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Comic Blog


Sonntag, 26. Juni 2016

PUNISHER – DAS ERSTE JAHR

Filed under: Thriller — Michael um 20:32

PUNISHER - DAS ERSTE JAHREin Massaker. Ein Mann hängt kopfüber an einen Baumstamm gefesselt in einem öffentlichen Park. Die kleine Familie, Vater, Mutter und zwei Töchter, nahebei im Gras liegend, wollte anscheinend picknicken. Eine Thermoskanne liegt umgestoßen auf dem Boden. Ein kleiner Flugdrachen liegt abgestürzt auf Mutter und Kind. Für die Polizisten, die am Tatort ermitteln ist es ein grauenhafter Anblick, dennoch einer, der zu ihrem Alltag gehört. Tote sind in New York keine Seltenheit. Die Leichen werden zum Abtransport vorbereitet und in schwarze Säcke verpackt. In diese furchtbare Routine hinein erwacht einer der vermeintlich Toten plötzlich wieder zum Leben …

MARVEL ist ein Comic-Universum mit einer sehr umfangreichen Sammlung von Helden und Ganoven. Der PUNISHER hat so gut wie jede Figur eine Ursprungsgeschichte, aber seine sollte (neben Spider-Man) zu den bekanntesten gehören. Gangster löschen die gesamte Familie von Frank Castle, einem Armee-Veteranen, aus. Kein gezielter Anschlag steckt dahinter, sondern es geht lediglich um die Beseitigung von Zeugen einer Mafia-Hinrichtung. Castle überlebt mehr zufällig und verletzt. Castle erhält von der Polizei das Versprechen, man werde die Mörder seiner Frau und seiner Kinder aufgrund seiner Zeugenaussage fassen. Dazu kommt es nicht.

Frank Castle wird hier nicht einfach zum PUNISHER, weil er Rache will. Das ist und bleibt sicherlich ein Teil seiner Motivation, aber zuerst lassen ihn die beiden Autoren Dan Abnett und Andy Lanning in dieser 1994 neu erzählten Ursprungsgeschichte einen absolut hoffnungslosen Tiefpunkt erleiden. Völlig verlassen, mutlos und einzig noch vom Schmerz erfüllt, verliert er auch noch das letzte Stück Vertrauen in die Gerechtigkeit. Eben wollte sich Frank Castle noch selber töten, dann begreift er, dass Verzweiflung und eine letzte Konsequenz die falschen Wege sind. Der Kriegsveteran macht das, was er gelernt hat und erklärt dem organisierten Verbrechen den Krieg. Dan Abnett und Andy Lanning erzählen schnörkellos, aber es gibt eine Besonderheit.

Der spätere PUNISHER verweigert sich ausgesprochen lange seinem aufzunehmenden Weg. Zeichner Dale Eaglesham präsentiert der selbst ernannten Rächer als überaus Muskelberg, sportlich durch militärischen Drill. Cover-Künstler Ariel Olivetti hat diesen Style für das Titelbild übernommen. Die übrigen Titelbilder der hier zusammengefassten Miniserie haben einen weniger martialischen Einschlag, als vielmehr deutlich religiöse Anleihen. Frank Castle muss erst leiden, bevor er zum PUNISHER wird. Dale Eaglesham übernimmt zur Darstellung dieses Leidensweges solch monumental überzeichneten Haltungen wie sie zum Beispiel von klassischen Künstlern wie Michelangelo oder Raffael her bekannt sind.

Die Zeichnungen von Dale Eaglesham innerhalb der Handlung verströmen ein wenig 1970er-Jahre-Flair. Das liegt auf einer stilistischen Linie mit Gene Colan (Die Gruft von Dracula), Jack Kirby oder auch, jüngeren Datums, eines Todd McFarlane. Die kraftvolle Figur des Frank Castle bzw. PUNISHER ist nach heutiger Definition ein Wrestler mit Gefühl, weshalb in einer modernen Variante für eine Verfilmung ein David Batista eine gute Wahl wäre, denn die Figur sieht im Comic so aus, als habe Dan Eaglesham 1994 einmal die Existenz eines derart populären Schauspielers mit Wrestling-Wurzeln vorausgeahnt.

Ein ernsthafter PUNISHER in bester Thriller-Manier. PUNISHER ist Krimi, Drama und meilenweit entfernt von irgendwelchen komischen Elementen. Seine Ansiedlung im Marvel-Universum wird einzig durch eine sehr kurze Anwesenheit von Peter Parker dokumentiert. Kein Superheld eilt dem Mann, der seine Familie verloren hat zur Hilfe. Aber auch kein Superheld stellt sich ihm in den Weg, als er seinen Rachefeldzug beginnt. Diese Version weiß zu gefallen, da die Figur sich hier selbst treu bleibt, ohne mit dem Rest des Marvel-Universums großartig in Berührung zu kommen.

Ein ungewöhnlicher Marvel-Held wird geboren. Ohne Superkräfte, allein vom Rachewunsch erfüllt, stellt sich Frank Castle alias PUNISHER der New Yorker Unterwelt und räumt dort auf, wo die gesetzestreuen Polizisten an ihre Grenzen stoßen. Geradlinig erzählt von Dan Abnett und Andy Lanning, mit Blick für ein hartes Szenario gekonnt in Szene gesetzt von Dale Eaglesham. 🙂

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