Giger im Vollrausch konsumiert würden. Seltsamerweise passt die Optik zur wahnsinnigen Handlung, auch hier mit einem wahnsinnigen JOKER inklusive.
Wahn mit Methode. BATMAN und JOKER sind schwer krank. Die Optik versucht gerade diesen Aspekt, die immer schwächer werdenden Helden auf ihre Art auszudrücken. Das funktioniert oft, ist aber im Ausdruck (Vorsicht Wortspiel) manchmal zu erdrückend. Faszinierend anzuschauen, gar keine Frage, nur passt es, sobald es zu krass wird, nicht mehr so ganz zu einem BATMAN-Abenteuer.
Zu ungewöhnlich für den BATMAN-Otto-Normalleser. Wer sich mit den üblichen Events innerhalb der Comic-Universen anfreunden kann, dem normal agierenden BATMAN folgt, wird mit diesem Experiment nicht ganz so viel anfangen können. Wer sehen möchte, wie sich ein Superheld einmal anders ausprobiert und durchaus neues Potential entdeckt, sollte einen Blick riskieren. 🙂
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