Sonja verbringt viel Zeit im Leuchtturm ihres Vaters und beobachtet die Eintönigkeit in dem kleinen Küstenstädtchen, in dem jeder jeden kennt. Die Merkwürdigkeiten, von denen so mancher erzählt, will sie nicht glauben, ob wohl die seltsam aufsteigenden Blasen im Meer schon unheimlich sind. Aber deshalb die Geschichten von einem Echsenmann für bare Münze nehmen, der hier sein Unwesen treiben soll? Niemals. Doch eines Tages verschwindet völlig überraschend ihr Kater Victuals. Sonja macht sich große Sorgen. Leider findet sie ihn nicht. Und die Zettel mit der Bitte um Hinweise zum Verschwinden des Tiers bleiben ebenfalls ergebnislos. Sie hat schon alle Hoffnung aufgegeben, da wird der Kater an der Küste angeschwemmt.
Es wurde ein Comic. Autor und Zeichner Jason Brubaker hatte bereits vor sehr langer Zeit die Idee zu dieser Geschichte, hätte sie damals aber viel lieber als Animation gesehen. Mit einem Karrieresprung wurde die Umsetzung geändert. Aus reMind wurde eine seitenweise Handlung. Ein Mädchen und ihre Katze und noch ein kleines Wesen stehen im Mittelpunkt. Sonja rückt nach und nach etwas in den Hintergrund, während es vordringlich das Schicksal von Victuals zu klären gibt, der dazu einen ungewöhnlichen Tauchgang beschreiten muss.
Jason Brubaker hat sich etwas einfallen lassen. Denn es wartet eine Welt auf ihre Entdeckung und Erinnerungen müssen gleichfalls wieder gefunden werden. Diese fremde Welt besitzt etwas Grimm’sches, da ist ein Stück Popkultur drin, da ist viel Träumerei und Fantasie. Aber wie in jedem Märchen wartet auch Gewalt auf den Helden, nicht zuletzt hervorgerufen durch Intrigen. Und wer genau hinschaut, mag auch ein Frankenstein’sches Element entdecken.
Grafisch wendet Jason Brubaker verschiedene Stile an. Für seine menschlichen Figuren kommt etwas zum Tragen, das ich einen skurrilen Realismus nennen möchte. Meist ist es nur Sonja, die der Leser zu sehen bekommt, aber als Mensch setzt sie sich deutlich von den übrigen Kreaturen ab, allen voran den Kater Victuals, der nicht nur durch seinen merkwürdigen Tiernamen besticht. Ein sehr breiter Kopf mit oval senkrecht angeordneten Augen und Spitzohren wie Antennen ziert die obere Hälfte seines ansonsten eher unauffälligen Körpers. Damit findet sich auch gleich eine weitere Vorgehensweise von Jason Brubaker.
Eine Besonderheit wird bei einer Figur in den Vordergrund gestellt. Das stempelt sie optisch in einem Bilderrausch, der meist sehr großformatig inszeniert wird. Manche nicht gestellte Frage, findet sich im weiteren Verlauf beantwortet. Wer sich wunderte, warum Victuals Kopf künstlerisch übersteigert dargestellt wird, während der Rest des Körpers dahinter zurückbleibt, findet die Lösung in einem Taucheranzug, den Victuals für sein weiteres Abenteuer anziehen muss. Hier schöpft Jason Brubaker ganz nach der Art eines Jules Verne wieder aus dem Vollen. In skizzenartigem Strich entwirft Brubaker daraufhin eine alptraumhafte schrottreife Welt, wie sie von der Science Fiction gerne in Dystopien verwendet wird.
Anders, eigensinnig, abseits des Mainstreams, dunkel, mit skurrilen Einfällen regelrecht durchflutet, gestaltet Jason Brubaker den Auftaktband zu reMind, an dessen Ende noch so manche Fragen offen bleiben. Eine interessante Mischung zwischen Science Fiction und Fantasy. 🙂
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