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Comic Blog


Montag, 15. August 2016

DER ROTE KORSAR – Gesamtausgabe 7

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:43

DER ROTE KORSAR - Gesamtausgabe 7 - Schachmatt den SklavenhändlernDas Schiff des Roten Korsaren ankert vor der afrikanischen Küste. Die Mannschaft benötigt Wasser und vielleicht noch dringender frisches Obst, denn Skorbut greift unter den Matrosen um sich. Immer mehr Männer werden krank. Jedermann an Bord weiß, wie gefährlich eine Landung an der Küste ist. Baba erinnert sich daran, wie er hier von Sklavenhändlern verschleppt wurde. Und jedermann hat eine Vorstellung davon, wie die Einheimischen auf Weiße reagieren, die es wagen, einen Fuß auf den Strand zu setzen. Rick, der Sohn des Roten Korsaren will es dennoch riskieren. Eine Wahl bleibt ihnen nicht. Alle Vorsicht und Vorausschau nützt nicht. Rick und sein Landungstrupp laufen im dichten Dschungel in eine Falle …

Nachdem dem Tod der beiden Ausnahmekünstler Victor Hubinon und Jije stand Autor Jean-Michel Charlier vor der Wahl, die Serie enden zu lassen oder nicht, denn ein Nachfolgezeichner war über zwei Jahre hinweg nicht zu finden. Dann stieß Charlier auf den jungen Illustrator Patrice Pellerin. Zu Beginn der 1980er Jahre fand sich so ein Zeichner, der dem ROTEN KORSAREN noch eine Spur mehr Realismus gab, als es Hubinon und Jije bislang getan hatten. Diese Figuren, die sich fraglos stark an den bisherigen Vorgaben orientierten, bringen ein wenig mehr Kino mit. Sie wirken allesamt härter, der ROTE KORSAR gemeiner, durchtriebener und, betrachtet man die beiden Szenarien, die hier in der 7. Gesamtausgabe abgehandelt werden, das hat er auch bitter nötig.

Seeschlachten, Entführungen, Geiselnahmen, Zweikämpfe, zu Land und zu Wasser, zwischen Halunken und Seestreitkräften aus England und Spanien. Die Welt des ROTEN KORSAREN ist kein Kaffeekränzchen für Matrosen. Dennoch gab es oft eine gewisse Zurückhaltung der Erzählung. Gewalt gab es, sie blieb aber vage. In den beiden Geschichten Die goldene Flotte und Revolte auf Jamaica ändert sich das. Unter dem Gesamttitel Schachmatt den Sklavenhändlern greifen Jean-Michel Charlier und Patrice Pellerin ein sehr düsteres Kapitel der Menschheitsgeschichte auf. Sklavenhandel wird häufig historisch nur mit den Vereinigten Staaten assoziiert. Hier wird deutlich, wie weit die Kreise des Sklavenhandels reichten, wie groß das Drama und die Tragödien dieser Ära waren.

Ein konkreter wie auch ungewöhnlicher Anlass katapultiert die Piraten geradewegs ins Zentrum eines Krieges zwischen Unterdrücker und Sklaven. Das Besondere an den Figuren von Patrice Pellerin ist das gelebte Aussehen. Dieser ROTE KORSAR hat ein raues Leben im Gesicht stehen. Sein Lachen mag noch so herzlich gemeint sein, es schaut aus, als plane er im nächsten Augenblick sein Gegenüber zu verspeisen. Patrice Pellerin ähnelt in seinen Arbeiten stilistisch Jean Giraud, den er noch vor Jean-Michel Charlier kennen lernte.

Bemerkenswert schön anzuschauen sind Massenszenen und weite Blicke, die den beiden Abenteuern eine großartige Atmosphäre verleihen, was aber auch ein Verdienst (im ersten Teil) der Koloristin Claudine Giraud ist. Sie setzt ein beinahe romantisch zu nennendes Licht in Szene. Amerikanische Nächte, Sonnenuntergänge, brennende Wolken verklären die Abenteuer der Piraten und schaffen gleichzeitig eine einzigartige Atmosphäre, die in der Tat an Western wie Blueberry erinnert.

Einen harten Abschluss der Handlung bietet das abschließende Abenteuer REVOLTE AUF JAMAIKA. Das ist nach heutigen Begriffen starkes Action-Kino auf Comic-Seiten, ernsthafter als entsprechendes Blockbuster-Material. Um die Kampfszenen, auch die Spannung etwas aufzuwiegen, folgt noch eine kleine Parodie auf den ROTEN KORSAREN, die bekannte Szenen aufgreift und zudem auf andere bekannte Piraten verweist. Das ist mit großem Augenzwinkern verfasst und gezeichnet.

Prachtvoll! Ein neuer Zeichner reiht sich in den Reigen der Comic-Künstler rund um den ROTEN KORSAREN ein. Patrice Pellerin macht seine Sache ausgezeichnet, gerade mit höchst realistischem Ausdruck bei den Figuren, denen er zusätzliche Tiefe verleiht. Sehr schön! 🙂

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