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Comic Blog


Montag, 02. Mai 2016

BUDDY LONGWAY – Gesamtausgabe 3

Filed under: Abenteuer — Michael um 9:40

BUDDY LONGWAY - Gesamtausgabe 3 - Der Wahn des MenschenWarum sollte man als junger Mensch einem Erwachsenen Glauben schenken? Oder warum sollte die Erfahrung eines anderen zählen? Buddy Longway möchte seine Tochter Kathleen gerne davon abhalten, zu früh mit ihrem Pferd zu reiten. Es könnte weder für sie, noch für das Tier gut sein. Buddy Longway hätte seine Tochter besser kennen sollen, schließlich hat sie so manche Charaktereigenschaft von ihm geerbt. Dazu gehört auch, immerhin in dieser Altersphase, ein gewisses Ungestüm. Buddy kannte dieses Gefühl. Auch er hat seine Fehler gemacht. Fehler, die vielleicht sogar gefährlicher waren, als sie Kathleen nun unterlaufen.

DERIB erzählt mit BUDDY LONGWAY über mehrere Leben im Wilden Westen vor dem amerikanischen Bürgerkrieg. Buddys Familie beläuft sich inzwischen auf vier Personen. Neben den Problemen, die mit Heranwachsenden auftreten können, sind die Schwierigkeiten im urwüchsigen Land weit im Westen des nordamerikanischen Kontinents noch weitaus größer. Das Titelbild und die Überschrift des dritten Bandes der Gesamtausgabe über den Trapper BUDDY LONGWAY bringen es auf den Punkt. DER WAHN DES MENSCHEN teilt sich in verschiedene Aspekte auf. Ein Kern hier ist der Hass auf alles Fremde und der daraus resultierende Vernichtungswille alles Andersartigem.

DERIB vermischt eine straffe und spannende Handlung mit großen Themen. Für Jeremiah steht das Erwachsenwerden im Vordergrund. Ein Ziel zu finden, eine Vision sogar, wie es auch Heranwachsende seines Volkes, die Indianer, tun. Denn obwohl sein Vater ein Weißer ist, ist die Verbindung zur Linie der Mutter viel stärker ausgeprägt. Das Leben in und mit der Natur hat seinen Charakter geformt. Die Begegnung mit der Zivilisation, in Form von Auswirkungen des Goldrauschs und des Hasses auf die Indianer, schreckt ihn und lässt ihn sich noch mehr auf vertrautes Territorium, völlig zu Recht, zurückziehen.

Der weiße Dämon lautet der zweite Titel der hier vereinten vier Alben. Und Dämonisch ist das Stichwort für eine Reihe von Ereignissen, die DERIB seinen vier Helden, der Familie um BUDDY LONGWAY, zumutet. Ihm gelingt es einerseits, eine Art von Paradies zu zeigen, die Schönheit von Leben, wie es sein könnte. Andererseits stellt DERIB das Dämönische gegenüber, als eine Art Brunnenvergifter, das sich hinter Täuschung verbirgt, großen Worten und häufig überfallartig über die Protagonisten hinweg rollt. Der ebenfalls titelgebende Captain Ryan stellt eines dieser bösartigen Elemente in den Geschichten dar. DERIB schildert, wie sehr der Mann von seinem Hass zerfressen wird und gleichzeitig seine Soldaten in seinen ganz persönlichen Rachefeldzug hineinzieht und bis dahin unbescholtene Männer instrumentalisiert.

Aber auch das scheinbar Natürliche kann sich der Kritik nicht entziehen. Die Mannesproben der Indianer, die, einer Vision folgend, an der Schwelle zum Erwachsenen abgelegt werden, um endgültig zu reifen, stellen hier einen Eingriff in das natürliche Gefüge dar, obwohl sie seit Menschengedenken zum natürlichen Kreislauf gehören. Jeremiah, der Sohn von BUDDY LONGWAY, gelangt zu einer anderen Erkenntnis als jener, die er ursprünglich erwartet hat. DERIB ist nicht nur ein schlauer Erzähler, ihm gelingt es auch auf einfache Weise, eine leichte Form der Philosophie, ein wenig Ethik zu vermitteln. Gerade so, wie BUDDY LONGWAY seinen Kindern Geschichten erzählt, um diesen einen Rat oder eine Weisheit zu veranschaulichen, verhält sich auch DERIB gegenüber seinen Lesern. DERIB überschreitet damit leichtfüßig und ohne Druck auf den Leser die Trennlinie vom Comic zur Literatur.

Zeichenstil: gestern und heute. In der ersten Geschichte im vorliegenden Sammelband gestattet sich DERIB einen nostalgischen Rückblick. Er lässt BUDDY LONGWAY nicht nur aus dessen Anfangstagen als Trapper erzählen, er zeichnet ihn auch wieder mehr cartoony, wie er es zu Beginn der Serie getan hat. So grenzen sich die Erinnerungen deutlich zur familiären Gegenwart ab, die DERIB mit seinem wunderbaren Realismus zu Papier bringt. Auf diese Art wird auch der Humor seiner Erzählung deutlicher, ohne wörtlich in einen Witz abzugleiten, der sich schlecht übersetzen lässt. Die Situationskomik versteht jeder.

DERIB versteht es einfach mit seiner Figur BUDDY LONGWAY Geschichten zu erzählen. Sie wirken nicht nur echt, sondern auch wahrhaftig, als wäre diesen Menschen heimlich über die Schulter geschaut worden. Eine große Geschichte, die mehr als nur ein Western ist. Erste Klasse! 🙂

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