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Comic Blog


Dienstag, 28. Juni 2016

WE STAND ON GUARD

Filed under: SciFi — Michael um 16:58

WE STAND ON GUARDDie Vereinigten Staaten von Amerika verfügen über keine Wasservorräte mehr. Kurzerhand wird das Nachbarland Kanada überfallen. Dort ist das so wichtige Grundnahrungsmittel noch in Hülle und Fülle vorhanden. Kanada, das den technisch hoch gezüchteten Truppen der USA nichts entgegenzusetzen hat, flüchtet sich mit einigen wenigen Kämpfern in einen Guerillakrieg. Eine junge Frau, Amber, hat bei dem Angriff der Vereinigten Staaten vor Jahren ihre Eltern verloren. Nun findet sie durch den Anschluss an eine Guerillaeinheit endlich die Möglichkeit, sich zu rächen. Wer nichts mehr zu verlieren hat, wer instinktiv weiß, dass der Kampf sowieso verloren ist, ganz gleich, wie sehr er sich anstrengen wird, wird am Ende ohne zu zögern sein Leben in die Waagschale werfen.

Brian K. Vaughan zieht als Grundlage seines SciFi-Thrillers einen uralten Plan der amerikanischen Streitkräfte heran, der tatsächlich mit den Möglichkeiten einer Invasion in Kanada spielte. Damals gedacht als Präventivmaßnahme gegen Angriffe von Großbritannien, ist die Invasion Kanadas hier eine Notwendigkeit für die US-Amerikaner, um die eigenen Ländereien zu schützen. Um den Kriegsplänen Vorschub zu leisten, hat sich Brian K. Vaughan einen fingierten Überfall Kanadas auf das Weiße Haus ausgedacht, um so einen Gegenschlag der Vereinigten Staaten zu rechtfertigen. Dergleichen Finten sind aus dem Zweiten Weltkrieg durchaus bekannt.

Das große Ganze wird in der Handlung von WE STAND ON GUARD eher am Rande gestreift. Brian K. Vaughan konzentriert sich auf eine kanadische Widerstandseinheit und die Bemühungen des amerikanischen Militärs ihrer habhaft zu werden. Der Titel ist einer Zeile der kanadischen Nationalhymne entnommen. Eine Handvoll Leute unterschiedlicher Herkunft steht Wache und vergeltet nach biblischem Maß, nachdem zuvor im Jahre 2112 amerikanische Raketen über Ontario niedergegangen sind und die Stadt in die Steinzeit zurückgebombt haben. 2124 schlägt sich eine Überlebende dieses Bombardements im verschneiten Yellowknife-Gebiet durch und wird von Widerständlern entdeckt.

Technisch perfekte Zeichnungen von Steven Skroce erschaffen eine Welt, die bekannt wirkt und durch ihre Eigenarten dennoch abrückt. Steven Skroce zeigt einen gut durchdachten Hundertjahressprung, ähnlich wie sich unser Jahrzehnt von dem vor einhundert Jahren abhebt. Der Comic-Künstler an der Seite von Brian K. Vaughan war an den Storyboards so bekannter Filmproduktionen wie The Matrix, V wie Vendetta oder I, Robot beteiligt. Die dort zelebrierte Exaktheit überträgt er nahtlos in das Comic-Medium. Körper, Haltungen sind beinahe als Skulpturenvorlagen verwendbar und mit feinem Auge auf die jeweilige Szene abgestimmt. Das Design der einzelnen Figuren passt wunderbar zur Funktion der Charaktere in der Handlung.

Zukunft bedeutet auch eine besondere Sicht auf die Technik. Was könnte in einhundert Jahren möglich sein? Natürlich hat sich die Kriegsmaschinerie weiterentwickelt. Größer, gewaltiger, effektiver ist sie geworden. Menschen werden eingesetzt, aber sie sitzen zuweilen hinter dem Steuer solcher Giganten, dass ein Mechwarrior blass vor Neid werden würde. Die Folter hat sich essentiell verändert, denn der Gefolterte kann unter seinen Qualen kaum noch sterben. Gedankenmanipulation lautet das Zauberwort. Jedwede geistige Vorstellung ist möglich. Ärzte kontrollieren außerhalb, in der Realität, den Gesundheitszustand des Gefangenen. Steven Skroce erhält viele Gelegenheiten insbesondere Militärtechnik zu zeichnen. Faszinierend allerdings sind auch die eher am Rande gezeigten zivilen Hightech-Spielereien.

Ein durchdachter SciFi-Thriller, stark gestaltet, thematisch sicherlich kontrovers, optisch mitunter hart, brutal, abgeschlossen erzählt. Auch Fans von Military-SF kommen hier auf ihre Kosten. Brian K. Vaughan und Steven Skroce bilden ein gutes Team. 🙂

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